„Regulierung vorbeugen“ Nach deutschen soll es bald auch europäische Finanznormen geben

Deutsches Institut für Normung (DIN) in Berlin: In Deutschland erarbeitete Finanznormen könnten zum Vorbild für europaweite Normen werden.

Deutsches Institut für Normung (DIN) in Berlin: In Deutschland erarbeitete Finanznormen könnten zum Vorbild für europaweite Normen werden. Foto: Imago Images / Schöning

Es ist ein ambitioniertes Vorhaben, von dem das Unternehmen Defino Institut für Finanznorm kurz nach Weihnachten in einer Mitteilung berichtet: Es soll bald ein europaweit koordiniertes Komitee für Normierungen im Finanzbereich geben.

Erst im zurückliegenden Oktober wurde ein Ausschuss für Finanz-Normierung am Deutschen Institut für Normung (DIN) gegründet, das „Nafin“. Sein europäisches Pendant soll nun das „Technical Committee Finance“ der europäischen Normungsorganisation CEN werden, technische Abkürzung: CEN/TC 475 „Finance“.

 

„Angesichts zunehmender EU-Regulierungen ist es geboten, uns schnell mit unseren Vorstellungen von wirksamem Verbraucherschutz auch in Brüssel zu formieren“, mahnt Nafin-Beiratschef Klaus Möller, der gleichzeitig dem Defino vorsteht.

Laut der Mitteilung wollen neben Deutschland auch Bulgarien, Finnland, Italien, die Schweiz, Spanien und das Vereinigte Königreich mit ihren jeweiligen Normungseinrichtungen ab sofort zusammenarbeiten, um gemeinsame europäische Finanznormen aufzustellen. Die Mehrheit der 34 in der CEN aktiven europäischen Länder unterstütze das Vorhaben.

„Gesetze überflüssig machen“

Koordinator des europaübergreifenden Gremiums soll das deutsche Nafin sein. Um Normierungsvorhaben voranzutreiben, sollen die europäischen Netzwerke der deutschen Vermittlerverbände helfend zur Seite stehen, wünscht man sich dort.

Passend dazu hat sich der Chef des Verbands Votum Martin Klein zu Wort gemeldet. Demnach ist das europaweite Vorgehen eine Reaktion auf die Regulierungswelle der EU, die erklärtermaßen die Qualität von Finanzberatung verbessern soll – vom Finanzvertrieb jedoch oft als übereifrig empfunden wird. „Um den praxisfernen und auch für den Verbraucherschutz häufig wirkungslosen Regulierungsansätzen der EU-Gesetzgeber etwas entgegenzusetzen, müssen wir als Finanzbranche mit eigenen europäischen Normen aktiv werden und es besser machen“, fordert Klein. Nafin-Chef Möller spricht von „aktiver Selbstverpflichtung“. Er äußert die aktuell recht luftig klingende Hoffnung, dass Finanznormen „Gesetze überflüssig machen“ könnten.

Aus dem Nafin stammt demnach die Idee, dass sich Normierungsprojekte zunächst am deutschen Markt bewähren sollten, bevor man sie auf europäischer Ebene ausrolle. Erste Projekte des europäischen Normierungskomitees sollen sich mit der Finanzanalyse, der Risikoanalyse sowie der Nachhaltigkeitsdeklaration von Finanzprodukten befassen – allesamt Projekte, zu denen in Deutschland bereits DIN-Normen existieren oder in Arbeit sind.

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