Das Deutsche Institut für Normung hat einen eigenen Normungsausschuss für das Thema Finanzen gegründet. Er soll künftige Standardisierungsprojekte für den Finanzsektor unter einem Dach vereinen. Die neue Abteilung am Berliner DIN heißt abgekürzt „Nafin“ (Eigenschreibweise NAFin).
In der Vergangenheit lagen Normungsprojekte des DIN mit Bezug zum Finanzbereich dagegen noch in der Obhut jeweils unterschiedlicher Ausschüsse – denn keine der bis dato 68 Abteilungen des DIN war originär für den Finanzbereich zuständig.
Mit dem Normungsausschuss Finanzen hat das DIN nun einen 69. Normungsausschuss ins Leben gerufen. Er soll am 1. Januar 2024 seine Arbeit aufnehmen und alle Bemühungen um Standardisierung im Bereich Finanzen strategisch und inhaltlich koordinieren. Ebenso soll der Ausschuss für Konsens in Normierungsfragen auf internationaler Ebene sorgen. Der Beirat setzt sich aus 14 Mitgliedern aus Bundesministerien, Wissenschaft, Verbraucherschutz, Verbänden, Banken, Fondsgesellschaften und Versicherungen zusammen.
Defino-Vorstand wird Chef des neuen DIN-Normungsausschusses
Zum Vorsitzenden des Nafin-Ausschusses hat der DIN-Beirat Klaus Möller gewählt. Möller ist Chef des Heidelberger Unternehmens Defino Institut für Finanznorm. Das Defino zertifiziert Personen, Unternehmen und Prozesse im Finanzbereich.
Der Defino-Chef hat in der Vergangenheit bereits unterschiedliche Normierungsprojekte mit angestoßen. So war Möller Mitinitiator der seit 2019 existierenden DIN-Norm 77230 („Finanzanalyse für Privathaushalte“), der allerersten DIN-Norm für den Finanzbereich. Seitdem sind zwei weitere Finanznormen hinzugekommen, die die Risikoeinstufung von Privatanlegern sowie Gewerbetreibende in den Blick nehmen. Die DIN-77230 hat zudem ein Update zum Thema Nachhaltigkeit erfahren.
„Der Normenausschuss Finanzen ist eine große Chance, Normung weiter in der Finanzwelt zu etablieren und damit Regeln zum Nutzen von Finanzindustrie und Vermittlern und zugleich zum Schutz der Verbraucher aus der Branche heraus zu entwickeln“, lässt sich Möller anlässlich der Einrichtung des Nafin, über die Defino berichtet, zitieren. „Die Branche kann und muss mehr Selbstverantwortung durch Selbstregulierung übernehmen und damit überbordender politischer Regulatorik vorgreifen“, so Möller weiter.
Möllers Stellvertreter im Nafin ist Michael Schmidt, Managing Director beim Green and Sustainable Finance Cluster Germany und Mitglied des Sustainable-Finance-Beirats der Bundesregierung.