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Growth vs. Value Value-Aktien bald wieder auf der Verkaufsliste

Warren Buffett, Idol aller Value-Anleger

Warren Buffett, Idol aller Value-Anleger: Die Phase, in der wertorientierte Value-Aktien Wachstumsaktien auf ihre Plätze verweisen, dürfte bald wieder enden. Foto: imago images / ZUMA Wire

Growth-Aktien, die in der Regel ein überdurchschnittlich hohes Gewinnwachstum verzeichnen, werden meistens zu höheren Bewertungen gehandelt. Der MSCI Europe Growth Index, der 50 Prozent der Marktkapitalisierung des MSCI Europe abbildet, wird anhand einer Faktoranalyse des künftigen lang- und kurzfristigen Gewinnwachstums je Aktie, des aktuellen Wachstums und des langfristigen historischen Gewinnwachstums je Aktie sowie des Umsatzwachstums bestimmt.

Value-Aktien hingegen – sie stehen für Unternehmen mit einer hohen Substanz, die von der Börse noch nicht honoriert wird – werden für den MSCI Europe Value Index anhand eines Faktormodells auf der Basis von Kurs-Buchwert-Verhältnis, künftigem Kurs-Gewinn-Verhältnis und Dividendenrendite definiert. Erfahrungsgemäß dreht eine Unterbewertung der Value-Aktien an den Aktienmärkten unter bestimmten Bedingungen, was jeweils auch die Bewertungsmodelle unserer Analysten antizipieren.

Wirtschaftliche Normalisierung unterstützt Value-Aktien

Seit November 2020, als die Nachrichten über die Impfstoffe die Märkte beruhigten und sich ein Ende der Pandemie abzuzeichnen begann, kommt es auch an den Finanzmärkten zur Normalisierung. Das belegt vor allem die Neuausrichtung der US-amerikanischen und europäischen Zinskurven, die leicht nach oben tendieren.

Die Hoffnung auf wirtschaftliche Normalisierung beschleunigt die aktuelle Rotation von Growth-Aktien zu Value-Aktien, wovon zunächst Rohstoffe und zinssensitive Sektoren profitierten. Von der Rotation erfasst wurden zuletzt auch Finanztitel, vor allem Banken, die ebenfalls stark unter der Pandemie litten.

Wie geht es weiter?

In den vergangenen Jahren – 2009, 2013 und 2016 – dauerten alle Rotationen in Richtung Value höchstens sechs Monate. Diese Zeit genügte, um nach einer deutlichen Outperformance von Quality und Growth die Unterschiede zwischen den Bewertungen zu korrigieren. Im März 2020 flüchteten die Anleger in die als am sichersten geltenden, am besten kapitalisierten, am effektivsten geführten, rentabelsten und vielversprechendsten Unternehmen; meistens jene mit den überzeugendsten Wettbewerbsvorteilen. Bestimmte Sektoren profitierten wegen ihrer Prognostizierbarkeit und weil sie von der Pandemie Auftrieb erhielten: Tech-Werte und Gesundheitstitel lagen ab März 2020 obenauf. Die Pandemie-Panik löste generell starke Kapitalabflüsse aus – die Gelder fanden aber ab November 2020 wieder in den Markt zurück. Diese Rotation hält mittlerweile seit bereits fünf Monaten an.

Erfahrungswerte aus der Börsengeschichte und unsere Bewertungsmodelle signalisieren, dass wir vor dem Ende dieser Rotation stehen. Mindestens zwei Drittel der Marktphase der Umschichtung hin zu Value dürften bereits hinter uns liegen. Was in den kommenden Wochen passiert, hängt davon ab, ob die langfristigen Zinsen in den USA auf oder gar über 2 Prozent, in der Eurozone über -0,2 Prozent und in Deutschland über 0 Prozent steigen.

Anleger wissen: Das Timing der Märkte ist immer schwierig. Das Ende der seit Monaten laufenden Rotation hängt nicht zuletzt vom Versiegen der Neupositionierungs-Zuflüsse in Value-Aktien seitens der institutionellen Anleger ab, deren Portfolios bis zum Frühjahr 2020 deutlich auf Quality-Papiere ausgerichtet waren. Möglich, dass die Kapitalflüsse der Institutionellen die Rotation vorübergehend über den Gleichgewichtspunkt hinaus verlängern könnten. Anleger in Growth- und Quality-Aktien, die weiterhin Wertverluste bei ihren Positionen sehen, sollten jedoch bedenken: Unseres Erachtens dürften rentable Growth- und Quality-Aktien auf lange Sicht überdurchschnittlich gut abschneiden.

Value braucht Wirtschaftswachstum

Für Value-Aktien, die derzeit aus der Rotation Nutzen ziehen, gilt: Sie können nur dann weiter an Wert gewinnen, wenn das Wirtschaftswachstum unabhängig von den haushalts- und geldpolitischen Konjunkturpaketen aus eigener Kraft anzieht. Angesichts des Ausmaßes der Haushaltsdefizite und Staatsschulden weltweit, insbesondere in den USA und Europa, ist eine weitere Preissteigerung bei Value-Aktien aber noch längst nicht ausgemacht: Nach den Stützungsmaßnahmen rechnen wir mit Haushaltseinsparungen und einer anschließenden Rückkehr des Deflationstrends. Vor diesem Hintergrund werden nur Unternehmen, die rentables Wachstum und verbesserte Ergebnisse aus eigener Kraft sicherstellen können, in der Lage sein, ihren Wert zu steigern.

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