Dank hoher Eigenkapitalquoten sieht sich die deutsche Assekuranz gerade angesichts der aktuellen Schwankungen an den Finanzmärkten sicher aufgestellt, betont der Hauptgeschäftsführer des Branchenverbandes GDV: „Die deutschen Versicherer sind sehr stabil“, fasst Jörg Asmussen die Ergebnisse einer unternehmensübergreifenden Analyse zusammen. „Unsere Berechnungen zeigen: Die Unternehmen verfügen über ausreichend Eigenmittel, um Finanzmarktschwankungen und hohe Inflation abzufedern.“ Und das steigende Zinsniveau wirke sich positiv auf das rechnerische Verhältnis der Kapitalpuffer zu den Zahlungsverpflichtungen aus.
So seien beispielsweise die Lebensversicherer zum Jahresende 2022 sehr gut mit Eigenmitteln ausgestattet gewesen: „Die Solvenzquoten betrugen durchschnittlich 510 bis 530 Prozent“, berichtet Asmussen. Bereits im Vorjahr war dieser Wert auf rund 450 Prozent geklettert. Ohne Übergangsmaßnahmen verbesserte sich die Solvenzquote der Lebensversicherer nach GDV-Einschätzung ebenfalls und lag mit schätzungsweise 270 bis 290 Prozent über dem Vergleichswert des Jahres 2021 (262 Prozent) – und weit über dem Mindestwert von 100 Prozent.
Solvenzquoten weit über dem Mindestwert
Konkret drückt die Solvenzquote aus, in welchem Maße die bilanzierten Eigenmittel die sogenannten Solvenzkapitalanforderungen abdecken. Bei einer Solvenzquote von 100 Prozent könnten Versicherer auch in einem theoretischen Krisenszenario, das nur alle 200 Jahre eintritt, alle Verpflichtungen erfüllen. Um einen reibungslosen Übergang auf den europäischen Regulierungsrahmen Solvency II zu ermöglichen, sind noch bis maximal 2032 Übergangsmaßnahmen erlaubt. Ihre entsprechenden Berichte zur Solvabilität und Finanzlage für das Jahr 2022 müssen die hierzulande aktiven Versicherer spätestens bis zum 22. Mai veröffentlichen.
„Verpflichtungen werden auch unter widrigen Bedingungen erfüllt“
„Kunden können sich darauf verlassen, dass Versicherer auch unter widrigen Bedingungen ihre Verpflichtungen erfüllen können“, kommentiert Asmussen die aktuellen Zahlen. Das hohe Vertrauen spiegele sich auch in der anhaltend niedrigen Stornoquote wider. Auch in der Schaden- und Unfallversicherung seien die Bedeckungsquoten trotz hoher Inflation stabil geblieben. Mit einem Wert von 270 bis 280 Prozent zum Jahresende 2022 entspricht sie ungefähr dem Vorjahreswert von 277 Prozent. Hierauf wirken sich die derzeit stark steigenden Preise einerseits zwar dämpfend aus. Andererseits entlasten die gestiegenen Zinsen zeitgleich auch die Rückstellungen der Versicherer.