Diversifikation reicht nicht So werden Vermögen robust verwaltet

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Die meisten Menschen denken nur an ihr Betriebs- und Privatvermögen, wodurch ihr Diversifikationspotenzial, wie oben beschrieben, begrenzt wird. Doch bei der persönlichen Finanzplanung geht es nicht um Kennziffern, sondern um unser Leben. Deshalb sollte sie über Kennzahlen hinausgehen.

Die 5 Dimensionen der Vermögensverwaltung

Die Beewyzer-Methode berücksichtigt deshalb die folgenden fünf Vermögensdimensionen: Den Unternehmenswert und das Privatvermögen, aber auch das Humankapital, das Sozialkapital und den Familienwert. Ein Vermögen wird dann als robust eingestuft, wenn diese Dimensionen in einem ausgewogenen Verhältnis zueinander stehen. Natürlich lassen sich die zusätzlichen Dimensionen nur mit Annahmen quantifizieren. Aber mit intuitiven Formeln können grobe Richtwerte ermittelt werden, die in der Relation zueinander ein Bild davon zeichnen, wie robust das Vermögen verwaltet ist.

Das Sozialkapital ermitteln wir, indem wir den Vermögenswert des Netzwerks auf der Basis von Ist-Zahlen und erwartbaren Veränderungen extrapolieren und daraus einen Barwert bilden. Berücksichtigt werden dabei nicht nur Beiträge zum Geschäft, (Kunden- oder Empfehlungsnetzwerke mit privatem Charakter), sondern auch Wissensnetzwerke, (wie häufig sind unentgeltlich gegebene Empfehlungen oder Know-hows von großem Nutzen für Betriebs- oder Privatvermögen?). Risiken, die solche Netzwerke bedrohen (Rechtstreitigkeiten, private Trennungen, etc.) werden nach Eintrittswahrscheinlichkeit und potenzieller Schadenshöhe berücksichtigt.

Den Familienwert bestimmen wir ‚ex negativo‘: Auf der Basis von Erfahrungswerten lassen sich die Risiken aus fehlender Family Governance oder NextGen Ordnung abschätzen, aus Scheidung oder anderen Streitursachen, der Kosten für Anwälte oder resultierender Vermögensvernichtung. Mit der Eintrittswahrscheinlichkeit gewichtet lässt sich die Summe aller Kosten vom Gesamtwert der Familie abziehen. Im Idealfall erfolgt kein Abzug.

 

 

Als wir diese Methodik entwickelt haben, gab es die Pandemie und den Ukraine-Krieg noch nicht. Manche Gedanken dahinter erschienen deshalb unzeitgemäß. Etwa die Betrachtung des Humankapitals, also unserer Fähigkeit, allein oder als Familie mit unseren Qualifikationen Geld zu verdienen. Sein Haus kann man nicht mitnehmen, wenn man migrieren muss, den Kopf hingegen schon. 

Damit wollen wir kein Schreckensszenario malen. Aber nach den jüngsten Schocks muss das Risiko-Management wieder breiter gefasst werden. Denn auch das Unwahrscheinliche kann eintreten und die Gaußsche Normalverteilung hilft dem nicht, der sich plötzlich am äußersten Rand der Glockenkurve wiederfindet.

Krisen folgen schneller aufeinander

Außerdem legen die Erfahrungen der letzten drei Jahrzehnte den Schluss nahe, dass außergewöhnliche Ereignisse nicht normalverteilt über die Zeit sind. Ähnlich wie bei dramatischen Klimaereignissen scheint auch bei vermögensbedrohenden Ereignissen der zeitliche Abstand zwischen den Einschlägen kürzer zu werden.

Dieser Trend muss sich nicht fortsetzen, dennoch muss die Vermögensverwaltung sensibler für Risiken werden und dafür, wie viel Risiko getragen werden kann, außerdem braucht sie mehr Flexibilität und Puffer. Asset Protection im Sinne von Verlagerungsoptionen in andere Geographien und Jurisdiktionen sind bei vielen Vermögenden längst vermehrt auf dem Radar. Das sollte jedoch nur ein Baustein ganzheitlicher Robustheit sein – alles gehört auf den Tisch.

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