Aus Alt mach Neu Die Strategiefindung für Führungskräfte im Private Banking

Horst Schmidt (l.) und Florian Forst von Arthur D. Little

Horst Schmidt (l.) und Florian Forst von Arthur D. Little: Führungskräfte im Private Banking müssen zwischen Bewährtem und Neuem jonglieren. Foto: Arthur D. Little

Private Banking und Wealth Management sind wegen ihrer stabilen Erträge und des gleichzeitigen Vermögenswachstums stark umkämpfte Geschäftsfelder. Schaut man sich den hiesigen Markt an, haben dabei immer noch traditionelle Banken und Vermögensverwalter die Nasenspitze vorn. Aber damit diese Spieler auch in Zukunft erfolgreich sein können, müssen sie sich weiterentwickeln. Und zwar auch abseits des bewährten Beratungsmodells. Nur so können sie effizienter werden, den Kundenservice trotzdem individualisieren und vor allem die nächste Generation von Kunden und auch Mitarbeitern für sich gewinnen. Wo sollten Führungskräfte im Private Banking und Wealth Management also ansetzen?

1. Vision entwickeln

Um eine Private-Wealth-Einheit transformieren zu können, sollten Führungskräfte natürlich eine zukunftsweisende Vision entwickeln. Denn: Private Banken und Vermögensverwalter müssen in der Lage sein, den kulturellen Wandel zu bewältigen, der für diese Transformation erforderlich ist. Oft sind sie in ihrem Verständnis aber traditionell vergangenheitsbezogen, Zukunftsentwürfe sind nur sehr unklar formuliert.

Um sich vom Wettbewerb abzuheben und die eigenen Initiativen zu gewichten, sollten die Führungskräfte also ein überzeugendes Narrativ entwickeln, das ihre Ziele für das Unternehmen vermittelt. Dieses Narrativ enthält zwar ein Zukunftsmodell – es sollten aber die schon genannten Stärken aus der Vergangenheit mit den jetzigen Anforderungen verbunden werden: Während früher Stärken in persönlicher Beratung und die damit verbundenen engen Kundenbeziehungen gefordert waren, kann die – immer noch wichtige – Expertise rund um Vermögensbildung und Service nun oft mit technologischen Innovationen und datengetriebenen Kundenerlebnissen eng verzahnt werden.

 

Dabei geht es nicht darum, alles Machbare zu tun, sondern einen sinnvollen Mix aus Initiativen zusammenzustellen. Schließlich müssen Letztere sowohl zur Wahrnehmung der Privatbank durch ihre Kunden als auch zur internen Kultur passen. Die Vision ist aber nur ein Teil – mindestens genauso entscheidend sind die Mitarbeitenden: Private Wealth Management ist eine Dienstleistung, die Menschen für Menschen erbringen. Führungskräfte müssen ihr Team dort abholen, wo es steht.

Es gilt stets, Veränderungsbedürfnisse und Blockaden für den Fortschritt zu verstehen und zu bewältigen, sei es bei Motivation, Homeoffice oder der technischen Ausstattung. Eine echte Strategie und der damit verbundene empathische Funke entstehen erst, wenn alle die Umsetzung unterstützen und Führungskräfte selbst mutig für Veränderungen stehen und sie vorleben. Der Schlüssel ist eine dynamische Lernkultur. Auf beiden Seiten.

2. Technologie einbinden

Technologie entwickelt sich schnell und eröffnet neue Möglichkeiten, um Effizienz zu steigern, Prozesse zu optimieren und Servicequalität zu verbessern. Neue digitale Wettbewerber erobern Teile des Markts mit deutlich günstigeren Kostenstrukturen und weit flexiblerer strategischer Architektur. Aber einige Beispiele aus den vergangenen Jahren und dem Private Banking lehren: Migrationsprojekte zu neuen Systemen erscheinen riskant, teuer und führen zunächst zu wenigen spürbaren externen Verbesserungen.