Umfrage unter Fondsmanagern Mit diesen Herausforderungen sieht sich die Private-Equity-Branche konfrontiert

Blick in eine Produktionshalle: Die Kaufpreise für nicht-börsennotierte Mittelstandsunternehmen sind in Europa in den vergangenen zwölf Monaten gefallen.

Blick in eine Produktionshalle: Die Kaufpreise für nicht-börsennotierte Mittelstandsunternehmen sind in Europa in den vergangenen zwölf Monaten gefallen. Foto: Imago Images/Westend61

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Die Private-Equity-Branche hat die Auswirkungen der Wirtschaftsschwäche und Zinswende unterschätzt. Das legt eine Studie der Unternehmensberatung FTI-Andersch und der HHL Leipzig Graduate School of Management nahe, die dem private banking magazin vorliegt.

Nur knapp einer von vier befragten Private-Equity-Fondsmanagern in Deutschland (23 Prozent) berichtet von steigenden Ergebnissen (Ebitda) seiner Portfoliounternehmen in 2023. Ein großer Teil hatte mit einer anderen wirtschaftlichen Entwicklung gerechnet: knapp 40 Prozent der Fondsmanager haben angegeben, dass die Ebitdas der investierten Unternehmen unter den eigenen Erwartungen lagen.

Zinswende belastet die Bewertungen 

„Die Private-Equity-Fondsmanager haben das vergangene Jahr zu optimistisch eingeschätzt“, sagt Bernhard Schwetzler, Inhaber des Lehrstuhls für Finanzmanagement und Banken an der HHL Leipzig, der die Untersuchung wissenschaftlich geleitet hat. Zwar lagen die Fondsmanager auf der Linie der meisten Volkswirte, die hatten für 2023 aber mit einem schwachen wirtschaftlichen Wachstum gerechnet, nicht jedoch mit einer Schrumpfung der deutschen Wirtschaft.

Als wesentliche Herausforderungen für die Portfoliounternehmen machten die Private-Equity-Fondsmanager vor allem steigende Finanzierungs- und steigende Personalkosten aus (siehe Grafik). „Neben den operativen Herausforderungen hat sich die Zinsentwicklung negativ auf die Bewertungen der Portfoliounternehmen ausgewirkt“, sagt Schwetzler. 92 Prozent der befragten Fondsmanager geben an, dass sich aufgrund der Zinsentwicklungen die Bewertungen negativ entwickelt haben, bei 15 Prozent sogar ‚deutlich negativ‘.

 

Die Beteiligungsmanager reagierten auf die Herausforderungen: 93 Prozent gaben an, dass sie den Vertrieb optimiert haben, um höhere Umsätze zu erzielen (Preissteigerungen, Marktausweitung). 79 Prozent haben Programme zur Effizienzsteigerung aufgelegt, jeweils rund zwei Drittel (64 Prozent) haben Fertigungs- und Verwaltungskosten gesenkt sowie Personal abgebaut.  

 

„Der Stellenabbau ist aber nicht das wesentliche Instrument, um die Unternehmen wieder profitabler zu machen“, sagt Martin Schneider von FTI-Andersch, einer der Verfasser der Untersuchung. „Die Zeiten von pauschalen Kahlschlägen sind vorbei, denn der Arbeitsmarkt ist leergefegt. Und die Manager der Unternehmen denken weiter: Sie machen sich Sorgen, mit der aktuellen Personaldecke weiter wachsen zu können.“ In der Untersuchung haben zwei Drittel angegeben, sich Sorgen oder ‚teilweise‘ Sorgen zu machen, aufgrund der Verfügbarkeit von geeignetem Personal die Unternehmensziele und damit -bewertungen in der Zukunft nicht erreichen zu können. 

 

Mehr als die Hälfte der Unternehmen hat frisches Eigenkapital zugeführt

Wichtigere Hebel als Personalkürzungen sehen die Fondsmanager im Bereich der Liquiditätsoptimierung: 79 Prozent der Unternehmen haben dazu das Betriebskapital – die Differenz zwischen Umlaufvermögen und kurzfristigen Verbindlichkeiten – optimiert. 57 Prozent haben frisches Eigenkapital zugeführt und die Hälfte hat Investitionen reduziert.

20 Prozent haben angegeben, dass ihr Verhältnis zu ihren Finanzierern jetzt ‚eher angespannt‘ sei. Die Risikoaufschläge für Finanzierungen sind bei 85 Prozent der Befragten gestiegen, davon bei 25 Prozent ‚stark‘. Knapp zwei Drittel (60 Prozent) der befragten Fondsmanager haben ausgesagt, dass Finanzierer größere Zurückhaltung bei der Kreditvergabe signalisiert haben. 40 Prozent sind mit restriktiveren Kreditverträgen konfrontiert. 

Schwetzler sieht hier künftige Herausforderungen: „Die Zinsentwicklung hat es für Finanzierer wie Fonds schwieriger gemacht.“ Darum hat Eigenkapital als Mittelzufluss in den vergangenen Monaten eine größere Rolle gespielt – und wird es mutmaßlich auch im laufenden Jahr. Aber auch mit den Finanzierern müssen die Fondsmanager einen Modus Vivendi entwickeln, der sie gemeinsam über die nächsten Monate trägt.

Für die Studie „Die Widerstandsfähigkeit der Private-Equity-Branche: Auswirkungen von Krisen auf die Leistungsfähigkeit von Portfoliounternehmen im Jahr 2023“ wurden die Antworten von 26 im DACH-Raum beheimateten Private-Equity-Fondsmanagern ausgewertet. Der Fokus lag auf Fonds mit aktiven Portfolios mit mehr als zehn Unternehmen (73 Prozent).

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