Lunis-Chef im Gespräch „Einige Vermögensverwalter haben den Absprung verpasst“

Andreas Brandt ist Vorstandsvorsitzender und Gründungspartner der Lunis Vermögensmanagement.

Andreas Brandt ist Vorstandsvorsitzender und Gründungspartner der Lunis Vermögensmanagement. Foto: Jens Hannewald

private banking magazin: Herr Brandt, Sie haben Lunis Anfang 2017 mit einer festen Mannschaft gegründet, mit der Sie zuvor bei J. Safra Sarasin und schon zu Credit-Suisse-Zeiten zusammengearbeitet hatten. Wie schwer ist es, neue Berater in ein eingespieltes Team einzugliedern?

Andreas Brandt: Große Teile des Teams arbeiten seit mindestens 16 Jahren zusammen. Das sind gewachsene, vertrauensvolle und belastbare Strukturen. Sie bieten Vorteile in der Zusammenarbeit, weil beide Seiten genau wissen, was sie aneinander haben. Sie finden bei uns keine klassische Führungskonstellation vor. Bei neuen Mitarbeitern ist entscheidend, dass sie die Werte, die wir pflegen, den Umgang miteinander, die Kommunikation und den Anspruch in der Kundenberatung, eins zu eins in sich tragen. Ist das nicht der Fall, führt das sicher zu Problemen.

Aber solche Fälle hat es doch bestimmt in den vielen Jahren gegeben?

Brandt: Ja, das ist normal. Egal ob Sie drei oder fünf Bewerbungsgespräche mit einem Kandidaten führen, Sie können dem Menschen immer nur vor den Kopf schauen. Eine Unsicherheit bleibt. Das ist etwas anderes, als wenn man 15 oder 20 Jahre zusammenarbeitet. Wir versuchen, uns möglichst so lange im Vorfeld mit Menschen auszutauschen, dass wir recht sicher sein können, dass es harmoniert. Wir wollen sehr individuell sein, weil uns das von vielen Häusern unterscheidet, die das nicht mehr sind. Viele gehen stark in die Standardisierung, was für mich regulatorisch verständlich ist.

Kommt Lunis denn gänzlich ohne Standardisierung aus?

Brandt: Wir haben natürlich auch gewisse Standardmodule, leben aber primär von den individuellen Themen. Das spielt bei uns eine ganz große Rolle, gerade auch in der Beratung. Das bedeutet Individualität eben nicht nur in der Vermögensverwaltung, sondern etwa auch im Sinne von Nachhaltigkeitsstrategien. Viele Kunden wollen diese Individualität. Im Gespräch loten wir genau aus, was ihnen wichtig ist, und wo die Schwerpunkte liegen sollten, und erstellen dann ein individuelles Anlagekonzept.

Mit 1,2 Milliarden Euro Kundenvermögen gehört Lunis zu den größeren Vermögensverwaltern. Wie viel Ehrgeiz steckt noch in der Mannschaft?

Brandt: Wir haben uns intern das Ziel gesetzt, in den nächsten zwei bis drei Jahren 3 Milliarden Euro Vermögen zu verwalten. Unsere Wachstumsziele basieren auf drei Säulen: unserer sehr erfolgreichen Mannschaft, die bereits an Bord ist, dem Gewinnen von weiteren Teams und Kandidaten sowie anorganisches Wachstum. Die Aufbauphase von Lunis ist jetzt abgeschlossen, und wir haben eine gewisse Grundgröße erreicht, sodass wir für Gespräche mit anderen Vermögensverwaltern, die strategisch gut zu uns passen könnten, offen sind. Hier halten wir Transaktionen für möglich und hinterlassen überall die Duftnote, dass wir uns jegliche Veräußerung sehr gern anschauen. Die 3 Milliarden können nur erreicht werden, wenn man auch ein Stück weit offen ist für anorganisches Wachstum. Wir trauen uns das zu.

Haben Sie denn Angebote für Unternehmenskäufe auf dem Tisch liegen?

Brandt: Wir bekommen durchaus Angebote von anderen Vermögensverwaltern, die zum Verkauf stehen, auf den Tisch. Ich gehe davon aus, dass diese Entwicklung innerhalb der Branche noch zunimmt, und Lunis möchte aktiv an der Konsolidierung der Branche teilnehmen.

Apropos, alle sprechen immer von einer Konsolidierung, richtig sichtbar wird die aber noch nicht.

Brandt: Noch sieht man wenig, aber im Hintergrund ist viel los. Es sind nicht wenige, die nach einem potenziellen Käufer Ausschau halten. Zur Wahrheit gehört aber auch, dass manche den Absprung verpasst haben. Einige Vermögensverwalter haben zu lange gewartet, bis Mifid II kam und die Margen zurückgingen. Heute befinden sie sich vielleicht in einer nicht ganz so komfortablen Aufwand-Ertrags-Situation. Es dürfte derzeit nicht einfach sein, einen Käufer zu finden, der im günstigsten Fall auch noch einen hohen Betrag zahlt. Dennoch: Es ist viel in Bewegung, und wir werden demnächst noch einiges sehen. Im Moment kommt es eher zu Aufgaben von Lizenzen, was für die Branche nicht gut ist. Die Bereinigung findet statt, und sie wird weiter zunehmen.