Vom erfolgreichen Gründer einer Tech-Firma über die seit Jahrhunderten bestehende Unternehmerdynastie bis hin zu multinationalen Zusammenschlüssen – die Familien, die hinter den in Deutschland aktiven Family Offices stehen, sind genauso vielseitig wie ihre finanziellen Ziele. Kaum eine Investorengruppe ist deshalb so unterschiedlich hinsichtlich Größe, Anlagestil und Vorgehensweise. Allerdings gibt es eine bemerkenswerte Gemeinsamkeit: Die durchschnittliche Immobilienquote von Family Offices liegt verschiedenen Studien von Engel & Völkers oder auch Catella deutlich höher als bei institutionellen Investoren, wobei die genauen Zahlen stark schwanken.
Weiterhin kommt die Studie von Engel & Völkers zu dem Ergebnis, dass der Schwerpunkt vieler Family Offices stärker auf Value-Add-Anlagen sowie Wohnimmobilien liegt, und dass Deutschland weiterhin klar im Fokus steht. Eine Umfrage seitens der Beratungsgesellschaft Ebner Stolz bestätigte zum Jahresende 2022: etwa 97 Prozent der deutschen Family Offices setzen nach wie vor auf Immobilien und dabei vor allem auf den inhärenten Inflationsschutz durch steigende Mieten.

Da zahlreiche Family Offices langfristig agieren, deutet nur wenig darauf hin, dass diese grundsätzlichen Präferenzen künftig in Zweifel gezogen werden. Im Gegenteil: Angesichts der aktuellen Marktentwicklung könnten Family Offices in der ersten Jahreshälfte 2023 auf den deutschen Immobilieninvestmentmärkten den Ton angeben – vor allem als Käufer, aber tendenziell auch auf der Verkäuferseite.
2022 war bei Immobilieninvestments ein Jahr des Abwartens
Im Jahr 2022 zeigten sich zahlreiche Family Offices auf den Investmentmärkten eher zurückhaltend – genau wie die meisten institutionellen Marktakteure. Gemäß Angaben der Immobilienmarktanalysten von BNP Paribas lag der Anteil von Family Offices bei 3,2 Prozent gemessen am offiziell gemeldeten Transaktionsvolumen aller Marktakteure. Die Zurückhaltung ist auch nicht verwunderlich, da zahlreiche Family Offices im Unterschied zu vielen anderen Investoren in der Regel nicht von Anlagedruck beziehungsweise den Interessen Dritter getrieben sind und eine Zeit der Unklarheit dementsprechend einfach aussitzen können.
2022 wurde diese Unklarheit vor allem durch die historisch hohe Zinsdynamik geprägt, wodurch die Preisbildung zwischen Käufer und Verkäufer stark erschwert wurde. Die potenziellen Käufer standen vor der Herausforderung, dass die Zinssätze zwischen der Due-Diligence-Prüfung und dem Signing teilweise stark schwanken konnten und Businesspläne daher teils mehrfach angepasst werden mussten. Zahlreiche Verkäufer beharrten hingegen auf den Preisniveaus der Jahre 2020 und 2021 – angesichts der Zinswende in vielen Fällen jedoch eine unrealistische Erwartungshaltung.