Regelungen auf Team-Ebene Feste Homeoffice-Vereinbarung bei Commerzbank vor dem Aus

Beim Thema Homeoffice kritisch

Beim Thema Homeoffice kritisch: Commerzbank-Chef Manfred Knof sieht durchaus „Nachteile, wenn Mitarbeiter auf lange Sicht kaum oder gar nicht mehr ins Büro kommen.“ Das stellt er gegenüber dem „Handelsblatt“ klar. Foto: Imago Images / Sven Simon

Das Thema Homeoffice treibt die deutschen Banken weiter um: Nachdem zuletzt bei der Hamburger Berenberg das Thema wieder hochkochte, gibt es nun auch bei der Commerzbank Bewegung rund um mobiles Arbeiten: Die vor knapp über einem Jahr beim Frankfurter Institut verabschiedeten und bis Ende 2024 gültigen Homeoffice-Regelungen sollen laut eines Berichts des „Handelsblatt“ angepasst werden. Konkret diskutieren Vorstand und Betriebsrat statt einer zentralen Homeoffice-Quote von je nach Segment 50 oder 70 Prozent eine flexiblere Lösung, die auf Ebene der jeweiligen Teams gelten soll.

So erklärte Betriebsratschef Uwe Tschäge gegenüber dem „Handelsblatt“, dass die Teams selbstständig entscheiden und in regelmäßigen Abständen diskutieren sollten, welches Maß an mobilem Arbeiten gerade sinnvoll ist. „Eine generelle Quote für alle in der Bank festzulegen wird den spezifischen Bedürfnissen aus meiner Sicht nicht gerecht“, wird Vorstandschef Manfred Knof in der Zeitschrift zitiert. Man brauche eine Flexibilisierung, etwa für die Einarbeitung neuer Kollegen oder besondere Projektarbeiten.

Aktuelle Regelung läuft Ende 2024 aus

Die aktuellen Gespräche sollen im Vorgriff auf die Ende 2024 endenden Vereinbarungen geführt worden sein. Letztere garantieren Beschäftigten in der Commerzbank-Zentrale, den Beratungscentern und im Kundenmanagement der Comdirect bis zu 70 Prozent Homeoffice-Arbeit, im Rest der Bank liegt die Quote bei 50 Prozent der Arbeitszeit. Diese Regelungen wurden auch als Reaktion darauf eingeführt, dass es Unmut bei den Beschäftigten der Commerzbank gegeben hatte.

Viele Banken-Vorstände und Betriebsräte ringen derzeit um das Homeoffice. Zu strikte Regeln könnten die Gefahr bergen, dass Bewerber abgeschreckt werden oder Mitarbeiter das Institut verlassen – wie zuletzt geschehen bei der Berenberg Bank. Bei zu laxen Regeln fürchten einige Bankvorstände aber auch eine sinkende Produktivität. Commerzbank-Chef Knof sieht weitere Gefahren, wie er gegenüber dem „Handelsblatt“ erklärt: „Natürlich gibt es Nachteile, wenn Mitarbeiter auf lange Sicht kaum oder gar nicht mehr ins Büro kommen“, sagt er. „Dann geht die Identifikation mit der Bank und dem Team verloren.“

 

In einer Studie des Arbeitgeberverbands des privaten Bankgewerbes hatten vier Fünftel der befragten Bankmitarbeiter angegeben, in Zukunft häufiger aus dem Homeoffice heraus arbeiten zu wollen. In einer nicht repräsentativen Umfrage, die das private banking magazin im vergangenen Jahr unter 14 deutschen Privatbanken durchführte, gab es nur ein Institut, das zu diesem Zeitpunkt keine feste Homeoffice-Regelung eingeführt hatte. Aber auch gegenteilige Entwicklungen waren zuletzt beobachtbar: Einige US-amerikanische Banken wie J.P. Morgan verlangen zumindest von Führungskräften inzwischen auch wieder volle Präsenz im Büro. 

Wie hat Ihnen der Artikel gefallen?

Danke für Ihre Bewertung
Leser bewerteten diesen Artikel durchschnittlich mit 0 Sternen