Das süße Leben ist vorbei Wie man mit dem schwierigen Markt für Hochzinsanleihen umgeht

Einer der wenigen  Anleihe-Ausfälle der vergangenen Jahre

Einer der wenigen Anleihe-Ausfälle der vergangenen Jahre: Der US-Spielzeughändler Toys “R” Us meldete im September 2017 Insolvenz an.

Es war genau das, was der damalige Chef der US-Notenbank, Ben Bernanke, wollte: dass sich US-Unternehmen Geld leihen. Dass das Kreditgeschäft brummt. Dass viele Unternehmen die Wirtschaftskrise überleben. Doch neue Zahlen der Rating-Agentur Standard & Poor’s (S&P) lassen aufhorchen.

Demnach sind von rund 13.000 Unternehmen weltweit inzwischen 37 Prozent hoch verschuldet. Das sind 5 Prozentpunkte mehr als 2007 vor der Finanzkrise. Wobei – das muss man dazu sagen – die Kredite vor allem in China explodierten.

Dank Bernankes Zins-Tiefdruckgebiet haben auch Unternehmen überlebt, die normale Zeiten nie überstanden hätten. Nun steigen in den USA die Zinsen, und die Frage ist, ob die Unternehmen ihre Schulden dann noch bedienen können.

Bei S&P ist man sich da nicht so sicher. Nicht einmal die in diesem Jahr weiter steigenden Unternehmensgewinne würden für den Zinsdienst noch ausreichen, heißt es von den Kreditprüfern. „Eine deutliche Preiskorrektur an den Anleihemärkten oder eine schneller als erwartete Normalisierung der Geldmarktzinsen könnten die Kreditstrukturen beeinträchtigen und den nächsten Ausfallzyklus auslösen“, meint Analyst Terry Chan.

Ein weiteres Warnsignal kommt vom Kleingedruckten in den Anleiheprospekten. Diese sogenannten Covenants regeln Rechte und Pflichten für Geldgeber und Schuldner. Und hier zeigt der Moody’s Covenant Quality Index, dass seit nun mehr sieben Jahren Anleger kontinuierlich schlechter gestellt werden. Für eine Handvoll Zinsen haben sie im Niedrigzinsumfeld fast alles getan. Auch hier der Verweis auf die Geschichte: Schon vor der Finanzkrise kamen die Covenants extrem nachteilig für Anleger daher. Das alles ist eine Spätfolge von Bernankes Geldpolitik, aber er ist ja nicht mehr im Amt.

Sollte tatsächlich ein neuer Pleitezyklus starten, trifft der wie gewöhnlich vor allem die Emittenten von Hochzinsanleihen. Und das stellt Investoren vor die Frage, wie man denn nun mit den auf Englisch High Yield genannten Positionen weiter verfahren sollte. Dabei muss man zunächst zwischen Anleihen in Euro und in US-Dollar unterscheiden. Selten waren die Renditedifferenzen so groß wie heute (siehe Diagramm). Dafür zerstörte der weiche Dollar zuletzt den kompletten Renditevorteil und ließ Anleger, in Euro umgerechnet, Verluste erleiden.

Woher kommt die Differenz? Die Wirtschaft brummt in den USA schon einige Jahre länger als in der Eurozone, die US-Notenbank kauft seit einiger Zeit keine Anleihen mehr und erhöhte die Leitzinsen schon mehrfach, und die Inflation sprang in den USA zuletzt über die magische Marke von 2 Prozent.

Der Chef der Europäischen Zentralbank, Mario Draghi, denkt hingegen gar nicht daran, Zinsen zu erhöhen, und kauft weiter Anleihen – wenn auch mit gebremstem Schaum. Gerade dieses Verhalten verdrängte Anleger massenhaft aus hochwertigen Anleihen und ließ die Rating-Zone BB zu einer Region für sogenannte High-Yield-Touristen werden.