Blackrock-Marktausblick Kapitalbeschaffung an Privatmärkten stockt – Bewertungen geben nach

Stau auf einer Autobahn

Stau auf einer Autobahn: An den Privatmärkten stocken derzeit die Transaktionen, auch Ausschüttungen bleiben aus. Gleichzeitig gehen Rekordbewertungen in manchen Anlageklassen zurück. Foto: Imago Images / Geisser

In den vergangenen Jahren hat sich bei den Fondsanbietern und Investoren an den Privatmärkten eigentlich genug Kapital angesammelt: Schaut man auf die langjährige Entwicklung des „trockenen Pulvers“, also des nicht investierten Kapitals, hat sich daran bisher auch nichts geändert. Aber: Investoren sind zurückhaltender und selektiver geworden. Das schreibt der Asset Manager Blackrock in einem Privatmarkt-Ausblick.

Ausschüttungen können mit Kapitalabrufen nicht Schritt halten

Immerhin: Bei einigen Anlageklassen an den Privatmärkten sind laut Blackrock schon Preiskorrekturen zu beobachten, die Einstigszeitpunkte hätten sich nun etwas verbessert. Wichtig sei wegen des schwierigen Marktumfelds dann vor allem die Strukturierung der jeweiligen Investition, auch weil sich das Transaktionsvolumen an den Privatmärkten verlangsamt hat: Kapital wurde deshalb abgerufen, die Ausschüttungen an Investoren konnten dann aber nicht Schritt halten. Auch die eigentlich mit Eigenkapital ausgestatteten Family Offices hielten sich zuletzt spürbar zurück.

Infrastruktur: Leverage-Hebel hilft nicht mehr

Im Infrastruktursegment verweist Blackrock darauf, dass in der Vergangenheit vor allem günstige Finanzierungsbedingungen die Rendite gehebelt hätten – mit dem erhöhten Zinsniveau müssten andere Hebel gefunden und genutzt werden. Das führe dazu, dass sich die Renditestreuung bei verschiedenen Managern wohl deutlich erhöhen dürfte.

Überblick über Infrastruktur als Anlageklasse. © Blackrock

Private Debt: Immer wichtiger, aber auch Gegenwind

Gemessen am Volumen hat die Bedeutung von Private Debt an den Privatmärkten in den vergangenen Jahren deutlich zugenommen, auch weil sich Kreditgeber wie Banken an den Märkten zierten. Auch die Zahl der Kreditnehmer hat zugenommen – zum Problem könnten allerdings Finanzierungen im Immobiliensegment werden. So verweist Blackrock etwa auf die Probleme rund um US-Gewerbeimmobilien: höhere Fremdkapital- und Refinanzierungskosten, strengere Kreditvergabestandards der Banken sowie um- und ungenutzte Immobilienprojekte.

Quelle
Quelle: 1. Bank of America, S&P LCD Leveraged Buyout Quarterly Review & Pitchbook, Stand: September 2023; Zahlen basieren auf fremdfinanzierten Übernahmen in den USA. © Blackrock

Private Equity: Mehr Eigenkapital nötig

Auch weil die Zahl an möglichen Exit-Optionen sich verkleinert hat, kühlt der Transaktionsmarkt für Private Equity derzeit aus: Im Vergleich zum Vorjahr ging die Zahl der Transaktionen 2022 um 65 % und 2023 um weitere 40 % zurück. Unternehmen werden nur dann tätig, wenn es um sogenannte „Add-on-Investitionen“ oder den wegen niedriger Bewertungen derzeit günstigen Rückzug von der Börse gehe, schreibt Blackrock.

Damit Transaktionen überhaupt möglich sind, brauche es mehr Eigenkapital. Zwar ist der
Eigenkapitalanteil am Gesamtkapital in den letzten Jahren kontinuierlich
gestiegen, 2023 lag er zum ersten Mal deutlich über 50 Prozent.

Laut einer Natixis-Studie sind 64 Prozent der institutionellen Investoren weiterhin optimistisch für Private Equity, unter den Privatmärkten sind die Unternehmensbeteiligungen die für Großanleger interessanteste Anlageklasse. Private Debt folgt mit einem Anteil von 60 Prozent.

Immobilien: Volatilität bei den Bewertungen

In den vergangenen Monaten sank sowohl das Bewertungsniveau als auch die Zahl der Transaktionen am Immobilienmarkt deutlich. Laut Blackrock ist die Korrektur noch nicht am Ende: „Kurzfristig dürfte die begrenzte Verfügbarkeit von Finanzierungsmöglichkeiten zu einem Umfeld beitragen, das sich stark von der Welt niedriger Zinsen nach der globalen Finanzkrise unterscheidet.“ Auch bei den Immobilien würden derzeit Käufer proftieren, die über ausreichend Eigenkapital verfügen würden.

Institutionelle Investoren selbst gehen davon aus, dass sich zumindest mittelfristig auch Wertverluste bei den eigenen Immobilienbeständen einstellen. Eine Umfrage im Auftrag von Solutio ergab aber auch, dass für die kommenden sechs bis zehn Jahre 81 Prozent der Anleger aber wieder mit steigenden Immobilienwerten rechnen.

Überblick über die Immobilienmärkte. © Blackrock

 

Wie hat Ihnen der Artikel gefallen?

Danke für Ihre Bewertung
Leser bewerteten diesen Artikel durchschnittlich mit 0 Sternen