131 Gesellschafter befragt Wie Unternehmerfamilien die Vermögensweitergabe gestalten

Nahaufnahme eines Uhrwerks: Auch bei der Vermögensweitergabe spielen Zeit und das Ineinandergreifen verschiedener Rädchen eine wichtige Rolle.

Nahaufnahme eines Uhrwerks: Auch bei der Vermögensweitergabe spielen Zeit und das Ineinandergreifen verschiedener Mechanismen eine wichtige Rolle. Foto: Imago Images/Design Pics

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Vermögenserhalt und -weitergabe sind für Unternehmerfamilien von zentraler Bedeutung – nicht erst, wenn der Generationenwechsel vor der Tür steht. Banken, Vermögensverwalter und Family Offices adressieren diese Bedürfnisse. Finanz- und Nachfolgeplanung sind längst fester Bestandteil der Beratung vermögender Privat- und Unternehmerkunden.

Auch die Studie „Die Kunst der Vermögensweitergabe: Wie Unternehmerfamilien sie planen, gestalten und umsetzen“ widmet sich diesem Themenkomplex. Die Untersuchung, die F.A.Z. Business Media | research im Auftrag der LGT Bank und des wir-Magazins durchgeführt hat, basiert auf einer Online-Befragung von 131 Gesellschaftern aus Unternehmerfamilien im Dach-Raum. Die Studie zeigt, welche Schritte Gesellschafterfamilien zum Vermögensschutz unternehmen und was sie bei der Weitergabe beachten. 

Mehr als die Hälfte trennen Privat- und Betriebsvermögen vollständig

Um Streitigkeiten im Erbfall zu vermeiden und das Vermögen effizient zu verwalten, trennen die Befragten zum Teil strikt zwischen Privat- und Betriebsvermögen. Diese Trennung erfolgt oftmals aus Haftungsgründen, um finanzielle Auswirkungen aus unternehmerischer Tätigkeit auf das Privatvermögen zu verhindern. 56 Prozent der Befragten gibt an, Privat- und Betriebsvermögen vollständig zu trennen, bei einem weiteren Drittel ist es zudem stark getrennt. Nur 11 Prozent geben an, dass bei ihnen Privat- und Betriebsvermögen nur schwach oder gar nicht getrennt werden.

Die Intensität der Trennung hängt teilweise von der Größe und dem Alter des Familienunternehmens ab. Besonders junge Familienunternehmener in der ersten oder zweiten Generation praktizieren tendenziell eine weniger strikte Trennung. Ein weiteres Ergebnis der Umfrage ist, dass rund 20 Prozent der Gesellschafter mit einem Vermögen von mehr als 100 Millionen Euro eine schwache Trennung zwischen ihrem Privat- und Betriebsvermögen praktizieren. Dies könnte darauf zurückzuführen sein, dass sie eine breite Palette von Vermögenswerten besitzen, die schwer voneinander zu differenzieren sind. 

Unternehmensanteile werden frühzeitig übertragen – besonders bei großen Vermögen

Viele Familienunternehmer wollen frühzeitig Unternehmensanteile an die nachfolgende Generation übertragen – zum einen aus steuerlichen Gründen, zum anderen, um Streit innerhalb der Familien im Erbfall zu vermeiden. Zudem können durch eine vorzeitige Übertragung von Unternehmensanteilen die jüngere Generation früh an das Unternehmen und das Management herangeführt werden.

Wie die Studie „Die Kunst der Vermögensweitergabe“ zeigt, hat bereits die Hälfte der Gesellschafter mit einem Vermögen von mehr als 100 Millionen Euro einen Großteil ihres Vermögens an die Folgegeneration übertragen – 41 Prozent sogar 75 Prozent Ihrer Anteile und mehr. Bei den Befragten mit einem Vermögen von unter 100 Millionen Euro ist dieser Anteil mit 25 Prozent deutlich geringer.

Ziel der Asset Protection ist es, Vermögen vor unberechtigtem Zugriff Dritter zu schützen, Steuern zu minimieren und die Vermögenskontrolle zu behalten. 74 Prozent der Befragten wollen ihr Vermögen vor dem Zugriff des Staates schützen. Als zweitwichtigstes Ziel wird mit 59 Prozent der Schutz vor Haftungsrisiken genannt. Asset Protection müsse heutzutage breiter gedacht werden, um sich nicht nur gegen Marktrisiken, sondern auch gegen rechtliche und regulatorische Herausforderungen abzusichern, urteilen die Studienautoren. Immerhin ein Drittel gibt an, ihr Vermögen auch vor dem Zugriff anderer Familienmitglieder schützen zu wollen.

Stufenweise Übertragung von Anteilen zum Vermögensschutz

Zwar interessieren sich die befragten Gesellschafter größtenteils für das Thema Vermögensschutz – 24 Prozent haben großes, 43 Prozent sehr großes Interesse – das Knowhow ist aber oft nicht vorhanden. 43 Prozent schätzen ihr Wissen in diesem Bereich als klein, 12 Prozent sogar als sehr klein ein.

Im Allgemeinen wird die frühzeitige und stufenweise Übertragung von Vermögenswerten auf die nachfolgende Generation als wichtigstes Mittel für den Vermögensschutz gesehen. Mehr als 76 Prozent sehen darin eine bedeutende Maßnahme. Auch die steuerliche Optimierung (68 Prozent) sowie die Optimierung des Gesellschaftsvertrags (46 Prozent) werden häufig genannt.

Familienvermögen können vor Zugriffen Dritter auch durch Stiftungen geschützt werden. Ein Fünftel der Befragten plant demnach, Teil des Familienunternehmens auf eine oder mehrere Stiftungen zu übertragen. Die inländische Stiftung wird jedoch von deutlich mehr Unternehmern als Maßnahme der Asset Protection in Betracht gezogen als eine Familienstiftung im Ausland (14 Prozent gegenüber 6 Prozent).

Laut der Studie setzen sich Unternehmerfamilien zunehmend mit internationalen Aspekten der Vermögensübertragung auseinander. Über verschiedene Länder verteilte Vermögenswerte, Familienmitglieder, die im Ausland leben oder arbeiten oder mit einer Person aus dem Ausland verheiratet sind, steigern die Komplexität der Vermögensübertragung – vor allem aus steuerrechtlicher Sicht.

 

Mehrheit gibt an: Für den Erbfall alles geregelt

Ein Testament ist für vermögende Familienunternehmer wichtig, da es ihnen ermöglicht, ihren Nachlass nach ihren eigenen Wünschen zu verteilen und sicherzustellen, dass ihr Unternehmen und Vermögen in den Händen der richtigen Personen bleiben. Ohne ein Testament könnten erhebliche steuerliche Belastungen und rechtliche Unsicherheiten auftreten, die die Zukunft des Unternehmens gefährden. Ein gut durchdachtes Testament ermöglicht es zudem, Konflikte unter den Erben zu vermeiden und eine reibungslose Nachfolgeregelung zu gewährleisten. Für den Erbfall haben mit 63 Prozent die Mehrheit bereits alle Bestimmungen getroffen, zeigt die Umfrage. 67 Prozent derjenigen geben zudem an, dass die Inhalte des Testaments allen Erben bekannt sind.

Familienunternehmer bevorzugen es, das Unternehmen an die Folgegeneration weiterzugeben. Jeweils 42 Prozent planen, die Anteile des Familienunternehmens zu gleichen oder zu unterschiedlich hohen Teilen an die Nachkommen weiterzugeben.  Eine Übertragung an eine oder mehrere Stiftungen erwägen (20 Prozent), einen Teil- (8 Prozent) oder Komplettverkauf (7 Prozent) ziehen nur wenige in Betracht (Mehrfachnennungen möglich).

Die komplette Studie finden Sie hier zum Download.

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