Europäischer Immobilienmarkt Asset Manager warnt vor Herdeneffekt

Vom Schandfleck zur gefragten Immobilie: Die ehemalige Zahnklinik in Erfurt wurde in den vergangenen Jahren in ein Studentenwohnheim umgebaut.

Vom Schandfleck zur gefragten Immobilie: Die ehemalige Zahnklinik in Erfurt wurde in den vergangenen Jahren in ein Studentenwohnheim umgebaut. Foto: imago images / Karina Hessland

Internationale Anleger wollen auch in diesem Jahr den europäischen Immobilienmarkt ansteuern. Das zeigt eine aktuelle Untersuchung („Think European cities 2020 outlook“) der Investmentgesellschaft Nuveen Real Estate. Das Interesse der Anleger richtet sich demnach vor allem auf Wohnimmobilien, wobei vor allem Studentenwohnheime gefragt sind. Schon im vergangenen Jahr war das Interesse auf Anlegerseite an Studentenwohnheimen groß. 

Dieser Markt sei unverändert geprägt durch eine Nachfrage, die das Angebot übersteigt. Die Marktbeobachter von Nuveen, des Vermögensverwalters des amerikanischen Lehrer-Pensionsfonds (Teachers Insurance and Annuity Association, TIAA), halten es für möglich, dass sich das Ungleichgewicht weiter verstärken wird. Gründe seien der Mangel an erschwinglichen Wohnflächen, der demografische Wandel, die zunehmende weltweite Mobilität von Studenten – sowie immer anspruchsvollere Mieter. 

Weiterhin chancenreich ist nach Einschätzung von Nuveen Real Estate – das Unternehmen verwaltet Vermögen von 129 Milliarden US-Dollar – auch der Logistiksektor. Ein Treiber der Entwicklung sei das Wachstum des elektronischen Handels (E-Commerce). Viele Investoren erhöhten derzeit ihr Engagement in diesem Segment. Der Bau neuer Flächen sei zwar „immens“, stellt Nuveen Real Estate fest. Zugleich betonen die Immobilien-Spezialisten aber auch, dass die Entwicklung nachvollziehbar und angemessen sei – aufgrund der steigenden Nachfrage auf der Anlegerseite. 

Investoren mit einem langfristigen Anlagehorizont sollten ihre Immobilienanlagen breit streuen und dabei auch erstklassige Einzelhandelsstandorte in ihre Pläne einbeziehen. Dazu zählt Nuveen Real Estate beispielsweise Designer-Outlet-Center und Einzelhandelszentren mit gemischter Nutzung sowie Standorte, an denen bestehende Einzelhandelsflächen umfunktioniert werden können. Gegenwind erfährt der Einzelhandel nach wie vor durch das Wachstum im Online-Handel. Das habe die Stimmung im gesamten Jahr 2019 getrübt. Anleger wie Munich Ergo Asset Management reagieren darauf und bevorzugen die als stabiler eingestuften Investments in Fachmarktzentren

Moderater Neubau am Wohnungsmarkt 

Mit Blick auf den Markt für Wohnimmobilien kommt Nuveen zu der Einschätzung, dass der Umsatz aus der Vermietung in vielen Metropolen gestiegen sei, darunter in Berlin, Mailand, Madrid und London. Nuveen spricht von einer stetigen Nachfrage und moderatem Neubauvolumen. Allerdings hinterlässt die abgeschwächte Konjunktur im Euroraum Spuren: Bei den Neuvermietungen in einigen Städten konstatiert Nuveen bis zum dritten Quartal 2019 einen Rückgang um durchschnittlich circa 30 Prozent. Mit Blick nach vorne prognostiziert Nuveen Real Estate für Städte, in denen die Nachfrage das Angebot in den letzten Jahren am stärksten überschritten hat und in denen es eine große Anzahl von spekulativen Flächen im Bau gibt, ein moderates Mietwachstum – darunter Frankfurt am Main und Dublin. 

Trügerisches Vertrauen in Scheinsicherheit 

Immobilieninvestoren sollten nach Einschätzung von Stefan Wundrak, Leiter der Forschungsabteilung bei Nuveen Real Estate, ihre Risiken hinterfragen. „Lange Perioden steigender Märkte führen in der Regel zu übertriebener Zuversicht und trügerischem Vertrauen in Scheinsicherheit“, warnt der Experte und fährt fort, dass Herdeneffekte und der Drang jedem Trend hinterherzujagen, Fallen seien, die es im Jahr 2020 zu vermeiden gelte. „Auch hier sind wir der Meinung, dass Logistik, Wohnen und Alternatives im Laufe dieses Jahres die überzeugendsten Perspektiven bieten werden.“ 

Die vollständige Zusammenfassung der Untersuchung von Nuveen Real Estate finden Sie hier

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