Die Vita von Gautam Adani liest sich filmreich, könnte als Vorlage für einen Hollywood-Film herhalten. Nicht vom Tellerwäscher zum Millionär, dafür ging es für den Inder aber vom Diamantenschleifer zum Multimilliardär. Im Oktober 2022 war der Unternehmer 150 Milliarden Dollar schwer.
Dann folgte der Absturz. Der Leerverkäufers Nate Anderson, der hinter dem Hedge-Fonds Hindenburg Research steckt, erhob schwere Vorwürfe gegen Adani. Rund zwei Jahre lang hatte Anderson die Adani Gruppe inklusive sämtlicher verbundener Briefkastenfirmen untersucht. Aktienmanipulation, Bilanzfälschung, Geldwäsche, Korruption, Steuerhinterziehung und viele weitere Vergehen und Regelverstöße wirft Anderson dem indischen Geschäftsmann vor.
In Folge der Anschuldigungen brach der Aktienkurs der Adani-Gruppe ein. Innerhalb von sechs Tagen schrumpfte das Vermögen des Unternehmers um gut 60 Milliarden Dollar. Doch inzwischen hat es sich erholt. Das liegt vor allem daran, dass Adani in Indien tief in der Wirtschaft verwurzelt ist. Er pflegt Verbindungen zu Regierungschef Narendra Modi, der in seinen Amtszeiten zahlreiche Infrastrukturprojekte angestoßen hat – an denen die Adani-Gruppe mitverdient.
Politische Analysten rechnen damit, dass Modi dieses Jahr wiedergewählt wird. Und weitere Infrastrukturprojekte damit einhergehen. Was dem Aktienkurs der Adani-Gruppe zugutekommt. Derzeit liegt sein Vermögen wieder bei 93 Milliarden Dollar.
Ermittlungen gehen weiter, Ausgang offen
„Die Wahrheit hat obsiegt“ verkündete Adani dann auch, als der Oberste Gerichtshof Indiens entschieden hatte, dass die Vorwürfe gegen ihn nicht auf höherer Ebene weiter untersucht werden müssen. Einen Makel hat die Sache jedoch: Die Vorwürfe gegen Adani sind bei weitem nicht ausgeräumt. Die Börsenaufsicht untersucht weiterhin seine Geschäfte. Insofern scheint das letzte Kapitel der Gaudam-Adani-Story noch nicht geschrieben – Ausgang ungewiss.