Wolfram Gerdes „Fast alle unsere Mandate sind aktiv gemanagt“

Wolfram Gerdes ist seit November 2011 für KZVK und VKPB als Mitglied des Vorstandes für Kapitalanlagen und Finanzen zuständig

Wolfram Gerdes ist seit November 2011 für KZVK und VKPB als Mitglied des Vorstandes für Kapitalanlagen und Finanzen zuständig Foto: Markus Kirchgessner

Herr Gerdes, als Vorstand für Kapitalanlagen und Finanzen von KZVK und VKPB ist es für Sie im derzeitigen Niedrigzinsumfeld vermutlich nicht einfach, auf den von Ihnen angestrebten Zielzins von 4 Prozent für die KZVK beziehungsweise 4,25 Prozent für die VKPB zu kommen. Wie machen Sie das?

Wolfram Gerdes:
Es ist durchaus eine Herausforderung. Wir sind allerdings gut aufgestellt und verfügen über ausreichend stille Reserven, die wir auflösen können. Dennoch sind wir dabei, den Rechnungszins moderat abzusenken, vorerst um 0,25 Prozent. In den vergangenen vier, fünf Jahren haben wir den Zielzins übrigens nicht nur erreicht, sondern lagen deutlich darüber.

Woher kommen Ihre Erträge?

Gerdes: Im Moment profitieren wir davon, dass wir nach Buchwert bilanzieren und durch schon lange laufende Anleihen einen höheren Zins vereinnahmen. Noch kommen wir so auf etwa 3 Prozent. Klar ist, dass ein Rechnungszins von 4 Prozent nicht ohne einen nennenswerten Anteil an Risiko-Assets zu erzielen ist, der Rest muss also aus Risikoprämien kommen. Wir kalkulieren bei Aktien mit Risikoprämien von 4 Prozent über dem Ertrag von Renten. Historisch ist das relativ gut belegt, auch für die vergangenen 20 Jahre. Bei unserem Aktienanteil von 20 Prozent bis 25 Prozent bringt uns das 1 Prozent zusätzlichen Ertrag im langjährigen Durchschnitt.

Welche Anlageklassen berücksichtigen Sie in Ihrem Portfolio?

Gerdes:
Wir investieren natürlich auch in andere Anlagen als Aktien und Renten, etwa Immobilien. Zudem streuen wir bei Aktien und Anleihen stark, setzen im Anleihebereich also auch auf High Yield-, Unternehmens- und Schwellenländeranleihen, sodass trotz Niedrigzinsphase der Ertrag des Rentenportfolios signifikant über 1 Prozent liegt. Die wesentliche Risikoprämie stammt aber aus Aktien.

Unterscheiden Sie sich, was Aktien angeht, von anderen Versorgungskassen?

Gerdes:
Im Vergleich zu Versicherungen, die unter das Solvency-Regime fallen, sind wir eindeutig anders aufgestellt, deren Aktienanteil ist viel niedriger. Gegenüber anderen Versorgungskassen oder berufsständischen Versorgungswerken sehe ich keinen großen Unterschied. Wenn ich mich mit anderen Versorgungswerken austausche, zeigt sich: Auch diese haben durchweg höhere Aktienquoten.

Welche Regionen bevorzugen Sie?

Gerdes:
Bei Aktien ist der Leitgedanke ganz klar maximale Diversifizierung. Das heißt: keine Bevorzugung des Euroraums. Grob betrachtet entfällt ein Drittel unseres Aktien-Exposures auf Europa, ein Drittel auf die USA und ein Drittel auf Asien und Emerging Markets.

Welche Rolle spielt für Sie die Marktkapitalisierung der Unternehmen?

Gerdes:
Wir diversifizieren über Regionen, über Stile und über Large Caps/Small Caps. Dass es eine Small Cap-Risikoprämie gibt, lässt sich belegen, man wäre schlecht beraten, wenn man diese nicht einbauen würde. Was Stile angeht, verfolgen wir unter anderem den Value-Ansatz, der ebenfalls statistisch gut untermauert ist. Daneben haben wir auch verschiedene Momentum-Mandate. Insgesamt gilt: Diversifikation ist kostenlos, daher sollte man so viel wie möglich diversifizieren.