Das süße Leben ist vorbei Wie man mit dem schwierigen Markt für Hochzinsanleihen umgeht

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Die Rendite einer Hochzinsanleihe setzt sich aus einem risikofreien Teil und einem Risikoaufschlag zusammen. Bei Ersterem soll es laut Experten in den USA wegen Inflation, Leitzins und Steuerprogramm weiter aufwärts gehen. Die Eurozone dürfte weiter zurückbleiben, aber auch hier zeigen die Renditen zum Beispiel von Bundesanleihen seit einigen Monaten nach oben.

Bei den Renditeaufschlägen (Spreads) lautet die Regel: Verringern sie sich, weil die Bonität der Unternehmen steigt, federt das den Renditeanstieg von risikofreien Anlagen ab und hält die High-Yield-Kurse stabil. Nur sind die Spreads schon so eng wie zuletzt vor der Finanzkrise, zumindest in Anleihe-Indizes. Und tritt das ein, was man bei S&P befürchtet – die Unternehmen verheben sich an den Schulden –, vergrößern sich die Spreads. Und das drückt die Kurse besonders stark nach unten.

Es wird eine holprige Fahrt, die vor allem die mit Milliarden gefluteten High-Yield-Indizes zu spüren bekommen. Einen Vorgeschmack gab es schon. Von Jahresbeginn bis Ende Februar zogen Anleger aus den zwei populärsten Hochzins-Indexfonds, dem iShares iBoxx High Yield und dem SPDR Bloomberg Barclays US High Yield, 5,7 Milliarden Dollar ab.

Selten war es so wichtig wie heute, jemanden ranzulassen, der weiß, was er tut. Jemanden, der sich bewusst von Indizes fernhält. So sind sich zum Beispiel die Anleihespezialisten von Loomis Sayles der Schuldenproblematik sehr wohl bewusst. „Wir arbeiten mit Analysten daran, die Einheiten zu finden, deren Cashflows voraussichtlich stabil bleiben werden“, sagt Elaine Stokes, die für den Natixis Loomis Sayles High Income mitverantwortlich ist.

In einer anderen Hinsicht will sie beruhigen: „Die zugrunde liegenden Fundamentaldaten bleiben weiter in Ordnung, angesichts unseres positiven Ausblicks für Unternehmensgewinne und die geringe Wahrscheinlichkeit für Ausfäl le oder gar eine Rezession.“ In diesem Teil des Kreditzyklus seien die Schuldenstände zwar hoch, aber insgesamt halte man die Bilanzen für gesund und die Unternehmen für fähig, ihre Zinsen zu zahlen.

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Auch bei Degroof Petercam will man den düsteren Ausblick von S&P nicht übernehmen. Senior-Portfoliomanager Bernard Lalière ist für den DPAM L Bonds Euro Corporate High Yield mitverantwortlich. „Wir sehen auf breiter Front solide Unternehmensergebnisse, während der Leverage gleichzeitig weiter sinkt. Auch der Zinsdeckungsgrad verbessert sich stetig. Wir gehen nicht von einer baldigen Zunahme der Ausfälle bei europäischen Hochzinsanleihen aus“, sagt Lalière.

Sicherlich wird sich erst noch zeigen, ob solche Kommentare nur das Pfeifen im Wald sind oder ob S&P zu schwarz gemalt hat. Auf jeden Fall gilt mehr denn je: hinschauen, welche Anleihen man sich ins Portfolio holt. Oder holen lässt.

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