Zusammenarbeit von Kontora und Astorius „Es ging um die Erhöhung des Private-Equity-Dealflows durch Partner“

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Herr Maurenbrecher, Astorius deckt schwerpunktmäßig das europäische Private-Equity-Fondssegment ab. Bieten Sie US-amerikanische oder asiatische PE-Investment ihren Mandanten nicht an?

Maurenbrecher: Bei uns ist die Situation so, dass wir einen sehr guten Zugang zu außereuropäischen Private-Equity-Investments haben und auch viele Mandanten bereits sehr stark bei den großen amerikanischen Adressen wie Advent, CVC oder Platinum investiert sind. Wir waren explizit an einer Erhöhung unseres Dealflows bei europäischen Spezialthemen interessiert. Genau dort hat Astorius eine hohe Kompetenz. Lustigerweise ist nun allerdings unser erstes Investment, welches wir über die Managed-Account-Lösung von Astorius abwickeln, ein US-amerikanisches Thema, welches wir unabhängig von Astorius gefunden haben. Hier hat sich gezeigt, dass die partnerschaftliche Zusammenarbeit mit Astorius wirklich sehr gut funktioniert, weil sie uns geholfen haben, unsere Investmentidee regulatorisch sauber abwickeln zu können.

Wie schnell müssen die Kontora-Mandanten eigentlich eine Investmententscheidung treffen?

Maurenbrecher: Bei uns geht eine sorgfältige Prüfung immer vor überhasteten Entscheidungen. Manchmal ergeben sich außergewöhnliche Chancen aber tatsächlich nur, wenn man sehr schnell entscheidungsfähig ist. Hier kommt uns entgegen, dass fast alle unsere Mandanten erfolgreiche Unternehmer oder ehemalige Unternehmer sind. Unsere Mandanten können teilweise innerhalb von Stunden entscheiden, wissen aber auch genau, wann dies nicht sinnvoll ist und dann wird eben nicht investiert. Wir müssen uns immer vor Augen halten, dass keiner unserer Mandanten irgendein Investment machen muss.

Wie sieht im Managed Account ein Mindestmaß an guter Risikostreuung aus?

Weinmann: Die eingangs erwähnten 1,5 Millionen Euro stellen eine Mindeststreuung in unserem Produkt dar. Am Ende raten wir unseren Kunden, dass man über einen rollierenden Zeitraum von vier bis fünf Jahren in 20 bis 30 Zielfonds investieren sollte. Letztlich ist unser Produkt insbesondere geeignet für Investoren, deren Investitionsvolumen deutlich über 1,5 Millionen Euro liegt.

Wie ist sichergestellt, dass Astorius den Managed-Account-Kunden keine die B-Ware anbietet?

Weinmann: Aktuell sehen wir für unser Haus aufgrund unserer langjährigen Netzwerke keine substantiellen Zugangsprobleme zu Private-Equity-Fonds, die zu derartigen Interessenskonflikten führen könnten. Zudem erhalten unsere Managed-Account-Kunden eine umfassendere Analyse der vorgestellten Zielfonds, um sich selbst ein eigenes Bild machen zu können. Letztlich verpflichten sich unsere Kunden auch nicht zu großartigen langfristigen Investments. Stellen wir den Managed-Account-Kunden nicht ausreichend gute Themen vor, so werden sie uns einfach nicht weiter nutzen, da es keine substantiellen betraglichen Abnahmeverpflichtung über die oben beschriebenen drei Zielfonds hinausgibt. Schlußendlich stellt dies für uns ein erhebliches Risiko dar. Wenn wir keine guten Investmentmöglichkeiten vorstellen, werden wir Investoren verlieren.

Maurenbrecher: Wir sehen hier keinerlei Interessenkonflikte, insbesondere deshalb, weil wir selber eine hohe Private-Equity-Expertise haben. Astorius ermöglicht uns sehr früh im jeweiligen Due-Diligence-Prozess in die Prüfungen einzusteigen, so dass wir zum Teil auch gemeinsam Interviews führen. Dies hat zum Beispiels bereits in diesem Jahr auf der „Super Return“ in Berlin stattgefunden. Wir haben teilweise unterschiedliche Ansichten, dieser Aspekt wirkt meiner Einschätzung nach aber eher befruchtend für beide Seiten, als dass es negative Folgen für Astorius-Fondsinvestoren oder Managed-Account-Kunden hätte.

Auch im Private-Equity-Markt ist viel Geld geflossen, die Bewertungen sind hoch. Wo lassen sich derzeit die besten Renditen im Verhältnis zum eingegangenen Risiko finden?

Weinmann: Im Augenblick sehen wir eine Zweiteilung des Marktes. Bei den großen weltweit agierenden Private-Equity-Managern mit Fondsvolumen von über 5 Milliarden Euro sehen wir genau dieses Problem des Geldüberflusses. Entsprechend sind die Bewertungen in diesem Segment regelmäßig bei mehr als dem zwölffachen Ebitda. Deshalb konzentrieren wir uns aktuell auf den Bereich der Fonds, die nur in Small und Mid Caps investieren. Die von uns analysierten Fonds sammeln pro Fonds zwischen 150 Millionen Euro und eine Milliarde Euro ein. Danach investieren sie in wachstumsstarke mittelständische Unternehmen und nicht in global agierende, teilweise schwerfällige Konzerne. Dementsprechend können operative Veränderungen in erworbenen Unternehmen schneller umgesetzt werden. Selbst im heutigen Marktumfeld finden gute Small- und Mid-Cap-Fonds immer noch ausreichend viele gute Unternehmen zu moderaten Bewertungen. So sehen wir in dem von uns betreuten Portfolio von Private-Equity-Fonds regelmäßig Unternehmenskäufe mit Einstiegsbewertungen von nur dem sechs- bis neunfachen Ebitda.


Über die Interviewten:
Thomas Weinmann ist geschäftsführender Gesellschafter der Private-Equity-Boutique Astorius Capital. Vor deren Gründung 2012 war er neun Jahre auf der Partnerebene der Investmentgesellschaft BC Partners, zuvor in der Finanzierung von LBOs beim damaligen deutschen Marktführer beschäftigt.

Dr. Patrick Maurenbrecher ist seit August 2017 Partner des Kontora Family Office. Insgesamt arbeitet er seit 2013 für die Hamburg, vor allem in der der Mandantenberatung für die strategischen Ausrichtung und Strukturierung von Direktinvestitionen, Finanzierungen und bei M&A-Transaktionen. Zuvor war Maurenbrecher bei der DZ-Bank-Tochter VR Corporate Finance in der M&A-Beratung, als Referent Bankenaufsicht bei der Bafin und als Unternehmensberater bei Lohoff & Partner tätig.

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