Hamburger Investorentage „Bei uns tummeln sich die Vorstände“

Alexander Braun von Montega: „Wir sind in der angenehmen Lage, die Unternehmen, die wir auf den halbjährlichen Hamburger Investorentagen zusammenbringen wollen, sorgfältig auswählen zu können.“

Alexander Braun von Montega: „Wir sind in der angenehmen Lage, die Unternehmen, die wir auf den halbjährlichen Hamburger Investorentagen zusammenbringen wollen, sorgfältig auswählen zu können.“ Foto: Christoph Fröhlich

private banking magazin: Herr Braun, das zweimal im Jahr stattfindende Kapitalmarkt-Event Hamburger Investorentage, kurz HIT, gilt als spezialisierte Plattform für mittelständische Unternehmen aus dem deutschsprachigen Raum, um sich potenziellen Investoren vorzustellen. Wen bringen Sie da zusammen? 

Alexander Braun: Das Konzept der Hamburger Investorentage ist, dass wir einen lebhaften Wechsel bei den Unternehmen gewährleisten. Wir schauen immer, dass wir einen guten Mix aus Small- und Mid Caps zusammenstellen. Die Mid Caps können dabei bis in den M-Dax hineinreichen. Auf den Hamburger Investorentagen wollen wir alle Investorengruppen gleichermaßen begeistern, daher versuchen wir, immer ein sehr ausgeglichenes Line-Up aus unterschiedlichsten Branchen zu haben. Zugleich achten wir darauf, nicht zu starke Gewichtungen in Bereichen zuzulassen, die gerade sehr trendy sind. Wir wollen ein ausgewogenes Teilnehmerfeld. 

Stichwort Vorauswahl: Wie müssen wir uns Hamburgs „härteste Tür“ für die Branche vorstellen?

Braun: Wir sind in der angenehmen Lage, die Unternehmen, die wir auf den halbjährlichen Hamburger Investorentagen zusammenbringen wollen, sorgfältig auswählen zu können. Wir verschicken Einladungen, begutachten die Rückmeldungen der Small und Mid Caps und stellen den ausgewählten Teilnehmer-Pool zusammen. Auch wenn Emittenten gern teilnehmen würden, müssen wir ihnen gegebenenfalls sagen: Ihr durftet euch schon in diesem Jahr präsentieren; wir wollen unserer Hauspolitik folgen und stets mit wechselndem Programm überraschen. Mitunter passt es auch von der Branche gerade nicht, dann muss ein Unternehmen noch ein bisschen warten, bis schließlich der Markt es zu uns auf die Bühne ruft.

„Die Unternehmen suchen gut geeignete Investoren. Weniger die großen globalen Investoren wie Fidelity und Co., die man auf den großen internationalen Konferenzen trifft, sondern erfahrene Nebenwerte-Investoren“

Was suchen die sich präsentierenden Small- und Mid Caps? Was bringen die mit?

Braun: Die Unternehmen suchen gut geeignete Investoren. Weniger die großen globalen Investoren wie Fidelity und Co., die man auf den großen internationalen Konferenzen trifft, sondern erfahrene Nebenwerte-Investoren. Das sind Vermögensverwalter, die 20 oder 30 Millionen Euro Assets under Management haben, die vielleicht einen kleinen Publikumsfonds oder als Family Office Vermögensverwaltermandate haben. Das kann aber auch ein klassischer Nebenwerte-Investor sein, der 200, 300 oder 400 Millionen Euro Assets under Management hat. Es handelt sich in der Regel um Accounts, die nicht im Milliardenbereich sind.

Und das finden die Emittenten auf den Hamburger Investorentagen. 

Braun: Sehr geschätzt wird zum einen dieses Teilnehmerfeld mit einer besonderen Investorenlandschaft. Zum anderen wird auch die sehr persönliche Betreuung gelobt, noch etwas, was an den Hamburger Investorentagen besonders ist. Unser Team kümmert sich zusammen mit unserem Kapitalmarktpartner Donner & Reuschel vor Ort um die Emittenten. Wir sind immer da. Wir sorgen dafür, dass der Investor pünktlich zum Gespräch erscheint – wenn er irgendwo auf dem Gang fest ins Gespräch gezogen wird, gehen wir hin und sorgen dafür, dass das alles reibungslos läuft. Wenn der Emittent irgendwelche Fragen hat, dann helfen wir und unterstützen. Das alles geht wegen der Größe der Veranstaltung: Wir haben in der Regel 50 bis 60 Emittenten, viel größer würde es auch kaum gehen, weil wir dann irgendwann diese persönliche Betreuung nicht mehr gewährleisten könnten. Und das wollen wir unbedingt.  

 

Was bringen die Family Offices, Vermögensverwalter sowie Fondsmanager mit einem Fokus auf Nebenwerte, also die Investoren, mit? 

Braun: Die Hamburger Investorentage stehen für C-Level-Kontakte, das heißt, sämtliche Unternehmen, die da sind, sind auf C-Level vertreten. Das ist außergewöhnlich. Auch hier sind wir sehr restriktiv, weil wir wissen, dass die Investoren sich auf genau dieser Ebene bewegen wollen. Viele Investoren möchten direkt dem Lenker des Unternehmens in die Augen sehen. Es handelt sich um ein Networking-Event, wo sich inzwischen schon fast die europäische Nebenwerte-Szene trifft – es nehmen immer mehr ausländische Investoren teil. Darf ich mit Zahlen kommen? 

Aber natürlich. 

Braun: Bei uns tummeln sich die Vorstände. An zwei Tagen kann man über 60 Vorstände in Einzelgesprächen treffen. Mittlerweile finden zwischen 800 und 900 Einzelgespräche statt, eben weil der direkte Kontakt zu den Unternehmenslenkern sehr geschätzt wird. Zum Vergleich: Der erste Hamburger Investorentag fand im August 2018 statt, also vor fünf Jahren. Teilnehmer waren damals sieben Unternehmen – mittlerweile werden es auf der zehnten Ausgabe des Branchen-Events, das am 23. und 24. August im Herzen Hamburgs stattfindet, 62 sein.

Während in der Niedrigzinsphase Banken das Geld in die KMUs reinfegten, steht die Branche inzwischen vor Refinanzierungsproblemen, auch weil die Regulierung nachgeschärft wurde. Was genau wollen die Nebenwerte-CEOs von den Investoren?

Braun: Das ist jeweils immer individuell. Einige Unternehmen stehen vor einer Transaktion, einer Kapitalmaßnahme oder einer Übernahme, um ihr Wachstum zu finanzieren. Die wollen Investoren für sich gewinnen, die beispielsweise eine Kapitalmaßnahme mitzeichnen. Aber natürlich ist es auch so, dass in konjunkturell schwierigen Zeiten gerade im Nebenwerte-Bereich Marktineffizienzen auftreten, denen sich die CEOs nicht einfach unwidersprochen aussetzen wollen. 

„Wenn Unternehmen eine Verwässerung der ausstehenden Aktien durch eine Kapitalerhöhung scheuen, strecken sie ihre Fühler auch in Richtung von Investoren aus, die in Anleihen investieren können“

Investoren wiederum wollen sich ins gemachte Nest, aber nicht in die Nesseln setzen. Daher müssen die Emittenten mit guten Argumenten für ihr Anliegen werben und Investoren gegenüber darlegen, warum sie in der Aktie des eigenen Unternehmens eine Unterbewertung sehen. 

In der aktuellen Marktphase sind vermutlich viele Emittenten unzufrieden mit der Kursentwicklung. Es dürfte aber eine Reihe von Investoren geben, die über die momentan schwierige Zeit hinausschauen und schon die nächste Boomphase imaginieren… 

Braun: Wir haben viele Unternehmen, da läuft es exzellent, aber die Kursentwicklung zieht einfach nicht mit. Nicht zuletzt, weil insbesondere viele institutionelle Investoren sich derzeit von Nebenwerten fernhalten. Aber ja, zu unserer Leistungsschau kommt eine Reihe von Investoren, die sagen: Ich weiß nicht, was die nächsten drei oder sechs Monate passiert. Aber ich weiß, dass mit Blick auf ein, zwei oder drei Jahre diese Aktie sicherlich höher stehen wird als aktuell; einfach, weil es für das Unternehmen operativ sehr gut läuft und der Aktienkurs unterbewertet ist. 

Und ja, es ist schwieriger geworden, sich über Banken zu refinanzieren. Wenn Unternehmen eine Verwässerung der ausstehenden Aktien durch eine Kapitalerhöhung scheuen, strecken sie ihre Fühler auch in Richtung von Investoren aus, die in Anleihen investieren können. 

Könnten Sie auf der Investorenseite ein paar Namen nennen? 

Braun: Klassische Nebenwerte-Investoren wie Discover Capital, Lupus alpha und Aramea Asset Management sind dabei. Jüngst drängte es zwei Investoren aus den USA zu den Hamburger Investorentagen; diese internationalen Investoren finden über die Connect-Plattform zu uns. Unser Event spricht sich herum. Angesichts des wachsenden Interesses einer internationaleren Teilnehmerschaft liegt es für uns nahe, uns tendenziell internationaler aufzustellen. Wir sehen, dass die Entwicklung dahin geht – nicht zuletzt, weil Small und Mid Caps im deutschsprachigen Raum auch etwas stärker ins Ausland schauen müssen, nach Skandinavien, London oder Paris. 

Wenn wir über das Parkett Ihrer Veranstaltung hinausschauen: Gegen wen gehen Sie im Wettbewerb ins Rennen?  

Braun: Es gibt tolle Konferenzen. Jede Konferenz, die sich über die letzten Jahre gehalten hat, hat sicherlich ihre Daseinsberechtigung. Wir haben eine enge Partnerschaft mit der Deutschen Börse, sind Platinum-Sponsor des Eigenkapitalforums geworden, obwohl es ja eigentlich auch eine Wettbewerbsveranstaltung ist. Aber so sehen wir das nicht, wir sehen das sehr partnerschaftlich. Die Vertreter von der Deutschen Börse sind auch regelmäßig bei uns auf den Hamburger Investorentagen. Unser Asset: Wir sind stark auf den Nebenwerte-Bereich fokussiert, hier stehen wir gar nicht in so großem Wettbewerb.

 

Wenn man einen Tag mit knackigen Kapitalmarktthemen verbracht hat, wie sieht denn dann das Rahmenprogramm aus?

Braun: Das ist sicherlich etwas Besonderes bei den Hamburger Investorentagen: Wir haben eine zweitägige Veranstaltung, aber schon am Vorabend des ersten Konferenztages laden wir zu einer relativ großen Abendveranstaltung. Wir wurden immer wieder von Investoren angesprochen: Mensch, hieß es, könnt ihr nicht irgendwie publik machen, dass man sich vorab in der Community trifft? Ihr kümmert euch einfach um einen Raum, ihr müsst nichts organisieren, aber wir alle wollen uns schon mal treffen, das ist dann viel einfacher für uns. So konnten wir das natürlich nicht machen – wenn wir etwas machen, machen wir es richtig, und daraus ist dann eine tolle Vorabendveranstaltung geworden. Die steigt jetzt im August in der Skyline Bar 20up im Empire Riverside mit fantastischem Blick über den Hamburger Hafen, wo wir die Bar exklusiv mieten und 150 Gäste erwarten. 

Am nächsten Abend geht’s dann weiter, oder?

Braun: Traditionell gibt es am Abend des ersten Konferenztages eine große Abendveranstaltung. Wir lassen uns da immer die eine oder andere Überraschung einfallen. Drinks und tolles Essen können viele, bei uns gibt es Show Acts, ein tolles Rahmenprogramm, das sehr viele Vorstände anzieht. Ich würde sagen, dass gut ein Drittel der Teilnehmer der Abendveranstaltung Vorstände sind – das ist außergewöhnlich. Sehen Sie unsere Mitbewerber: In der Regel ist es ein Treff von Investoren, wo dann einzelne Vorstände sind. Bei uns ist das anders. Bei uns zieht es die wenigsten Vorstände abends ins Hotel, um noch E-Mails zu schreiben, sondern die wollen diese Bühne nutzen, um sich noch einmal auf einer etwas persönlicheren Ebene zu unterhalten.   

Und auch am zweiten Konferenztag lockt nach der Veranstaltung traditionell ein Get-together am Barbecue-Grill.  

Kurz gesagt, wer nicht dabei ist, verpasst etwas?

Braun: Für unsere Teilnehmer lassen wir uns gerne etwas Überraschendes einfallen. Gottlob sind die Corona-Zeiten vorbei, aber damals hatten wir einen Virtual-Reality-basierten HIT auf die Beine gestellt. Da haben wir von den Unternehmensvorständen lebensechte Avatare erstellen lassen, haben den Investoren 3D-Brillen geschickt und die alle in einem animierten Raum zusammengebracht. Denn wir wollten aus dem Hamburger Investorentag keinesfalls eine Zoom-Konferenz machen, da geht der Networking-Effekt komplett verloren. Das kam auch extrem gut an, es war für die Investoren ein tolles Erlebnis, mal mit einer 3D-Brille Avatare zu treffen. Die Investorengelder, die flossen, waren aber alles andere als virtuell.

DAS INVESTMENT ist gemeinsam mit dem private banking magazin offizieller Medienpartner der Hamburger Investorentage

Wie wichtig sind Investitionen in Small und Mid Caps in ihrem Arbeitsalltag?

Sehr wichtig – Nebenwerte-Anlagen sind Hauptbestandteil meiner Arbeit!
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Ohne geht es nicht – sie sind eine gute Beimischung.
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Nebensächlich, Small und Mid Caps spielen keine große Rolle.
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Nebenwerte-Investments sind für mich überhaupt nicht relevant.
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