Performance-Vergleich Was aktives Fondsmanagement leisten kann

Alexander Beffert, Vorstand der Vermögensbutler AG mit Sitz in Ditzingen nahe Stuttgart

Alexander Beffert, Vorstand der Vermögensbutler AG mit Sitz in Ditzingen nahe Stuttgart

Börsennotierte Indexfonds haben in den vergangenen Jahren enorm an Bedeutung und Anlagevolumen gewonnen. Ein Grund ist sicher der oft beschriebene Anlagecharakter von ETFs – einfach, transparent und günstig. Überschriften in Zeitungen wie „Aktienkäufe sind ein Kinderspiel“ oder „Das Pantoffel-Portfolio – Wie Sie bequem Geld anlegen“ unterstreichen das.

Doch kann Vermögensanlage tatsächlich so einfach sein? Dieser Frage wollen wir auf den Grund gehen. Kritische Aspekte bei der Anlage von ETFs wie die Handelsmargen der Banken, Zusammensetzung der Indizes oder Auswahl geeigneter ETFs spielen bei dieser Betrachtung keine Rolle.

Passive Anlagen besser?

Wie kommt es zur Aussage, dass passive Anlagen besser als aktive seien? Ein Grund sind sicherlich die bisherigen Studien zum Thema. Deren Vorgehensweisen gleichen sich meist: Die Ergebnisse eines Indexes wie des Dax werden mit denen von aktiven Managern, deren Universum ebenfalls der Dax ist, verglichen. Meist lautet das Ergebnis: passiv schlägt aktiv.

Als Hauptgrund werden die Kosten genannt. Bei der Umsetzung in die Anlagepraxis wird in vielen Fällen ein einfacher Weg eingeschlagen. Als Erfolgsrezept für einen Anleger mit ausgewogenem Chance-Risiko-Empfinden wird eine Anlage in jeweils 50 Prozent Aktien- und Anleihe-ETFs empfohlen – eine Streuung erfolgt ausschließlich nach Anlageklassen.

Diese Strategie ist allerdings ungebremst den Kapitalmarktschwankungen ausgesetzt, weil niemand die Anlagequoten aktiv steuert. Um das Drawdown-Risiko ertragen zu können, bedarf es eines nervenstarken Anlegers. Immerhin rutscht die beschriebene ETF-Anlage bei einem Aktienmarktrückgang von 40 Prozent – wie im Jahr 2008 geschehen – mit 20 Prozent ins Minus.

Unruhe bei den Anlegern

Hinzu kommt, dass sich in solchen Krisensituationen die Korrelationen zwischen den einzelnen Vermögensklassen annähern. Die gewollte Risikostreuung versagt weitestgehend. Folge alldessen: Unruhe bei den meisten Anlegern. Um eine Vermögensanlage langfristig robuster zu gestalten, bedarf es neben dem Streuen über unterschiedliche Anlageklassen auch der Kombination verschiedener aktiver Anlagestile.

Leider gibt es hierbei nicht den einen Vermögensverwalter oder die eine Anlagestrategie, die für jede Börsenwetterlage passen. Jeder einzelne Vermögensverwalter kann immer nur ein Teil einer Lösung sein. Ein Blick zurück zeigt, ob die Kombination von aktiven Anlagestrategien oder vergleichbaren passiven Anlagen erfolgreicher war.

Der Härtetest

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Für die Gegenüberstellungen wählen wir fünf aktive Verwalter, die alle für den Zeitraum Anfang 2008 bis Ende 2015 einen echten Track Record aufweisen. Jeder dieser Verwalter verfolgt eine andere Anlagestrategie. Alle fünf Verwalter gewichten wir zueinander gleich (siehe Infografik oben, 1. Schritt).

Auf Basis der maximalen Richtgrößen der fünf Anlagerichtlinien ergibt sich eine Vermögensstruktur von 34 Prozent Staatsanleihen Europa, 14 Prozent Unternehmensanleihen Europa sowie 24, 20 und 8 Prozent Aktien Europa, Welt und Deutschland. Im zweiten Schritt wurde jeder Anlageklasse eine vergleichbare passive Anlage zugeordnet.

Aktive Strategie vorn

Dabei wurde darauf geachtet, passive Bausteine zu verwenden, die es möglichst seit dem 1. Januar 2008 als Anlage gibt. Das Ergebnis mag Kritiker des aktiven Fondsmanagements überraschen: Die aktive Strategie erzielte von Anfang 2008 bis Ende März 2016 eine jährliche Performance von durchschnittlich 5,6 Prozent, die passive lediglich 4,2 Prozent.

Das Kombinieren der fünf aktiven Verwalter hat im Vergleich zu den passiven Anlagen geholfen, die Vermögensrückgänge in turbulenten Börsenzeiten zu verringern – vor allem Ende 2008 und in abgeschwächter Form 2011. Das schont die Nerven des Anlegers, und sein Vermögen profitiert von der deutlich weniger reduzierten Vermögensbasis.

Selbst in ruhigeren Börsenphasen konnte die aktive Anlagestrategie durchaus mithalten – trotz des Zwischenspurts der passiven Anlagen in den Jahren 2013 bis 2015. Ein so zusammengestelltes Kundenportfolio ist allerdings keine statische Größe. Die Anlage bedarf einer laufenden und unabhängigen Beobachtung.

Aktive Strategie mit passiven Anlagen

Jede einzelne Vermögensverwaltungsstrategie hat Vor- und Nachteile. Eine Vielzahl von Vermögensverwaltern, die jahrelang gute Ergebnisse ablieferten, ist durch Veränderungen am Kapitalmarkt schlagartig nicht mehr wettbewerbsfähig. Ein aktuelles Beispiel für enorme Veränderungen ist die derzeitige Zinspolitik der Europäischen Zentralbank, die manche Verwaltungsstrategien vor nicht zu lösende Probleme stellt.

In diesem Fall wird gemeinsam mit den Kunden die Situation erörtert und werden passendere Anlagelösungen gesucht. Ein ausreichend großer Überblick zu den möglichen Verwaltungskonzepten ist dabei wichtig. Um Lösungen bieten zu können, sollten laufend neue Verwalter analysiert werden. Selbstverständlich spielen dabei auch ETFs eine Rolle – allerdings nur innerhalb einer aktiven Anlagestrategie, die mit passiven Anlagen umgesetzt wird. 


Über den Autor:
Alexander Beffert ist seit 2011 Vorstand der Vermögensbutler AG aus Ditzingen (nahe Stuttgart). Die unabhängige Beratungsgesellschaft begleitet als Honorarberater ihre Mandanten in Vermögensfragen. Weitere Berufsstationen von Alexander Beffert waren bei der LGT Bank Deutschland, der Merck Finck Treuhand und der früheren Vereins- und Westbank.

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