Inka Winter, Fürstlich Castell'sche Bank Nachhaltigkeit bedeutet für mich ...

Inka Winter ist seit Juli 2022 die erste Nachhaltigkeitschefin bei der Fürstlich Castell’schen Bank und verantwortet auch die neue Nachhaltigkeitsabteilung des Instituts.

Inka Winter, Nachhaltigkeitschefin bei der Fürstlich Castell’schen Bank: „Nachhaltigkeit für mich kein Status und keine Perfektion, die man erreichen wird.“ Foto: Fürstlich Castell’schen Bank

Nachhaltigkeit ist für mich eine Handlungsmaxime, (m)einen Beitrag zu leisten, um die Herausforderungen in der sich wandelnden Welt – beispielsweise durch Klimawandel, Biodiversitätsverlust, soziale Ungerechtigkeiten – zu bewältigen. Ich möchte durch mein berufliches Tun dazu beitragen, dass nachhaltige Veränderungen finanziert und realisiert werden.

Was sich im ersten Moment allgemein anhören mag und auch wenig messbar erscheint, ist in den Pariser Klimazielen und 17 UN-Nachhaltigkeitszielen klar benannt. Als Bankerin hat mir immer der Blick auf die Zahlen, Daten und Fakten geholfen: So ist bei den Vereinten Nationen von zwischen 3,3 und 4,5 Billionen US-Dollar pro Jahr die Rede, die es braucht, um die Nachhaltigkeitsziele zu erreichen. Auch die Klimafinanzierungsströme sind bei Weitem nicht in der Nähe des Bedarfs, der laut einer Untersuchung konservativ auf 4,5 bis 5,0 Billionen US-Dollar pro Jahr geschätzt wird. Davon abgesehen sind die Risiken um Klimawandel und Biodiversitätsverlust wissenschaftlich nachgewiesen und berechnet.

In meinen Augen ist es also der Auftrag der Finanzindustrie, den Wandel anhand entsprechender Finanzierungs- und Investmentmöglichkeiten zu begleiten, um die angesprochenen  Nachhaltigkeitsziele zu erreichen. Nachhaltigkeit heißt für mich jedoch auch, dass die  beschriebenen Möglichkeiten ebenso wie die notwendigen Kredit- und/oder Investitionslösungen rentabel und skalierbar sein müssen – wenn gleichzeitig ein positiver Einfluss auf Umwelt und Gesellschaft integriert wird. Im Berufsalltag müssen wir als Finanzinstitut in Geschäfts- und Entscheidungsprozessen weit mehr als die uns bekannten finanziellen Faktoren betrachten und ganz konsequent zusätzlich Nachhaltigkeitsaspekte einbeziehen. Nur als integraler Bestandteil
unseres Bankgeschäfts mit einer konsequenten und transparenten Integration von Nachhaltigkeitsinformationen in alle Geschäftsbereiche ist es möglich, sowohl deren Risiken als auch Chancen zu bewerten.

Nachhaltigkeit bei der Fürstlich Castell’schen Bank

Seit dem 1. Juli 2022 darf ich in der Fürstlich Castell’schen Bank genau diese Veränderung begleiten – basierend auf einem Nachhaltigkeitsleitbild, das die Werte der Eigentümer und die Tradition der Bank widerspiegelt. Daran orientiert sich sowohl die Strategie als auch das nachhaltige Agieren der Bank ebenso wie das Leistungsangebot für Kundinnen und Kunden. Dabei verwenden wir Nachhaltigkeitsdaten von renommierten Datenanbietern ebenso wie ein anerkanntes internationales Rahmenwerk, anhand derer die Nachhaltigkeitskriterien und die Bewertung von Risiken integriert werden. Im derzeitigen Umfeld bilden diese Daten zusammen mit der Regulierung und internationalen Rahmenwerken das Gerüst für Transparenz und Nachvollziehbarkeit. Das Leitbild, externe Daten und internationale Rahmenwerke bilden also die Basis für den Nachhaltigkeitsansatz der Fürstlich Castell’schen Bank. Übersetzt durch eine eigens entwickelte Methode wurden Nachhaltigkeitskriterien, die das Casteller Nachhaltigkeitsverständnis abbilden, bereits in den Investmentprozess integriert.

Diese Nachhaltigkeitskriterien müssen wir nun sukzessive anhand von Leistungskennzahlen und -indikatoren konsistent in Kredit- oder Risikoprozesse überführen. Das Gleiche gilt für interne Prozesse wie Personalwesen oder die Kommunikation, in die wir die Werte einbringen. Wir sprechen hier also nicht nur von prozessualen Veränderungen, sondern durchaus auch von kultureller Weiterentwicklung. Ziel ist es, durch die Integration von Nachhaltigkeitsdaten sowohl deren finanzielle Auswirkung auf Chancen und Risiken zu bewerten, als auch den Fortschritt und Beitrag des eigenen Hauses messen zu können: Zum einen durch nachhaltige Finanzierungs- und Investmentmöglichkeiten für unsere Kundinnen und Kunden, zum anderen in der nachhaltigen Ausrichtung als Unternehmen. Transparenz ist dabei das Kernelement: Transparenz darüber, wie Nachhaltigkeit integriert, umgesetzt und gemessen wird, wie auch Transparenz über die Ergebnisse dessen und den geleisteten Beitrag.

Abschließend ist Nachhaltigkeit für mich also kein Status und keine Perfektion, die man erreichen wird. Wichtig ist das Handeln mit Mut, Verantwortung, Überzeugung und dem Verständnis, dass wir alle einen Beitrag zur Bewältigung der globalen Herausforderungen leisten müssen. 

 

 

Über die Autorin:

Die Autorin Inka Winter ist seit Juli 2022 die erste Nachhaltigkeitschefin bei der Fürstlich Castell’schen Bank und verantwortet auch die neue Nachhaltigkeitsabteilung des Instituts. Sie arbeitet seit über 20 Jahren in der Finanzbranche.

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