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Ausländische Investoren treiben den Markt Nachhaltigkeit gewinnt in China an Bedeutung

Photovoltaikanlage in Form eines Pandas westlich von Peking

Photovoltaikanlage in Form eines Pandas westlich von Peking: Der Auslandsbesitz chinesischer Aktien erreichte zuletzt einen Rekordwert – damit verändert sich auch das Bewusstsein für ESG im Land. Foto: imago images / ZUMA Wire

China hat seine Aktienmärkte in den vergangenen Jahren schrittweise für Anleger aus dem Ausland geöffnet. Ein Meilenstein war das sogenannte Stock-Connect-Programm, das seit dem Jahr 2014 Investoren in Festlandchina und Hongkong Zugang zur jeweils anderen Börse gewährt. Im vergangenen Jahr hat die Regierung die Beschränkungen für Auslandsinvestitionen in China weiter gelockert. Folglich hat sich der Aktienmarkt des Landes gut entwickelt: Die Auslandsbestände chinesischer Aktien erreichten nach jüngsten Zahlen im dritten Quartal 2019 einen Rekordwert von umgerechnet 253 Milliarden US-Dollar, berichtet der Nachrichtendienst Bloomberg.

Damit hat das Bewusstsein für Umwelt- und Sozialthemen sowie eine gute Unternehmensführung (englisch Environment, Social, Governance, kurz: ESG) zugenommen. Institutionelle Investoren, die häufig strenge ESG-Anforderungen stellen, erhöhen den Druck auf Unternehmen. Derzeit befindet sich China zwar noch am Anfang dieser Entwicklung – im Vergleich zu vielen Industrieländern spielen Nachhaltigkeit und soziale Themen bislang nur eine untergeordnete Rolle. Aber die Zeichen stehen auf Veränderung.

Mehr Transparenz: Unternehmen veröffentlichen Nachhaltigkeitsberichte

So ist die Zahl der Unternehmen, die Informationen zu ihren ESG-Bemühungen offenlegen, in den vergangenen Jahren gestiegen. Bis September 2019 gaben 945 Firmen einen Bericht zu ihrer sozialen Unternehmensverantwortung (englisch: Corporate Social Responsibility) heraus. Das sind etwa 26 Prozent aller Firmen, die A-Aktien ausgeben, die in chinesischen Renminbi an den Börsen von Shanghai und Shenzhen gehandelt werden. Die Zahlen stammen aus dem gemeinsamen Report „China Sustainable Investment Review“ der Beratungsfirma Syn Tao Green Finance und des China Social Investment Forum, einer Nichtregierungsorganisation. Die von den Firmen veröffentlichten Daten reichen dem Bericht zufolge aber oft nicht an internationale Standards heran.

Die 300 größten Aktiengesellschaften Chinas, die im Index Shanghai Shenzhen CSI 300 gelistet sind, legen mit 66 Prozent am häufigsten Grundsätze der Unternehmensführung offen. Geht es um die ökologische oder soziale Verantwortung, ist die Quote mit 40 beziehungsweise 29 Prozent bei diesen 300 Börsenunternehmen deutlich niedriger. Ein neues Gesetz dürfte die Zahlen zu Umweltaspekten aber in die Höhe treiben: So müssen Unternehmen, die A-Aktien ausgeben, seit Anfang dieses Jahres Umweltmaßnahmen sowie die Emission von Schadstoffen in Luft und Wasser offenlegen.

Mehr Fonds: ESG im Portfolio wird wichtiger

In China steigt die Zahl der Investmentfonds mit ESG-Bezug. Oft wird ein Thema, etwa Energieeinsparung, in den Mittelpunkt der Anlagestrategie gestellt. Viele Fondsgesellschaften geben an, nach Umwelt- und Sozialkriterien zu handeln – doch die Standards variieren stark. Daher ist eine tiefergehende Analyse notwendig, um sicherzugehen, dass ESG-Aspekte tatsächlich das Fondsportfolio bestimmen.

Mehr Engagement: Große Firmen gehen voran

Unternehmen mit einem großen Anteil ausländischer Eigentümer und hoher Marktkapitalisierung, in der Regel Branchenführer oder im Ausland tätige Firmen, engagieren sich stärker für Nachhaltigkeit und setzen öfter entsprechende Richtlinien um. Ein Grund: Ihre Stakeholder stellen höhere Anforderungen. Zudem müssen sich diese Firmen an ihre Konkurrenten in Übersee anpassen, um außerhalb Chinas im Wettbewerb zu bestehen. Das führt dazu, dass etwa chinesische Tech-Hersteller häufig mehr Wert auf ESG legen als Firmen der sogenannten Old Economy wie die industrielle Fertigung. Hinzu kommt, dass die Marktführer über mehr Ressourcen für die Erstellung von Nachhaltigkeitsberichten verfügen.

Kleinere Firmen hingegen, deren Investoren zumeist aus dem Inland stammen, sind weniger sensibel für Nachhaltigkeitsthemen. Das ändert sich jedoch allmählich. Positiv ist das nicht nur für Aktionäre und Stakeholder: Nehmen Firmen ihre soziale Verantwortung wahr, trägt das in den meisten Fällen auch zu besseren Ergebnissen bei.

Große Unterschiede bei Branchen und Firmen

Insgesamt wird Nachhaltigkeit für Chinas Wirtschaft zunehmend wichtiger. Je nach Branche und Unternehmensstruktur gibt es aber noch große Unterschiede. Vor allem in der Privatwirtschaft legen sich Unternehmen oft strengere Regeln auf als erforderlich. Einige Firmen veröffentlichten bereits ESG-Berichte, bevor sie die Aufsichtsbehörden dazu verpflichteten. Im Gegensatz zur freien Wirtschaft gilt die Unternehmensführung bei staatlichen Firmen als weniger reguliert. Franklin Templeton bevorzugt daher Staatsunternehmen mit guten Managementteams, die die Interessen der Minderheitsaktionäre berücksichtigen.

Für ESG-Informationen greift das Franklin-Templeton-Team vor Ort auf unterschiedlichste Quellen zurück, darunter Finanzberichte, Branchennachrichten und soziale Medien. Zudem sind Gespräche mit Unternehmensleitung sowie Mitarbeitern Teil der Analyse. Bislang können die ESG-Standards in China noch nicht mit denen in Industrieländern mithalten – das wird sich jedoch ändern. Bis es soweit ist, sind bei Investitionen in chinesische Aktien die genaue Analyse der fundamentalen Kennzahlen und Nachhaltigkeitsanstrengungen entscheidend.

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