Börsengänge fallen auf niedrigsten Stand seit 2008 Spitzenreiter – Deutschland überholt europäischen Nachbarn bei Green Bonds

Sonnige Aussichten für ESG-Anleihen: Deutschland ist mittlerweile größter Emittent.

Sonnige Aussichten für ESG-Anleihen: Deutschland ist mittlerweile größter Emittent. Foto: Imago Images / Panthermedia

Deutschland ist seit diesem Jahr der größte Emittent von ESG-Anleihen. Das zeigt ein Bericht der Association for Financial Markets in Europe (Afme). Diese hat gemeinsam mit elf weiteren europäischen und internationalen Organisationen die sechste Ausgabe des jährlichen Kapitalmarktreports „Capital Markets Union – Key Performance Indicators“ veröffentlicht. Dieser misst die Fortschritte der europäischen Kapitalmärkte anhand von neun Schlüsselfaktoren und analysiert die Entwicklung über die vergangenen sechs Jahre.

Deutschland hat mittlerweile Frankreich bei Green Bonds überholt und ist mit 20,3 Prozent Marktanteil im ersten Halbjahr 2023 EU-weit der größte Emittent. In Deutschland wurde das vierte Jahr in Folge das größte Volumen an grünen Anleihen aller EU-Länder ausgegeben: 36,9 Milliarden Euro im ersten Halbjahr 2023 – im Vergleich dazu 58,6 Milliarden Euro im Gesamtjahr 2022 beziehungsweise 48,8 Milliarden Euro im Jahr 2021 und 33,8 Milliarden Euro im Jahr 2020.

Weniger Börsenneuzugänge

Gleichzeitig zeigt sich der deutsche Markt für Börsengänge von nicht-finanziellen Kapitalgesellschaften in der ersten Jahreshälfte 2023 äußerst inaktiv. Bis Juni wurden 400 Millionen Euro von nicht-finanziellen Kapitalgesellschaften emittiert. Das entspricht einem Rückgang von 91,5 Prozent gegenüber 2022.

Vergangenes Jahr wurden 9,1 Milliarden Euro ausgegeben, was laut Afme fast ausschließlich auf den Börsengang von Porsche zurückzuführen ist, gleichzeitig der größte europäische Börsengang im Jahr 2022. Die Daten würden die aktuelle Herausforderung beim Zugang zu den Kapitalmärkten für Start-ups, Wachstumsunternehmen und KMUs unterstreichen.

 

Ádám Farkas, Geschäftsführer von Afme, sagt: „Der diesjährige Bericht zeigt die Attraktivität des deutschen Finanzökosystems insgesamt. Gleichzeitig bestätigt er aber auch den Trend, dass immer mehr europäische Unternehmen außerhalb der EU an die Börse gehen – in Deutschland fiel die Zahl der IPOs auf den niedrigsten Stand seit über zehn Jahren.“

Kapitalmarktunion als Schlüssel für Wettbewerbsfähigkeit

Laut Farkas konkurriert die EU mit anderen globalen Finanzmärkten um Börsengänge und
Auslandsinvestitionen. Deshalb bleibe die Kapitalmarktunion ein wesentlicher Schlüssel, um Europas Wettbewerbsfähigkeit als Finanzmarkt sicherzustellen. Frankreich und Deutschland haben vor kurzem ihre Roadmap für die Kapitalmarktunion vorgelegt. Diese enthalte wichtige Vorschläge für das weitere Vorgehen und werde nun in der Eurogruppe erörtert, um Empfehlungen für die nächste EU-Kommission zu formulieren.


Den vollständigen Bericht in englischer Sprache finden Sie hier.

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