Verbraucherkredite „Pensionsfonds und Versicherer aus den Niederlanden investieren bereits“

Jerome Henrion vom Vermögensverwalter M&G

Jerome Henrion vom Vermögensverwalter M&G: „Eine Ausnahme bilden die Niederlande: Dort investieren Pensionsfonds und Versicherungsgesellschaften schon seit einiger Zeit direkt in Wohnimmobilien-Hypotheken, um das Risiko-Rendite-Profil ihrer Anlagen über das hinaus zu verbessern, was sie traditionell mit Unternehmensanleihen, Staatsanleihen und Aktien erreichen können.“ Foto: M&G

Die Vergabe von Verbraucherkrediten und mit Wohnimmobilien besicherten Darlehen wird in den meisten europäischen Ländern hauptsächlich von Privatkundenbanken durchgeführt, die diese Kredite in der Regel in ihren Bilanzen halten. Nach der Finanzkrise 2008/2009 wurden die Eigenkapitalanforderungen für Banken bei der Kreditvergabe jedoch verschärft. Seitdem führen die Kredite zu zusätzlichem Kapitalaufwand.

In jüngster Zeit haben die Aufsichtsbehörden in den Niederlanden und in Deutschland zudem den Eigenkapitalbetrag angehoben, den die Banken für Hypotheken aufbauen müssen. Dahinter steht die Absicht, den erheblichen Anstieg der Immobilienpreise in den letzten Jahren zu bremsen. Die Bafin hat den antizyklischen Kapitalpuffer für deutsche Banken bis Februar 2023 von 0 auf 0,75 Prozent der risikogewichteten Aktiva erhöht. Hinzu kam in einem zweiten Schritt ein weiterer Puffer speziell für mit Wohnimmobilien besicherte Kredite in Höhe von 2 Prozent der Kreditsumme.

Um ihr Kapital und ihre Bilanzen effizienter zu verwalten, bemühten Privatkundenbanken sich darum, bestehende Kredite aus ihren Bilanzen an institutionelle Anleger zu übertragen. Damit erfüllen sie die aufsichtsrechtlichen Kapitalanforderungen und bedienen gleichzeitig gegen eine Gebühr die Kreditforderungen.

 

 

 


Für Investoren bietet die direkte Vergabe von Krediten an Verbraucherinnen und Verbraucher in allen Markt- und Makroumgebungen die Möglichkeit zur Diversifikation des Portfolios unter Aussparung des Unternehmensrisikos. Langfristig haben solche Finanzierungen zudem das Potenzial, höhere risikobereinigte Renditen zu erwirtschaften.

Vermögensverwalter haben daher begonnen, Kreditportfolios von Banken, von bankfremden Plattformen im Rahmen von Partnerschaften oder von sonstigen Darlehensgebern für langfristige Anleger wie Pensionsfonds und Versicherungsgesellschaften zu erwerben. Damit besteht die Möglichkeit, in einen gemanagten Fonds zu investieren, der leistungsfähige Portfolios mit Wohnimmobilien-Hypotheken- und Verbraucherkrediten aus verschiedenen Regionen, von verschiedenen Darlehensgebern und in verschiedenen Anlagearten verwaltet.

Diversifikation weg vom Unternehmensrisiko

Während die Anlage in Verbraucherkredite in Form von Verbriefungen wie beispielsweise Residential Mortgage Backed Securities (RMBS), die durch hunderte oder sogar tausende Wohnimmobilienkredite und –Hypotheken besichert sind, schon relativ verbreitet ist, engagieren sich europaweit nur wenige Investoren unmittelbar.