Risikoanalyse von Anleihen Die Zerlegung von Portfolios nach Risikoprämien

Mehr Klarheit im Rentenportfolio: Investmentanalyst Rainer Gogel zeigt, wie man ein Portfolio nach Risikoprämien zerlegt.

Mehr Klarheit im Rentenportfolio: Investmentanalyst Rainer Gogel zeigt, wie man ein Portfolio nach Risikoprämien zerlegt.

Asset-Allocation-Empfehlungen für Kapitalanlagen beziehen sich meist auf die Gewichtung und Umschichtung traditioneller Anlage- oder Sub-Anlageklassen: Aktien, Renten et cetera oder Staatsanleihen, Corporate Bonds, Pfandbriefe und so weiter. Bei einer derartigen Klassifizierung unterstellt man, dass die Risiken innerhalb einer Anlage- oder Sub-Anlageklasse weitgehend homogen sind, diese Risiken sich von den Risiken der anderen Anlageklassen unterscheiden und die Wechselwirkungen zwischen den Anlageklassen, die Korrelationen, niedrig bis negativ sind.

Nicht erst seit der Finanzkrise 2008/2009 ist aber klar, dass sich Portfoliorisiken nicht durch den Namen einer Anlageklasse oder Sub-Anlageklasse definieren und abgrenzen lassen, sondern von Faktoren abhängen, die tiefergehen und über diese Klassifizierungen hinweg wirken. Die Asset Allokation und das Risikomanagement sollten daher auf der Analyse von realen Risikofaktoren beruhen.

Eine Empfehlung für die Verteilung der Anlagegelder auf traditionelle Anlageklassen ist ebenso wenig zielführend wie eine Ernährungsempfehlung entlang allgemeiner Nahrungsmittelgruppen wie Fleisch, Fisch, Gemüse. Vielmehr kommt es auf die zu Grunde liegenden Inhaltsstoffe Kohlenhydrate, Fett, Eiweiß, Vitamine, Mineralien et cetera an. Diese müssen im ausreichenden Maße berücksichtigt werden.

Die Zerlegung eines Rentenportfolios

Die „Inhaltsstoffe“ oder Risikofaktoren eines Portfolios wollen wir im Folgenden zunächst anhand eines Portfolios aus festverzinslichen Wertpapieren analysieren und im Anschluss fragen, ob der dort verwendete Ansatz auch auf andere Anlageklassen ausgeweitet werden kann.

Ausgehend von der Erkenntnis, dass höhere Renditen gewöhnlich mit höheren Risiken einhergehen, gehen wir dabei wie folgt vor: Wir zerlegen die Rendite eines Wertpapiers anhand einzelner Risiken in Risikoprämien, um so die verschiedenen Risiken jeweils besser erfassen und quantifizieren zu können. Durch diese Abgrenzung können wir dann Risikoanalysen und Ertragsprognosen erstellen und eine Asset-Allocation-Empfehlung vorbereiten.

Allgemeine Risikoprämien festverzinslicher Anlageklassen

Zur Erinnerung: Die Rendite eines festverzinslichen Wertpapiers setzt sich nach gängigem Marktverständnis aus zwei Komponenten zusammen:

  1. dem risikolosen Zinssatz, und
  2. dem Risikoaufschlag oder Risiko-Spread

 

Wir wollen uns zunächst diese beiden Komponenten etwas genauer ansehen.

Risikoloser Zinssatz

  1. Zinsänderungsrisiko: Die Prämie der Laufzeiten
    Der risikolose Zinssatz enthält entgegen seiner Namensgebung durchaus bestimmte Risiken.

    Eine zehnjährige deutsche Bundesanleihe beispielsweise wird zwar aufgrund der guten Bonität des Schuldners Bundesrepublik Deutschland als nahezu risikolos eingestuft, aber nur im Hinblick auf ihr Ausfallrisiko (Default-Risiko). Nicht aber im Hinblick auf ihr Zinsänderungsrisiko: Denn bei einem Anstieg der Marktrendite erleiden diese Anleihen Preisverluste und am Ende der langen Laufzeit droht ein unbestimmtes Wiederanlagerisiko. Für diese Risiken möchte ein Investor durch eine Laufzeitenprämie kompensiert werden.

    Der risikolose Zinssatz lässt sich also selbst wieder in zwei Komponenten aufteilen: den risikolosen Geldzinssatz (der sich am Geldmarkt orientiert) und eine Laufzeitenprämie.