Auretas Family Trust mit veränderter Strategie „Es wäre fahrlässig, diese Wachstumsfelder nicht zu besetzen“

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Was ist im Chance-Modul drin?

Rathgen: Konkret nutzen wir das Universum besagter semi-liquider Investments und decken künftig sowohl die bekannten alternativen Anlageklassen als auch weniger liquide, aber wachstumsstarke Aktienmärkte in den Schwellenländern ab. Dazu zählen dann börsennotierten oder fondsähnlichen Anlagevehikel, die Zugang zu einem aktiv gemanagten, diversifizierten Portfolio aus Zielinvestments ermöglichen. Aber immer mit einer klar definierten Exit-Möglichkeit. Nicht selten sind wir in denselben Managern und Zielunternehmen investiert, wie früher über die geschlossenen Fonds – nur eben deutlich liquider.

Könnte man die Emerging Markets nicht einfach über ETFs spielen?

Rathgen: Je ineffizienter Kapitalmärkte sind und je mehr der Investmenterfolg vom Engagement und Können aktiver Unternehmer abhängt, umso eher erscheinen uns auch aktiv gemanagte Fonds oder entsprechende gelistete Beteiligungsvehikel sinnvoll, um an deren Wertschöpfung zu teilzuhaben. So mögen asiatische Large Caps durchaus effizient bewertet sein, nicht aber jene Teilmärkte der kleinen und mittelgroßen Unternehmen sowie der gesamte Bereich der asiatischen Private Markets. Doch genau dort entstehen zum Beispiel im Zuge des De-Couplings zwischen China und den USA die künftigen Champions in Asien. Es wäre daher fahrlässig genau diese Wachstumsfelder nicht zu besetzen, nur weil es hierfür keine ETFs gibt.

Warum lassen Sie von Private Debt die Hände weg?

Rathgen: Klassisches Private Debt erscheint uns ein wenig wie der regelmäßig scheiternde Versuch mancher Gastronomen, alle möglichen neuen Stilrichtungen der internationalen Küche ihren Gästen anbieten zu wollen. Statt sich auf erfolgreich funktionierende Strategien zu konzentrieren, wird von den Asset Managern nun neben Private Equity oder Immobilien eben auch noch Private Debt offeriert. Parallel zu dem auf diese Weise stark gestiegenen Angebot von Investments nahm auch die Nachfrage privater wie auch institutioneller Anleger zu. Sei es durch den sogenannten Anlagenotstand oder weil Private Debt gering korrelierende Erträge verspricht.

Im Ergebnis haben wir das Gefühl, dass derzeit viel Geld unerfahrener Anleger bei ebenfalls nur begrenzt erfahrenen Anbietern innerhalb der Anlageklasse Private Debt landet. So eine Gemengelage endet selten für beide Seiten erfolgreich, noch dazu in einem konjunkturellen Umfeld wie gegenwärtig, in dem wir uns eher am Ende als am Anfang eines Kreditzyklus‘ befinden. Trotz dieser generellen Kritik versuchen wir sehr wohl zu differenzieren und finden bei sehr vereinzelten Marktteilnehmern durchaus selektiv Opportunitäten, zum Beispiel im Bereich Pharma- oder auch Energie-Royalties.

Nun hat Ihr Haus zwei semi-liquide Fonds initiiert. Worin unterscheiden sich die beiden?

Rathgen: Die beiden Chance-Module haben verschiedene inhaltliche Schwerpunkte. Der Fokus liegt einerseits auf den Private Markets, zu denen wir Anlageklassen wie Private Equity, Infrastruktur, Immobilien sowie natürliche Ressourcen zählen. Im anderen Fonds geht es um die aufstrebenden Märkte, das heißt die globalen Emerging und Frontier Markets in ihrer gesamten Breite und Tiefe, ebenso wie jene Sektoren, die von säkularen Trends begünstigt sind wie Technologie, Demografie und Gesundheit, Nachhaltigkeit oder Urbanisierung.

Wo legen Sie die Grenze für die Illiquidität?

Rathgen: Bei entsprechenden Investments muss mindestens einmal pro Quartal eine vertragliche Ausstiegsmöglichkeit gegeben sein. Technisch handelt es sich um börsennotierte Vehikel, deren tägliche Börsenumsätze zu gering sind, als dass sie in einem täglich rückgebbaren Fonds einzusetzen wären. Darunter Beteiligungsgesellschaften, REITs, börsennotierte Trusts. Oder es sind Fondsstrukturen, deren Rückgabemöglichkeiten aufgrund der eingeschränkten Liquidität der Underlyings begrenzt sind, oder die hohe Mindestanlagesummen beziehungsweise nur qualifizierten Investoren offenstehen.