Flossbach von Storch Research Institute Abseits des Zufalls

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Fall 2:

Nach eingehender Analyse kommen wir zu dem Urteil, dass lediglich 25 Prozent aller aktiv gemanagten Fonds tatsächlich einer fundierten Anlagestrategie folgen (P(B) = 25 Prozent). Die restlichen 75 Prozent machen sich vom Zufall abhängig und hoffen auf ein glückliches Händchen.

Die Wahrscheinlichkeit, dass ein Fonds mit überdurchschnittlicher Performance auch derjenige ist, der die von uns identifizierten Eigenschaften besitzt, schätzen wir auf 50 Prozent (P(B|A) = 50 Prozent). Daraus lässt sich die Wahrscheinlichkeit ermitteln, dass ein Anleger einen Fonds mit einer langfristig überdurchschnittlichen Performance auswählt unter der Bedingung, dass der Fonds eine Anlagephilosophie besitzt:

P(A|B) = P(B|A) * P(A) / P(B) = 50,0 Prozent * 28,4 Prozent / 25,0 Prozent = 56,8 Prozent.

Entscheidet man sich also für einen Fonds mit den diskutierten Erfolgsvoraussetzungen, so handelt es sich dabei in 56,8 Prozent der Fälle um einen Fonds mit überdurchschnittlicher Wertentwicklung.

Identifiziert man also die entscheidenden Erfolgsfaktoren eines Fondsmanagers, so kann man seine Erfolgschance als Investor in diesem Beispiel verdoppeln. Natürlich steht und fällt dieses Ergebnis mit den zugrundeliegenden Annahmen hinsichtlich der geschätzten Wahrscheinlichkeiten beziehungsweise korrekten Identifikation der Erfolgsfaktoren.

Es zeigt allerdings auf, dass es sich für den mündigen Anleger durchaus lohnen kann, die Existenz glaubwürdiger Erfolgsfaktoren auf Seiten des Fondsmanagements genau zu überprüfen.

Fazit

Die Mehrzahl der aktiven Fonds hat es innerhalb der vergangenen Dekade nicht geschafft, sich gegenüber dem Markt zu behaupten. Dennoch haben einige der einbezogenen Fonds eine überaus erfreuliche Wertentwicklung vorzuweisen, die die des breiten Marktes teils deutlich übertrifft.

Natürlich lässt sich die vergangene Wertentwicklung niemals in die Zukunft fortschreiben und ein Fondsmanager, der heute noch von der Spitze der Bestenlisten grüßt, kann sich bereits morgen am anderen Ende einer solchen Skala wiederfinden. Um dieses Risiko zu vermindern, ist es aus Sicht eines Investors unabdingbar, sich mit der Frage des Zustandekommens und damit auch der Nachhaltigkeit des vergangenen Erfolges auseinanderzusetzen. Doch gibt es gewisse Faktoren, die den Erfolg einer Wertpapieranlage abseits des Zufalls erklären könnten.

 

Über die Autoren:
Dr. Kai Lehmann ist seit Juni 2014 als Senior-Research-Analyst am Flossbach von Storch Research Institute tätig. Der Fokus seiner Tätigkeit liegt auf Unternehmens- und Aktienmarktanalysen, wobei er sich insbesondere mit Fragestellungen der internationalen Rechnungslegung und empirischer Kapitalmarktforschung beschäftigt. Zudem ist er Lehrbeauftragter der Technischen Hochschule Köln.

Dr. Agnieszka Gehringer ist seit 2015 am Flossbach von Storch Research Institute tätig. Die habilitierte Volkswirtin lehrt an der Universität Göttingen, hat zahlreich in internationalen Fachzeitschriften publiziert und ist Gutachterin für die EU.

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