Interview mit dem Tresono Family Office, Teil 1 Stephan Knichel und Sven Tomitza: „Das ist der größte Fehler, den man machen kann“

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Interview mit dem Tresono Family Office, Teil 1
Stephan Knichel und Sven Tomitza: „Das ist der größte Fehler, den man machen kann“
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Stephan Knichel (l.) und Sven Tomitza vom Tresono Family Office

Stephan Knichel (l.) und Sven Tomitza vom Tresono Family Office: „Auch unsere Mandanten haben sanierungsbedürftige Objekte. Deshalb beobachten wir sehr genau, welche Ideen in Berlin kreiert werden.“ Foto: Tresono Family Office

private banking magazin: Herr Knichel, 2011 waren Sie Gründungsaktionär von Tresono, was ist das Besondere an dem Family Office?

Stephan Knichel: Wir sind als klassisches Single Familiy Office gestartet, mit der Familie Unger, die nahezu paritätisch im Aktionärskreis vertreten war. In den vergangenen Jahren haben wir die Tresono dann zu einem Multi Family Office ausgebaut. In mehreren Schritten haben sich Unternehmerfamilien beteiligt, heute haben wir sieben Familien im Aktionärskreis, die nahezu gleichgewichtet knapp zwei Drittel der Anteile halten.  Insgesamt haben wir rund 30 Mandanten, die wir teils vollumfänglich, teils in projektbezogenen Themen beraten. Ein Drittel der Anteile liegt beim Team – unsere Mitarbeiter sind mehrheitlich an Tresono beteiligt.

Warum ist das so?

Knichel: Die Idee dahinter ist, dass wir das Family Office für Unternehmer sind und dass unsere Mitarbeiter von dieser Idee überzeugt und deshalb beteiligt sind. Das und unsere Aktionärsstruktur sind mit Sicherheit ein Alleinstellungsmerkmal. Zudem ist und bleibt für uns besonders wichtig, dass wir ein unabhängiges Family Office sind. Wir haben keine eigenen Produkte, keine eigenen Vermögensverwaltungsaktivitäten und haben seit der Gründung einen besonderen Fokus auf Immobilien.

Warum der Schritt von Single- zu Multi Family Office und warum Immobilien?

Knichel: Erfahrungen, die wir bei dem Aufbau von Strukturen des Single Family Offices gesammelt haben, können weiteren Familien zugutekommen. Unsere Gründerfamilie war auch daran interessiert, am Netzwerk anderer Familien zu partizipieren und die Tresono hierfür als Plattform zu nutzen. Immobilien sind bei nahezu allen Familien ein wichtiger Bestandteil des Vermögens. Gleichzeitig werden viele Bestände nicht aktiv im Sinne eines Portfoliomanagements bewirtschaftet. Hierin haben wir für uns die Chance gesehen, uns vom Wettbewerb zu differenzieren.

Ist Familie Unger nach wie vor mit an Bord?

Knichel: Familie Unger ist nach wie vor dabei. Es war bereits bei Gründung abgesprochen, dass bei Interesse weiterer Familien die Bereitschaft besteht, Aktien abzugeben. Im Übrigen  vollziehen wir derzeit  den für jedes Family Office  extrem wichtigen Prozess der Nachfolge. Das betrifft alle Ebenen und fängt mit dem Vorstand an, geht über den Aufsichtsrat und den Aktionärskreis. Ich bin jetzt 61 Jahre alt und möchte eine organisierte und strukturierte Übergabe sicherstellen, auch wenn ich noch einige Jahre arbeiten möchte.

 

 

 

Selbstverständlich möchten mögliche neue Mandaten wissen, wie lange die Ansprechpartner noch an Bord sind. Solche Überlegungen haben einen großen Einfluss darauf, mit welchem Family Office schlussendlich zusammengearbeitet wird.

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Haben Sie für sich schon ergründet, ob Sie jemand sind, der gut loslassen kann?

Knichel: Ich kann gut loslassen. Ich bin auch der Meinung, dass jeder ersetzbar ist. Man darf nie glauben, man sei unersetzbar. Das ist der größte Fehler, den man machen kann. Das ist auch eine Frage der persönlichen Einstellung und Lebensplanung. Man braucht Mitarbeiter, denen man vertraut. Jeder kann von einen auf den anderen Tag ausfallen.

Immobilien tragen wesentlich zum Erlösvolumen bei Tresono bei, seit 2019 verantworten Sie, Herr Tomitza die Geschicke in diesem Kernbereich ...

Sven Tomitza: Genau, seit 2019 bin ich bei der Tresono. Vor dieser Zeit war ich auf der Konzernseite tätig, war bei der LEG Immobilien für das Transaktionsgeschäft verantwortlich, zuvor bei der Deutschen Wohnen, kannte also in erster Linie das Konzernleben.

Warum der Wechsel?

Tomitza: Das institutionelle Geschäft gefällt mir nach wie vor gut. Es ist berechenbar, was Vorteile mit sich bringt. Aber am Ende des Tages sind es in der Regel doch stets dieselben Fragestellungen in einem engen Geschäftszweck. Deshalb suchte ich eine neue Herausforderung und bin im Zuge einer Transaktion auf Tresono aufmerksam geworden. Hier begeistert mich das breite Spektrum an Persönlichkeiten und Handlungsmöglichkeiten. Wir arbeiten für Menschen, die nicht zwingend im Geschäft mit Immobilien zuhause sind.