Online-Trainingsanbieter im Interview „Wir wollen weder den Family Officer noch den Berater ersetzen“

Gründer Christian Stadermann

Gründer Christian Stadermann: Mit seiner Firma Logos Patrimon bietet er virtuelle Family-Office-Dienstleistungen an, mit Beewyzer Online-Trainings. Foto: Beewyzer

private banking magazin: Finanztrainings gibt es bereits viele auf dem Markt. Warum braucht es ein weiteres Programm?

Christian Stadermann: Praktische Trainings gibt es bislang nur für sehr enge Themen. ‚So werden Sie ein guter Trader‘ wäre so ein Beispiel. Die großen Vermögensthemen werden meist von eher akademisch geprägten Anbietern organisiert. Referenten erklären, wie komplex die Welt ist und bieten sich selbst als Lösung an. Unsere Schulung ist dagegen unabhängig und ganzheitlich. Nach dem Training können die Kursteilnehmer Dinge besser selber machen, die sie vorher so nicht konnten.

Was lernen die Teilnehmer Ihrer Kurse?

Stadermann: Wir bieten inzwischen fünf verschiedene Trainings an. In der Gesamtschau bringen wir die Teilnehmer auf die mittlere Wissensebene zwischen ‚ich habe keine Ahnung‘ und ‚ich bin selber Profi und kann alles‘. Unsere Teilnehmer haben nach der Schulung Basiswissen zu Investment-Themen, können eine Bestandsaufnahme machen, eine Vermögensbilanz erstellen, einfache Strategien entwickeln, Dienstleister für die Umsetzung auswählen und deren Erfolg bewerten. Sie verstehen das Konfliktpotential in unternehmerischen oder vermögenden Familien und können einen Weg für ihre Familie skizzieren.

Wie funktioniert das genau?

Stadermann: Die drei Teilbereiche Basiswissen, Familienorganisation und Vermögensorganisation bieten wir als Einzeltrainings oder komplett in der sogenannten Masterclass an. Die Inhalte sind komplex. Wir weisen deshalb immer auf die Möglichkeit hin, zu einzelnen Schritten Experten hinzuzuziehen. Wir bieten zudem die Masterclass plus Coaching an. Da erhalten die Teilnehmer alle Inhalte sofort – und nicht auf Wochenbasis wie bei der Masterclass. Hinzu kommt zwölf Monate lang jeden Monat eine Stunde Coaching mit meinem Geschäftspartner Peter Brock oder mir. Das soll denen helfen, die den Weg nicht ganz allein gehen wollen.

Welche Kunden möchten Sie ansprechen?

Stadermann: Das Programm ist für Unternehmer und Vermögende interessant, die weder alles selbst machen noch alles aus der Hand geben wollen. Wer mit der Finanzbranche auf Augenhöhe sprechen möchte, ist bei uns richtig. Außerdem ist unser Programm für Familien interessant, die die Vermögensverwaltung an die nächste Generation übergeben möchten. Auch große Single Family Offices mögen die Masterclass, um die jungen Leute auf eine gleiche Wissensbasis zu bringen. Ihre eigenen Programme zum Generationenübergang setzen dann darauf auf. Wir sehen vor allem Menschen unter 60 Jahren als Zielkunden.

Sprache des Programms ist Englisch. Schreckt das potentielle Kunden aus Deutschland nicht ab?

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Stadermann: Wir bieten das Training auf Englisch an, um nicht auf Deutschland beschränkt zu sein und die Komplexität tief zu halten. Unsere potentiellen Kunden können fast alle gut Englisch. Die jüngeren finden es sogar cool, weil viele schon US-Trainer gebucht haben und das gewohnt sind. Nur von wenigen Kunden haben wir bislang das Feedback bekommen haben, dass ihnen das Training auf Deutsch lieber wäre – und das obwohl die Teilnehmer überwiegend aus Deutschland, Österreich und der Schweiz sowie aus den Benelux-Ländern kommen. Über Partner wollen wir aber vermehrt Kunden in weiteren europäischen Ländern, dem Mittleren Osten und Asien ansprechen, da Deutschland dort bei diesen Themen ein gutes Ansehen genießt.

Das Training läuft ausschließlich online?

Stadermann: Genau. Die Kunden können zu jeder Zeit und an jedem Ort mit WLAN die Inhalte anschauen und wiederholen. Wir bieten Schulungsvideos, Arbeitsblätter zum Nachlesen oder Vertiefen sowie Tools wie Checklisten und Tabellen für Vermögensbilanz, Liquiditätsrechnung und Strategie-Entwicklung an.

Wie viel Zeit müssen die Teilnehmer Ihrer Kurse mitbringen und was kostet das?

Stadermann: Die klassische Masterclass dauert drei Monate, im Coaching-Modus zwölf Monate. Selbstverständlich läuft das Programm in Teilzeit – das normale Leben muss ja weitergehen. Und nicht jeder ist gleich schnell. Die Teiltrainings stehen den Teilnehmern ein Jahr nach Kauf offen und können in diesem Zeitraum beliebig oft wiederholt werden. Die Preise liegen zwischen 1.200 Euro und 6.000 Euro. Das ist vergleichbar mit Präsenzveranstaltungen von seriösen Anbietern, auf Stundenbasis gerechnet bieten wir aber mehr Inhalt.

Sie bieten mit Ihrer Firma Logos Patrimon selbst Family-Office-Dienstleistungen an. Machen Sie sich mit dem Online-Training nicht selbst Konkurrenz?

Stadermann: Mit Logos Patrimon bin ich seit zehn Jahren als selbstständiger Berater aktiv. In dieser Funktion kann ich nur wenige Mandanten begleiten. Beewyzer ist ein völlig anderes Geschäftsmodell. Wir wollen weder den Family Officer noch den unabhängigen Berater ersetzen. Beewyzer soll Vermögenden helfen, bessere Entscheidungen zu treffen. Das hilft auch der Finanzbranche, weil es mit den Kunden dann weniger Missverständnisse gibt.

Über den Interviewten:
Christian Stadermann hat vor zwei Jahren gemeinsam mit Peter Brock das Trainingsprogramm Beewyzer gegründet. Zudem ist er als Vermögensberater und Family Officer tätig. Zu seinen früheren beruflichen Stationen gehören Banken und Unternehmensberatungen.

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