Kreditinstitute halten die Wirtschaft am Laufen, können sie aber auch zum Einsturz bringen. Das hat die Finanzkrise gezeigt. Zwölf Jahre später herrscht bei vielen Anlegern immer noch Skepsis gegenüber Banken. Bei Investitionen aber ist der Blick zurück nur bedingt aussagekräftig – das gilt in diesen Zeiten insbesondere für die Finanzbranche.
1. Anders als während der globalen Finanzkrise 2008 sind Banken nicht der Auslöser der gegenwärtigen Wirtschaftskrise
Die Corona-Krise ist zunächst eine globale Gesundheitskrise. Die Finanzmärkte stehen nicht im Zentrum. Für die Pandemie kann keine Person, kein Unternehmen, keine Regierung und kein Land allein verantwortlich gemacht werden. Die Suche nach einem Sündenbock ist daher nicht hilfreich. Die Krise kann – mehr noch – nur bewältigt werden, wenn die Gesellschaft zusammensteht.
2. Kreditinstitute tragen zur Krisenbewältigung bei
Die Geschäftsbanken setzen auf Geheiß ihrer jeweiligen Zentralbank und Regierung sowohl sofortige Maßnahmen zur Krisenbewältigung als auch längerfristige Konjunkturprogramme um. Notenbanken haben mit umfassenden Rettungspaketen auf die Corona-Pandemie reagiert, um die Marktliquidität und damit die Arbeit der Kreditinstitute sicherzustellen. Banken werden angehalten, weiterhin Kredite zu vergeben, um die Wirtschaft am Laufen zu halten. Eine staatlich gestützte Kreditgarantie soll dazu beitragen, das Risiko dieser Darlehen zu verringern.
3. Banken stellen 80 Prozent der Kredite für die europäische Wirtschaft bereit
Banken sind Hauptanbieter von Geschäftskrediten, die Unternehmen während eines Lockdown am Leben erhalten und nach der Krise die nötigen Mittel für Wachstum und Neugestaltung bereitstellen. Politiker und Regierungen haben mittlerweile realisiert, dass staatliche Bürgschaften für Darlehen im Zusammenhang mit der Corona-Krise notwendig sind. Nur auf diese Weise kann eine größere Kreditklemme verhindert werden. Ohne staatliche Unterstützung haben Kreditinstitute keine andere Wahl, als ihre Kreditvergabe einzuschränken.
4. Bei den Kapitalquoten der Banken gibt es zwar große Unterschiede; insgesamt sind sie aber zwei- bis dreimal höher als vor der Finanzkrise im Jahr 2008
Die Basel-III-Vorschriften, die seit dem Jahr 2013 schrittweise umgesetzt werden, haben die Banken krisenfester gemacht. Der letzte Teil der Reform, in der Finanzbranche auch Basel IV genannt, wird ebenfalls Wirkung zeigen. Basel IV soll neuesten Meldungen zufolge aufgrund der Corona-Pandemie nun im Januar 2023 in Kraft treten – ein Jahr später als bislang geplant. Wenn die Krise überstanden ist, werden Banken fortfahren, ihr Kernkapital zu erhöhen und ihre Risikomodelle zu verbessern.
5. Die Gewinneinbußen, die zweifellos aus der Krise resultieren, werden wahrscheinlich durch die sogenannte periodengerechte Buchführung nach Quartal oder Geschäftsjahr abgefedert
Anders als im Jahr 2008, als eine andere Methode zum Einsatz kam, werden die Verluste nun allmählich in die Bücher genommen. Dadurch ergibt sich eine größere Unabhängigkeit von den Schwankungen an den Finanzmärkten. Politische Entscheidungsträger erhalten damit einen größeren Spielraum für die Absicherung der Bankbilanzen, was mit ihren Bestrebungen einhergeht, die Kreditmärkte zu stützen.
Finanzbranche könnte als Gewinner aus der Krise hervorgehen
Die Bilanzstärke der europäischen Banken und ihre aktuellen Bewertungen deuten darauf hin, dass die Branche als Gewinner aus der Krise hervorgeht. Das Risiko, das die Pandemie mit allen Folgen länger anhält als derzeit erwartet, bleibt aber bestehen. Die Folgen einer tiefen Rezession würden auch Kreditinstitute zu spüren bekommen. Die Chancen aber stehen gut, dass Regierungen Banken alle erforderliche Unterstützung zukommen lassen. Auch die Kapitalpolster der Banken dürften robust genug sein, um einer schwächeren Wirtschaft und einer langsamen Erholung in den kommenden zwei bis drei Jahren standzuhalten.