Kolumne Pro Boutiquenfonds, Teil 1 Vermögensverwalter stehen heutzutage deutlich besser da

Frank Eichelmann ist einer von drei Geschäftsführern der Beratungsgesellschaft Pro Boutiquenfonds.

Frank Eichelmann ist einer von drei Geschäftsführern der Beratungsgesellschaft Pro Boutiquenfonds. Foto: Pro Boutiquenfonds

Mit bisher insgesamt 130 neu aufgelegten Publikumsfonds stammen von Anfang 2018 bis Ende August 2019 immerhin 20 Prozent von deutschen Fondsboutiquen. Mit ihnen sammelten sie ein Volumen von mehr als 2,34 Milliarden Euro ein. Bezogen auf die Anlageschwerpunkte hatten Mischfonds in diesem Segment mit 37 Prozent den größten Anteil unter den neuen Produkten, gefolgt von Aktienfonds mit mehr als 33 Prozent.

Wie bereits in den Vorjahren haben mehr als 80 Prozent der Manager Deutschland als Standort gewählt, der früher sehr große Anteil an Luxemburger Fonds ist stark zurückgegangen. Dies ist allerdings wenig verwunderlich, denn größere Freiheiten bei der Gestaltung der Anlagestrategie als im Heimatland gibt es dort kaum noch. Zudem hat die Finanzaufsicht Bafin bei der Dauer des Genehmigungsprozesses inzwischen deutlich die Nase vorn. Luxemburg dominiert aber weiterhin bei allen Produkten, für die der internationale Vertrieb eine wichtige Rolle spielt.

Aktuelle Marktentwicklungen Boutiqenfonds 2018/2019, Teil 1

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 Quelle: Pro Boutiquenfonds

Sieht man genauer hin, fällt auf, dass die Fondsboutiquen den Großteil der neuen Mandate im Outsourcing-Modell aufgelegt haben. Dabei lagert die Kapitalverwaltungsgesellschaft das Fondsmanagement und damit den Hauptteil der Verantwortung gegenüber der Aufsichtsbehörde an den externen Asset Manager aus. Überraschend ist die Zunahme, weil die Fondsgesellschaften inzwischen sehr viel restriktiver bei den Anforderungen an auslagerte Fondsmanagement-Einheiten sind. Die Professionalisierung der Branche, die wir seit längerem beobachten, zeigt sich also auch hier. Neue und bestehende Fondsboutiquen sind heute deutlich besser aufgestellt als noch vor ein paar Jahren.

Interessant auch, dass sich der Markteintritt unter Verzicht auf eine eigene Lizenz und stattdessen über die Nutzung eines Haftungsdachs weiter großer Beliebtheit erfreut. Fast 30 Fonds haben unabhängige Fondsboutiquen in den vergangenen 20 Monaten mit diesem Modell aufgelegt, darunter hauptsächlich neue Marktteilnehmer. Auch auf aktueller Basis gibt es viele Argumente für Gesellschaften, die nur die Fondsberatung, nicht aber die Vermögensverwaltung für Endkunden anbieten, auf eine eigene Lizenz zu verzichten. Vor allem für kleinere Einheiten sind inzwischen die mit der Lizenz verbundenen, regulatorischen Vorschriften und damit auch die Anforderungen an die personellen Kapazitäten einfach zu groß.

Aktuelle Marktenwticklungen Boutiqenfonds 2018/2019, Teil 2

 Quelle: Pro Boutiquenfonds

Die vorgenannten Zahlen illustrieren sehr gut das zunehmende Gewicht im deutschen Markt, das unabhängige Vermögensverwalter inzwischen nicht nur auf der Fondsseite haben. Gemessen am privaten Geldvermögen deutscher Haushalte kommen unabhängige Vermögensverwalter auf einen Marktanteil von 4,1 Prozent. Diese Zahl aus 2017 bedeutet auf das Volumen bezogen eine rasante Zunahme von den lediglich 1,9 Prozent 2009, da auch das gesamte Geldvermögen ziemlich konstant mit jährlichen Steigerungsraten von 4 bis 5 Prozent wuchs.

Für den Erfolg der unabhängigen Vermögensverwalter gibt es auch gute Gründe. Dazu gehören in erster Linie das durch personelle Stabilität über Jahre aufgebaute Vertrauensverhältnis und die daher sehr enge Kundenbeziehung. Aber auch qualifizierte Personalzugänge von etablierten Banken sorgen immer wieder für die Übertragung großer Vermögen. Neben der bei guter Wertentwicklung durch Performancevergütungen deutlich ansteigenden Profitabilität des Fondsgeschäfts sind aber auch als Markteinflüsse in den vergangenen Jahren die starken Mittelzuflüsse bei vermögensverwaltenden Publikumsfonds zu nennen. Schließlich ist dieses Segment eine Paradedisziplin der unabhängigen Vermögensverwalter.



Über den Autor:
Frank Eichelmann ist einer von drei Geschäftsführern der Beratungsgesellschaft Pro Boutiquenfonds. Er berät seit 1998 unabhängige Vermögensverwalter. In diesen mehr als 20 Jahren hat Eichelmann bei UBS Deutschland und den Privatbanken Hauck & Aufhäuser sowie Berenberg das Geschäft mit Vermögensverwaltern maßgeblich geprägt.

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