Nachranganleihen von Banken im Wandel Wie Banken sich vom einstigen Sorgenkind zum Musterschüler entwickelt haben

Jens Franck von Nordix

Jens Franck von Nordix: Er leitet das Portfoliomanagement beim Hamburger Asset Manager. Foto: Nordix

Der Krieg in der Ukraine, anziehende Inflationsraten und restriktivere Notenbanken haben zu deutlichen Kursabschlägen bei Aktien und Anleihen geführt. Während geopolitische Risiken die Märkte weiterhin belasten, treiben insbesondere hieraus resultierende Adjustierungen der Konjunktur- und Inflationsprognosen geldpolitische Anpassungen. Diese Gemengelage führt zu einer spürbaren Neubewertung an den Kapitalmärkten und hat eine der stärksten negativen Wertentwicklungsphasen verschiedener Fondslösungen seit langer Zeit zur Folge.

In diesem angespannten Marktumfeld stellt sich für viele Investoren die Frage, wann eine Marktnormalisierung zu erwarten ist und in welche Assets investiert werden sollte. Ein Anlagesegment des Fixed-Income-Marktes, das von der aktuellen Marktsituation durchaus profitiert, sind nachrangige Anleihen von Banken. Diese bieten spannende Opportunitäten und ein attraktives Rendite-Risiko-Profil. Zudem weisen diese Anleihen in Zeiten hoher Inflationsraten eine positive Realverzinsung auf – ein für viele Anleger nicht unwesentliches Kriterium.

Regulierung und Relevanz des Sektors

Im Zuge der großen Finanzkrise von 2007 und 2008 wurde der Bankensektor nach und nach zu einem hochregulierten Sektor umgestaltet, in dem die Aktiva auf der Bankbilanz risikogerecht mit Eigenkapital unterlegt werden müssen. Das bedeutet im Grunde, dass je mehr Risiko das Geschäftsmodell einer Bank aufweist, desto mehr Eigenkapital von der Bank zur Verfügung gestellt werden muss. Grundlage bildet die Finalisierung des Basel III-Regelwerks aus 2010, ebenfalls bekannt als „Basel IV“. 

Das bis 2025 (inklusive Übergangsperioden) zu implementierende Gesetzespaket enthält strengere Eigenkapital- und Liquiditätsvorschriften für Banken. Hervorzuheben ist hier die Einführung des Output Floors. Die Verwendung interner Berechnungsmethoden von Eigenmittelanforderungen abweichend zum Kreditrisikostandardansatz ist ein gängiger Ansatz insbesondere bei Großbanken, der allerdings oftmals zu Kritik führte. Der sogenannte Output Floor soll die Diskrepanz zwischen beiden Ansätzen minimieren. So soll der intern ermittelte Eigenkapitalbedarf in keinem Fall geringer sein als 72,5 Prozent des entsprechenden Eigenkapitalbedarfs nach Kreditrisikostandardansatz.

 

Dass die Basel-Richtlinien zur Stärkung des Bankensektors wirken, zeigt sich in den quartalsweisen Veröffentlichungen der Europäischen Banken-Aufsichtsbehörde EBA. Über einen längeren Zeitraum konnte das harte Kernkapital laut der EBA stetig erhöht werden und blieb trotz der Corona-Krise stabil bei 15,4 Prozent.

Quelle: European Banking Authority, nordIX AG