Boom & Bust der 2000er Jahre Fixed Income – eine Zeitreise in die Vergangenheit

Treffen während der Finanzkrise

Treffen während der Finanzkrise: Der ehemalige Premierminister Frankreichs, François Fillon, Bundeskanzlerin Angela Merkel und der französische Präsident Nicolas Sarkozy kommen am 16. Oktober 2008 beim EU-Gipfel in Brüssel zusammen. Foto: Imago Images / Belga

In den 1990er Jahren wurden die Zentralbanken unabhängiger. Damit war eine wichtige Grundlage für die weitere Entwicklung der Anleihemärkte gelegt. Dabei hatte man im Laufe des Jahrzehnts beinahe den ersten Boom & Bust des Hochzinsmarktes im Jahr 1990 vergessen. Doch dieses Muster sollte in den 2000er Jahren zuschlagen und einige Marktteilnehmer in Schwierigkeiten bringen.

Die 2000er Jahre verdeutlichten gleich anhand zweier dramatischer Ereignisse, dass der Markt für Hochzinsanleihen einem wiederkehrenden Muster von Boom & Bust unterliegt. So gab es infolge der Asienkrise und des darauffolgenden New-Economy-Crashs im Jahr 2002 eine Rekordzahl an Ausfällen und Unternehmenspleiten. Und dann brachen Junk Bonds von 2007 bis 2009 im Zuge der globalen Finanzkrise erneut sehr stark ein. Nicht alle Marktteilnehmer überstanden diese Bewährungsproben. Risikoaverse Prinzipien bewährten sich hier, um die Krise gut zu überstehen.

„Es zahlt sich aus, bei Marktturbulenzen auf das Feuer zuzulaufen, wenn andere auf den Ausstieg zusteuern“, sagt Mark Vaselkiv, der zu dieser Zeit Fixed Income Investmentleiter bei T. Rowe Price war. Dies wurde auch beim Start der europäischen Corporate-Bond-Strategie im Jahr 2001 deutlich. Auch hier lief man nicht einfach dem allgemeinen Markttrend hinterher. 2002 wagte sich T. Roqe Price an eine auf US-Dollar lautende Kreditposition im damaligen Jugoslawien. Diese wurde schließlich bis zum Jahr 2018 gehalten, als die Schulden getilgt wurden. Doch wenn es nach Vaselkiv geht, war die globale Finanzkrise am Ende für Firmen auch eine Chance: „Die zweistellige Spread-Ausweitung während der Krise führte zu einer Rallye, wie es sie nur einmal im Leben gibt.“

Finanzkrise mit Ankündigung

James Kennedy, der 2007 Vorstandschef wurde, erinnert sich: „Ich wechselte mit meinem Schreibtisch in die Fixed-Income-Abteilung, um mehr über diese Seite des Geschäfts zu lernen. Wir hatten eine erfahrene Analystin namens Sue Troll, die die Subprime-Krise schon fast zwei Jahre vorhersah.“ Die Bedenken wurden ernst genommen. Man fokussierte sich darauf, die eigene Position zu sichern, um die erwarteten Verwerfungen möglichst unbeschadet zu überstehen.

Susan Troll © T. Rowe Price

Susan Troll hatte im Vorfeld der Krise eine Menge Warnzeichen erkannt: Die Underwriter senkten die Standards drastisch, während die Kreditgeber darum kämpften, das Volumen und den Marktanteil zu halten. Die Qualität der Anleihen, mit denen die Kredite besichert waren, verschlechterte sich zusehends.

Außerdem war Subprime ein relativ neuer Markt, bei dem sich viele Teilnehmer auf Modelle mit historischen Daten verließen. „Ich hatte das Gefühl, dass die ganze Sache ein Kartenhaus war. Es war irrational. Eine Korrektur war absolut notwendig. Was mich jedoch überraschte, war die Geschwindigkeit und das Ausmaß des Abschwungs“, so Troll.

Zwar sahen andere Experten das Szenario ebenfalls kommen, doch ist es schwer, sich von einem boomenden Markt fernzuhalten – in dem viele Anleger gar nicht richtig verstanden, was sie eigentlich gekauft hatten. Ende 2007 verwaltete T. Rowe Price rund 400 Milliarden US-Dollar. Im folgenden Jahr stürzte der Wert im Zuge der globalen Finanzkrise auf 276 Milliarden US-Dollar ab. Der Aktienkurs fiel um rund 65 Prozent.

 

Im Jahr 2009 stiegen die Assets wieder an. „Ich erinnere mich daran, dass wir uns damals darauf konzentrierten, das Team zu erhalten, um keine Talente zu verlieren“, sagt William Stromberg, der im Jahr 2016 den Geschäftsführer-Posten übernahm.

Zwei erfolgreiche Karrieren

Auch die erfahrene Portfoliomanagerin und Leiterin des US Taxable Low Duration Teams, Cheryl Mickel, erinnert sich lebhaft an diese turbulente Marktphase. Mickel hatte 1989 als Handelsassistentin bei T. Rowe Price angefangen und schon einiges miterlebt. Die globale Finanzkrise war für sie ein weiterer Beweis, dass festverzinsliche Wertpapiere dem Test der Zeit standhalten können. „Anleihen haben schon immer für eine Diversifikation zu Aktien gesorgt, aber sie spielen auch eine entscheidende Rolle bei der Erzielung von Erträgen und zum Kapitalerhalt.“

Ein weiteres Beispiel für eine erfolgreiche Karriere bei T. Rowe Price ist Mary Miller. Sie startete 1983 als Kreditanalystin und wurde in den späten 1980er Jahren Portfoliomanagerin. In dieser Rolle verwaltete sie 20 Jahre lang erfolgreich zeitweise bis zu sechs Anleihefonds. Während ihrer Laufbahn spielte sie eine Schlüsselrolle für die Weiterentwicklung und das Wachstum der Fixed-Income-Abteilung, die sie ab 2004 leitete.

Mary John Miller © U.S. Dept. of the Treasury

Sie erweiterte das Team und verbesserte die quantitative Ausrichtung erheblich, was letztlich auch zum stetigen Wachstum des verwalteten Vermögens beitrug. 2009 wechselte sie auf den Ruf von US-Präsident Barack Obama ins Finanzministerium.

Ausblick auf Teil 5

Lesen Sie im fünften und letzten Teil der Serie, warum die 2010er Jahre eine geradezu goldene Dekade waren und wie das Fixed-Income-Geschäft heute aussieht.


Emily Davidson, Brand Historian & Corporate Archivist bei T. Rowe Price.

Über die Autorin:

Emily Davidson ist Brand Historian und Corporate Archivist bei dem US-amerikanischen Finanzdienstleistungsunternehmen T. Rowe Price. Sie beschäftigt sich mit Wirtschafts- und Unternehmensgeschichte.

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