Studie von Resfutura Wie Hochvermögende zu Nachhaltigkeit stehen

Yvonne Brückner vom Forschungsinstitut Resfutura. Das Forschungsinstitut hat im Rahmen einer Studie eine Umfrage zum Thema Nachhaltigkeit bei Hochvermögenden durchgeführt.

Yvonne Brückner vom Forschungsinstitut Resfutura. Das Forschungsinstitut hat im Rahmen einer Studie eine Umfrage zum Thema Nachhaltigkeit bei Hochvermögenden durchgeführt. Foto: Resfutura

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Der Kapitalmarkt soll nach dem Willen des Regulators die Transformation hin zu nachhaltigem Wirtschaften wirkungsvoll unterstützen. Doch wie stehen Hochvermögende bislang zum Thema Nachhaltigkeit? Das Forschungsinstitut Resfutura hat dazu jetzt Ergebnisse einer in Breite und Tiefe bislang wohl einmaligen Studie veröffentlicht.

In verzahnten Erhebungen haben die Forscher Angaben von 100 hochvermögenden Personen zusammengetragen, sogenannten Ultra High Net Worth Individuals (UHNWIs). Dazu kommen die Antworten von 111 Dienstleistern, die in relevanten Positionen für im Dach-Raum aktive Banken, Vermögensverwalter, Rechts- und Steuerberater und Multi Family Offices tätig sind. 

Nachhaltigkeitsverständnis der Hochvermögenden: Outside-in vor Inside-out

Ausgangspunkt der Analyse ist das, was noch immer Gegenstand vieler Diskussionen und Präzisierungen ist, nämlich ein grundsätzliches Verständnis von Nachhaltigkeit. Denn zwar liefern die Vereinten Nationen mit den SDGs und viele weitere Datenanbieter mit ESG-Ratings Anhaltspunkte für eine Definition von Nachhaltigkeit, das Verständnis der Hochvermögenden weicht davon aber durchaus ab. Für sie zählt bisher mehrheitlich vor allem die sogenannte Outside-in-Perspektive, erklären die Studienautoren rund um Yvonne Brückner: „Während die Inside-Out-Perspektive die Wirkung einer Einheit auf Umwelt und Gesellschaft in den Blick nimmt, werden bei der Outside-In-Perspektive Wirkungen von Umwelt und Gesellschaft auf die Einheit betrachtet.“ Die Einheit ist in diesem Falle der Hochvermögende selbst.

Für jeweils etwa drei Viertel der Befragten ist im Kontext nachhaltigen Handelns der eigene unternehmerische Erfolg beziehungsweise die Sicherung des eigenen Privatvermögens zentral. Weitere Ziele wie die Einhaltung planetarer Grenzen, dauerhafte gesellschaftliche Prosperität sowie verantwortungsvolle Führungspraktiken sind bei jüngeren Vermögensinhabern und Milliardären deutlich gefragter als bei älteren und solchen mit kleineren Vermögen – im Kreis aller Befragten ist der eigene langfristige Erfolg durchaus der wichtigste Aspekt im Nachhaltigkeitsverständnis der Hochvermögenden.

Interesse an Nachhaltigkeit wächst – Renditeerzielung bleibt wichtiger

Etwa die Hälfte der befragten Dienstleister gibt an, dass das Interesse betreuter UHNWIs am Themenkomplex in den vergangenen fünf Jahren leicht, bei 29 Prozent sogar stark gewachsen ist. Allerdings geben weniger als 15 Prozent der Dienstleister an, dass aktuell eine Mehrheit ihrer hochvermögenden Kunden Nachhaltigkeitsfragen aktiv thematisiere. 

Vielmehr herrsche vielerorts noch die Einschätzung vor, Nachhaltigkeit sei ein primär ideologisches, nicht etwa ökonomisches Thema. Und: Noch immer befürchten die Befragten, dass die Berücksichtigung von Nachhaltigkeit zulasten erzielbarer Rendite gehe und die Diversifikationsmöglichkeiten drastisch beschneide. „Die wissenschaftliche Befundlage, die zweifelsfrei aufzeigt, dass keine Schlechterstellung zu befürchten steht, sondern sogar Mehrwerte in Aussicht stehen, scheint bislang längst nicht allgemein bekannt“, erklären die Studienautoren.

Bei den Gesprächen müssen die Dienstleister deshalb aus ihrer Sicht noch oft Aufbauarbeit leisten: Denn während nur 20 Prozent von ihnen den Hochvermögenden ein „sehr gutes“ oder „gutes“ Verständnis von ESG oder Impact Investing attestieren, stellen sich ganze 57 Prozent der Hochvermögenden selbst ein entsprechend „gutes“ oder „sehr gutes“ Zeugnis aus. Geht es um Impact Investing, ist das Bild noch drastischer: Das Verhältnis liegt dann bei 14 zu 56 Prozent.

 

Obwohl Hochvermögende bislang Nachhaltigkeit also selten von sich aus auf die Agenda setzen, betonen die befragten Dienstleister, dass Gespräche zu Nachhaltigkeit auf Basis eines von ihnen ausgehenden Impulses zumeist offen und konstruktiv verliefen. Rund die Hälfte gibt an, eine Mehrheit ihrer hochvermögenden Kunden und Mandanten gehöre zu dieser Gruppe, 29 Prozent von ihnen sehen den entsprechenden Kundenanteil sogar bei über 75 Prozent. 

Als Schlüssel für die auf Ansprache positive Reaktion benennen die Dienstleister der Hochvermögenden mehrere Argumente. Besonders wichtig: die Aufklärung über wirtschaftliche Mehrwerte. Diese werden von 39 Prozent der Dienstleister als zentral angegeben, ein weiteres Drittel sieht den Beitrag zur Transition als wichtigstes Argument. Etwa 30 Prozent argumentieren, dass die Attraktivität des Vermögens für die nachfolgende Generation zunehme.

Jüngere Generation als Treiber – und gute Erfahrungen als Ansatzpunkt

Diese nachfolgende Generation spielt bislang mit Blick auf die Berücksichtigung von Nachhaltigkeit eine zentrale Rolle: Sie gilt in Nachhaltigkeitsthemen nicht nur als besser informiert, sondern stellt auch die meisten aktiven Nachhaltigkeitsnachfrager, die insgesamt noch eine klare Minderheit verkörpern: Rund ein Drittel der befragten Dienstleister beziffert diese auf weniger als zehn Prozent der Gesamtheit ihrer hochvermögenden Kunden, ein weiteres Viertel auf zwischen zehn und 25 Prozent. 

 „Trotz ihres Informationsvorsprungs verfolgt auch die nachfolgende Generation Nachhaltigkeitsstrategien mehrheitlich nicht primär, um von wirtschaftlichen Mehrwerten zu profitieren, sondern aus empfundener Verantwortung“, erklärt Brückner. Zudem beschränke sie sich in ihrem Engagement vielfach nicht auf eigene Investments, sondern fordere auch von ihren Eltern im Umgang mit dem Familienvermögen die Berücksichtigung von Nachhaltigkeitsaspekten ein. Mit bislang mäßigem Erfolg: „Die Argumentation mit Fokus auf Verantwortung führt bei Letzteren allerdings initial häufig zu reservierten Reaktionen.“