Liquide- und illiquide Anlagen Diese Relevanz hat der Denominator-Effekt für das Portfolio

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Besonders kritisch ist dieser Punkt für Anleger, welche gesetzlich eine vorgeschriebene Maximalallokation zu einzelnen Anlageklassen nicht übertreffen dürfen. Die Illiquidität der Anlageklasse verhindert eine schnelle Anpassung des Portfolios durch Verkäufe, weshalb gesetzlich regulierte Anleger einen gewissen Puffer gegenüber der Maximalallokation zu Privatmärkten lassen müssen.

Dabei bieten typischerweise Jahre nach einer Kapitalmarktkrise oft gute Renditechancen. Die globale Finanzkrise in den Jahren 2008 und 2009 sorgte in den liquiden Märkten weltweit für Kurseinbrüche; rückblickend waren dies allerdings auch Investitionsjahre mit besonders hohem Renditepotential. Grafik 1 zeigt beispielhaft die IRR für Private Debt (Internal Rate of Return beziehungsweise Interner Zinsfuß), eine Renditegröße für Privatmarktanlagen:

Private Debt IRR-Streuung nach Jahrgängen
© Quelle: PitchBook Data, Inc. 

 

Steuerung des Denominator-Effektes

Anleger können den Denominator-Effekt auf verschiedenen Wegen steuern. Ein Ansatz besteht darin, eine Maximalallokation für Privatmärkte festzulegen, beispielsweise 20 Prozent, und das Portfolio regelmäßig neu zu gewichten, um ausreichend Abstand zu dieser Maximal-Allokation beizubehalten. So kann verhindert werden, dass die tatsächliche Allokation die Zielallokation übersteigt und ein Konzentrationsrisiko entsteht.

Ein weiterer Ansatz ist die Verwendung einer dynamischen Allokationsstrategie, bei der die Allokation in Privatmärkte auf Grundlage von Marktkonditionen und der Risikotoleranz des Anlegers angepasst wird. Wenn sich beispielsweise die illiquiden Märkte gut entwickeln und die Risikotoleranz des Anlegers eine höhere Allokation zulässt, kann die Allokation in diese erhöht werden. Umgekehrt kann die Allokation in Privatmärkten verringert werden, wenn diese sich schlecht entwickeln oder die Risikotoleranz des Anlegers sinkt. Eine solche dynamische Strategie erfordert allerdings typischerweise ein hohes Risikobudget und eine sehr enge Risikosteuerung.

Bei der Steuerung des Denominator-Effektes sollten Investoren auch die Liquidität und die Haltefristen von Privatmarktinvestitionen im Portfolio berücksichtigen. Private Equity- oder Venture Capital-Anlagen haben normalerweise Lock-Up Perioden von mehreren Jahren, während derer Anleger ihre Investitionen nicht liquidieren können. Dies macht eine Portfolioumschichtung oder Änderung der Anlagestrategie erheblich schwieriger. Investoren sollten daher sicherstellen, dass das Portfolio ausreichend liquide ist, um für den Fall einer Umschichtung gewappnet zu sein.

Eine flexible Investition über ein weitreichendes Spektrum an illiquiden Subanlageklassen, von konservativen, weniger risikoreichen Investitionen wie (Senior) Private Debt über Infrastruktur- und Immobilieninvestitionen bis hin zu offensiven und risikoreicheren Anlageklassen wie Private Equity (PE) und dedizierten PE-Secondaries und PE-Co-Investitionen ermöglicht eine genauere Abstimmung des Portfolios auf die Bedürfnisse von Investoren.

 

 

 

Diese können entsprechend ihrer jeweiligen Risikotoleranzen und Renditeerwartungen in einzelne oder eine Kombination aus mehreren Anlageklassen investieren. Durch die Nutzung von beispielsweise einer Dachfondsstruktur sind Investoren auch im Falle von Investitionen in nur einzelne Anlageklassen breit und diversifiziert aufgestellt, sodass Konzentrationsrisiken vermieden werden. Auch sind heutzutage exklusive Secondary- und Co-Investment-Programme zugänglich.

Fazit

Zusammenfassend lässt sich sagen, dass illiquide Anlagen nicht in vollem Umfang von den Verwerfungen der vergangenen Jahre in den liquiden Märkten betroffen waren. Dies lässt sich jedoch im Wesentlichen auf die Verzögerung zurückführen, mit welcher Privatmarktanlagen Bewertungsanpassungen erfahren. Durch den Denominator-Effekt sind einige Anleger geneigt, fortlaufende Investitionen in Privatmärkte zumindest temporär auszusetzen. Allerdings ist gerade jetzt auch eine gute Möglichkeit gegeben, in diese Märkte zu investieren, da Bewertungen in manchen Segmenten bereits Anpassungen erfahren haben.

Außerdem gibt es auch junge – aber stark aufgestellte – Unternehmen, die auf Kapitalsuche sind und somit für Privatmarktfonds interessante Investitionsmöglichkeiten bieten. Weiterhin ist es essenziell, bei Privatmarktinvestitionen einen langfristigen Anlagehorizont zu haben und über mehrere Auflagejahre und Subanlageklassen hinweg zu investieren, um ein möglichst breit aufgestelltes und diversifiziertes Portfolio zu halten.

Über die Autorin

Caterina Ket, CIIA, CEFA, ist seit 2022 bei Mercer Global Investments Europe als Direktorin Institutionelle Kunden für den Bereich Investment Solutions, welcher die Entwicklung und Umsetzung von Teil- beziehungsweise Gesamt-Outsourcing-Konzepten der Kapitalanlage für institutionelle Anleger umfasst. Sie ist Ansprechpartnerin für Privatbanken, Family Offices, Versicherungen und Stiftungen.

Nach ihrem Abschluss als Diplom-Kauffrau verbrachte Ket mehrere Jahre in Asien als Relationship Managerin im Private Banking für vermögende Privatkunden. Unter anderem war sie im Private Wealth Management der ABN Amro in Singapur tätig. Vor ihrem Wechsel zu Mercer war sie zudem über 10 Jahre bei der Fondsgesellschaft Schroders als Vertriebsleiterin für Dachfondsmanager und Privatbanken in Deutschland tätig; ab 2016 außerdem ESG Spezialistin für Strategien und nachhaltige Anlagelösungen.

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