Ehemalige FVS-Manager starten Fonds „Sehr gute Perspektive, um eine auffällige Performance erzielen zu können“

Elmar Peters (links) und Thorsten Vetter (rechts) haben gemeinsam Praemium Capital Partners gegründet.

Elmar Peters (links) und Thorsten Vetter (rechts) haben gemeinsam Praemium Capital Partners gegründet. Foto: Squad Fonds

Malte Dreher: Fonds-Start am Rosenmontag. Ist das business as usual oder seid ihr da auch ein bisschen nervös?

Elmar Peters: Ich habe das bisher im Leben noch nicht so oft gemacht, also ist das schon was Besonderes. Wir freuen uns darauf, unsere Ideen und Vorstellungen in das neue Produkt einbringen zu können.

Thorsten Vetter: Die vielen operativen Dinge, die erledigt werden müssen, um einen Fonds aufzusetzen, fallen auf. Damit hatten wir in den vergangenen Jahren weniger zu tun. Es ist aber auch spannend, sich damit noch einmal komplett auseinanderzusetzen: Man hinterfragt, ob vieles wirklich so gemacht werden muss, wie es bislang Usus war. 

Ist euer Aufschlag vom Timing her gut? Es gibt zwar wieder Zinsen, aber der Dax dümpelt lustlos um die 15.000 Punkte herum.

Vetter: Oktober wäre besser gewesen.

Oliver Morath: Im Oktober waren die Aktien im Keller, es gab immense Chancen. Jetzt einen Multi-Asset-Fonds aufzulegen, bietet aber auf jeden Fall supergute Möglichkeiten, weil Aktien und Anleihen wieder hochspannend sind. 

 

 

Peters: Wären wir vor zwei Jahren an den Start gegangen, wäre es deutlich schwieriger gewesen: Gute Unternehmen waren unendlich teuer – auch für ihre Qualität viel zu teuer – weil der niedrige Zins die Bewertungen auf die Spitze getrieben hat. Gleichzeitig gab es auf der Rentenseite nichts zu verdienen. Vor knapp zwei Jahren wäre es extrem schwierig gewesen, tolle innovative Unternehmen zu einem fairen Preis zu finden. Das hat sich völlig geändert. Der Zins hat auf der Aktienseite tolle Unternehmen zumindest preiswerter gemacht. Sie sind noch nicht billig, aber zumindest fair im Preis bewertet.

Auf der Rentenseite lassen sich wieder opportune Renditen vereinnahmen, weil es wieder einen Nominalzins gibt. Er liegt zwar noch unterhalb der aktuellen Inflationsrate, aber immerhin gibt es wieder Spreads, für die man ein Risiko eingehen kann. Gegenüber dem Oktober 2022 ist natürlich alles auch schon wieder ein bisschen teurer geworden; damals gab es einen Punkt, an dem die Welt unterzugehen schien. 

Wie geht ihr denn in die Startaufstellung, wenn man so will?

Vetter: Im Prinzip haben wir ein Musterportfolio aufgebaut, natürlich mit der nötigen Flexibilität in Abhängigkeit von der Marktlage. Die finale Aufstellung findet man erst, wenn man investiert. Wir haben unsere konkreten Ideen, wie wir in den Markt gehen wollen; aber letztendlich wächst das Portfolio dann über die nächsten Wochen. Wir investieren ja nicht an einem einzigen Tag auf einen Schlag, sondern wir bauen das Portfolio peu à peu auf. 

Ich muss noch einmal auf eure Historie und eure Zusammenarbeit bei Flossbach von Storch eingehen. Wenn man die Portfolios vom Flossbach-von-Storch-Fonds Multiple Opportunities und eurem, dem Praemium Opportunities, in zwei oder drei Wochen nebeneinanderlegt: Woran erkennt man – vom Volumen abgesehen – mit bloßem Auge die Unterschiede? 

Morath: Die Idee ist, dass wir ein ausgewogenes Portfolio haben, in dem sich auch ganz viel Fixed Income findet. 

Vetter: Wir haben ein ausgewogenes Portfolio mit viel mehr Anleihen, auch mit Wandelanleihen, und auf der Aktienseite bieten wir einen sehr deutlichen Unterschied: Wir halten hier mehr Small und Mid Caps im Bestand. Mit dieser Strategie haben wir früher bereits große Erfolge erzielt.

Peters: Gucken wir uns das doch mal am praktischen Beispiel an. Es gibt Emissionen, die sind 150 Millionen Euro groß, da hätten wir bei Flossbach nicht mal hingeguckt. Warum? Selbst wenn wir uns hätten beteiligen können, hätte es keinen Impact auf die Gesamtperformance gehabt . Dabei eröffnen sich manchmal ganz spannende Themen. In unserem Portfolio werden einzelne Emissionen zu performancetreibenden Bausteinen. 

Das Gleiche gilt auf der Aktienseite. Hier sehen wir nachhaltige, grundsolide, global aufgestellte Konzerne, die mittlerweile eine Versorgerfunktion haben. Alphabet ist beispielsweise so ein Top-Unternehmen. Darüber hinaus gibt es aber Unternehmen, die eine Marktkapitalisierung von 2 bis 5 Milliarden Euro aufweisen und sehr viel stärker wachsen. Diese Unternehmen sind innovativ, haben neue Produkte, die möglicherweise auch von aktuellen Veränderungen stark profitieren. 

 

Wenn ich mir ESG angucke, war bei Flossbach von Storch die Denke: Keinen Tabak, keinen Alkohol, keine Waffen, keine Tretminen. Unsere Herangehensweise ist eine andere – wir stellen uns die Frage: Welche Unternehmen profitieren von den neuen gesellschaftlichen Trends? Diese Unternehmen sind innovativ, haben in ihrem Markt Alleinstellungsmerkmale oder besondere Merkmale. Sie sind aber keine zehn oder zwanzig Milliarden groß, weil sie gerade in den Markt reinwachsen und profitieren. Wir suchen Unternehmen, die schnell aus sich herauswachsen.

Morath: Im Praemium Opportunities wird Stock Picking eine besondere Rolle spielen. Während bei den Kölner Kollegen es aufgrund der Größe eine Mindestanforderung an die Liquidität gab, ermöglichen wir uns durch Stock Picking ohne Größenbeschränkungen ein attraktiveres Risk-Reward-Verhältnis. 

Peters: Es soll kein Small- und Mid-Cap-Fonds werden, wir sind global aufgestellt. Wir mögen relativ breite Geschäftsmodelle. Damit bieten sie aus sich selbst heraus einen gewissen Schutz: Läuft es in Japan einmal schlechter, dann läuft es in den USA besser. Wir suchen Unternehmen, die eine Preissetzungsmacht haben und in den globalen Märkten unterwegs sind. Dabei handelt es sich sicherlich auch um höherkapitalisierte Unternehmen, die aber eine gesuchte Besonderheit haben: Denn warum sind sie denn so hochkapitalisiert geworden? 

Nestlé ist dafür ein gutes Beispiel, als globales Unternehmen hervorragend positioniert. Doch dann gibt es auch ganz kleine Unternehmen, die Nahrungsmittel herstellen, ein innovatives Produkt haben. Das Unternehmen wächst in der Nische schnell, weil es vielleicht ein bisschen nachhaltiger ist. Gut geführte Blue-Chip-Unternehmen ergänzen wir um junge, innovative und schnell wachsende Unternehmen.

Ein Multi-Asset-Fonds ist ja nicht nur ein Zwei-Lösungen-Fonds aus Aktien und Anleihen. Was kommt denn noch zum wirklich gelebten Multi Asset dazu?

Peters: Wir arbeiten mit Optionen, um zusätzliche Erträge zu erzielen. In der Vergangenheit habe ich bewiesen, dass man durchaus einen zusätzlichen Mehrertrag erwirtschaften kann. Mit Thorstens Expertise in Wandelanleihen können wir auch in einem Marktsegment investieren, das ganz besondere Eigenschaften hat. Hier ist es besonders wichtig, den Markt, die Emittenten und die Ausstattungsmerkmale der einzelnen Emissionen zu kennen.  

Was ist mit Gold und Kasse? Das sind ja auch Favoriten der Kölner Kollegen. 

Vetter: Ganz klar, wir werden Kasse und auch Gold halten. 

Wer von euch beiden wird denn eher auf der Bremse sein und wer senkt die Sohle?

Peters: Ich glaube, das wird sich die Waage halten. Wenn man tolle Aktien günstig kriegen kann, stehe ich auf dem Gas, und wenn es tolle Anleihen gibt, setzt Thorsten links den Blinker. Wenn ich möglicherweise bei Unternehmen mit hohen Bewertungen aufs Gas drücken will, dann wird Thorsten sicherlich auf die Bremse gehen. Und wenn Thorsten irgendwann im Negativzins kauft, dann steige ich auf die Bremse. Du siehst, wir sind ein eingespieltes Team und ergänzen uns sehr gut.

 

Was nehmt ihr euch denn jetzt mittel- bis langfristig vor, so auf zwei bis drei Jahre gesehen?

Peters: Wir wollen zurück auf die große Spielwiese. Unabhängig von der Assetklasse und unabhängig von der Unternehmensgröße, möchten wir das sinnvollste Investment auswählen. Mit dieser zurückgewonnenen Freiheit kann man für die Investoren im Fonds den größten Mehrwert erzielen. 

Darf ich noch einmal nach dem Rendite-Risiko-Profil fragen.

Vetter: Vom Risikoprofil her wollen wir mit 60:40 starten, davon vielleicht 50 oder 60 Prozent Aktien. Und 40 Prozent von der festverzinslichen Seite. Ich glaube, wir haben ein paar richtige Knaller als Idee, auch auf der festverzinslichen Seite. Wenn diese Ideen funktionieren, sollten sie sehr werttreibend sein. Auf der Aktienseite sehe ich momentan viele Unternehmen, die extrem spannend und auch fair bepreist sind. Von daher, glaube ich, haben wir eine sehr gute Perspektive, um eine deutliche Performance – oder eben auch einmal eine auffällige Performance – erzielen zu können. 

Alles klar. Euer ehemaliger Arbeitgeber arbeitet auch mit einer Performance-Gebühr. Wie geht ihr da ran?

Morath: Wir sind hier ganz transparent. Es gibt eine Anteilsklasse ohne Performance-Gebühr und es gibt eine mit. Es ist dem Investor freigestellt, wo er sich in Abhängigkeit vom Umfang seiner Investition positionieren möchte. 

Peters: Was gerade am Anfang spannend ist: Wir werden für jeden, der investieren möchte, für einen kurzen Zeitraum die Seed-Tranche öffnen, die mit einer niedrigeren Gebühr und niedrigeren Performance Fee ausgestattet ist. 

Über die Interviewten:
Elmar Peters hat das Multi-Asset-Team von Flossbach von Storch von April 2016 bis Juni 2022 gemeinsam mit Bert Flossbach geleitet und war zudem stellvertretender Fondsmanager der Multiple-Opportunities-Fonds. Ab Juni 2022 war Peters als Senior Portfoliomanager in der Vermögensverwaltung tätig.

Thorsten Vetter war bei Flossbach von Storch zunächst Aktienanalyst und betreute Privatkundenmandate auf der Aktienseite. 2004 übernahm er den Global-Convertible-Fonds. Später kamen die Strategiefonds beziehungsweise Multi-Asset-Fonds und der Currency-Diversification-Bond hinzu. Aufbauend auf dem Wandelanleihen-Team hat Vetter bei Flossbach von Storch nach und nach den Fixed-Income-Bereich aufgebaut und mehrere Jahre geleitet.

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