AP7-Chef Richard Gröttheim „Unser größter Fehler war, nicht von Anfang an nur auf Aktien gesetzt zu haben“

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leitwolf: Sie haben Ihren langen Anlagehorizont erwähnt. Wie häufig überprüfen Sie Ihre Anlageentscheidungen?

Gröttheim: Alle fünf Jahre. Dann schaut sich der Anlageausschuss an, ob eine Feinabstimmung nötig ist. Manchmal nehmen wir dann Anpassungen vor, meistens aber nicht. Wir haben allerdings gerade kürzlich außer der Reihe eine Asset-Liability-Studie durchgeführt als Vorbereitung für neue Anlageregeln, die uns künftig erlauben, in Immobilien zu investieren.

leitwolf: Die Sparer haben die Auswahl zwischen 600 privaten Fonds. Ist in diesem Umfeld eine staatliche Lösung wirklich notwendig?

Gröttheim: Das ist eine berechtigte Frage. Mein Eindruck ist, dass hier ein echtes Marktversagen vorliegt. Wenn es ein staatlicher Anbieter schafft, deutlich bessere Ergebnisse zu erzielen, dann haben die privaten Fondsgesellschaften bisher nicht die richtigen Fonds aufgelegt. Daher bin ich der festen Überzeugung, dass es sinnvoll ist, eine gut gemanagte, staatliche Variante anzubieten, auf der Grundlage von Finanztheorie und mit dem passenden Risikoprofil. Gleichzeitig ist es aber wichtig, den Sparern Wahlmöglichkeiten zu bieten. Auf absehbare Zeit wird die Zahl der Fonds auf der Plattform übrigens auf rund 200 reduziert.

leitwolf: Wo sehen Sie den entscheidenden Unterschied zwischen Ihrem Produkt und der Konkurrenz?

Gröttheim: Die Kosten sind ein wichtiger Punkt. Wir berechnen fünf Basispunkte, im Schnitt werden auf der Plattform 25 Basispunkte verlangt. Dann findet sich dort eine nicht unerhebliche Zahl Anleihefonds, mit weniger Risiko, aber auch weniger Rendite. Und es gibt auch eine ganze Reihe Fonds, die beim Anlageerfolg enttäuscht haben. Oft waren das Nischen- oder Branchenfonds. Da sind wir wieder bei der Bedeutung von Diversifizierung. Und bei der Frage, warum eigentlich keiner der Asset Manager versucht hat, unseren Ansatz zu kopieren.

leitwolf: Wenn Sie zurückblicken, würden Sie sagen, dass Ihnen in der Zeit bei AP7 ernste – oder kostspielige – Fehler unterlaufen sind?

Gröttheim: Unser größter Fehler war vermutlich, dass wir nicht von Anfang an ausschließlich auf Aktien gesetzt haben. Bis 2010 war unsere Anlage weniger risikoreich, erst dann erlaubte die Regulierung uns, ganz auf Aktien zu setzen. In den ersten zehn Jahren wichen auch unsere Ergebnisse nicht so deutlich von denen der privaten Wettbewerber ab. AP7 hat erst richtig losgelegt, als uns mehr Risiko erlaubt war. Aber das war natürlich eine politische Entscheidung. Ansonsten haben wir selbstverständlich Fehler gemacht, aber keine großen, würde ich sagen.

 

leitwolf: Sie wissen sicher, wie zurückhaltend die Deutschen sind, wenn es um Aktien geht. Was empfehlen Sie den Sparern und zukünftigen Rentnern hierzulande?

Gröttheim: Sie müssen sich bewusst machen, dass die Risikoprämie für Aktien einer der zentralen Bausteine für das Funktionieren einer Marktwirtschaft ist. Wären die Erfolgsaussichten gleich, wenn das Geld bei der Bank liegt oder in ein Unternehmen investiert wird, dann würde die Marktwirtschaft zusammenbrechen. Nun ist Deutschland eine der erfolgreichsten Volkswirtschaften der Welt, viele erfolgreiche Konzerne stammen aus Deutschland. Legen Sie also die Bedenken ab, haben Sie keine Angst!


Über den Interviewten:

Richard Gröttheim, Jahrgang 1959, ist seit der Gründung von AP7 bei dem staatlichen Fondsanbieter tätig, zunächst als stellvertretender Vorstandschef, seit 2010 als CEO. Der Fonds, mit einem Startkapital von 15 Milliarden SEK ausgestattet, ist in dieser Zeit auf beachtliche 850 Milliarden SEK gewachsen. Der schwedische Ökonom hat seine Karriere in der Finanzdienstleistungsbranche gestartet. Bevor Gröttheim zu AP7 kam, saß er fünf Jahre im Direktorium der Riksbank, der schwedischen Zentralbank.

Dieses Interview wurde uns freundlicherweise von Lupus alpha zur Verfügung gestellt und stammt aus dem aktuellen leitwolf-Magazin: (leitwolf-magazin.de)

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