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Inflation geht zurück Ist es an der Zeit, die Cash-Reserven zu nutzen?

Neueröffnete Edel-Eisdiele in New York: Die sich anbahnende Rezession könnte am Markt bereits eingepreist sein; die Anleger sollten sich auf eine Erholung vorbereiten, die stärker als üblich ausfallen dürfte, so Julie Dickson.

Neueröffnete Edel-Eisdiele in New York: Die sich anbahnende Rezession könnte am Markt bereits eingepreist sein; die Anleger sollten sich auf eine Erholung vorbereiten, die stärker als üblich ausfallen dürfte, so Julie Dickson. Foto: Imago Images / Levine-Roberts

Julie Dickson

Viele Anleger hätten im Rahmen der drohenden Rezession sowie anhaltender Marktvolatilität ihr Vermögen aus Aktien- und Anleiheanlagen abgezogen und Bargeld zum König gesalbt, berichtete Dickson, sodass der Geldmarkt in den USA zum 31. Mai 2023 einen Rekordstand von 5,4 Billionen US-Dollar erreicht habe.

„Diese Flucht in Bargeld und Bargeldalternativen – wie Geldmarktfonds und kurzfristige Staatsanleihen – ist durchaus verständlich, nachdem Aktien und Anleihen im vergangenen Jahr angesichts steigender Zinsen, Inflation und eines sich verlangsamenden Wirtschaftswachstums gemeinsam an Wert verloren haben“, resümiert die Expertin. Viele Anleger hätten angesichts der anhaltenden Volatilität und der relativ hohen Renditen auf Bargeldinstrumente ihre Einlagen von den Banken auf die Geldmärkte verlagert.

 

Erholung könnte stärker ausfallen als erwartet

„Die sich anbahnende Rezession könnte am Markt jedoch bereits eingepreist sein“, so die Expertin. „Die Anleger sollten sich besser auf eine Erholung vorbereiten, die meiner Meinung nach stärker als üblich ausfallen wird.“ Dickson begründet dies damit, dass die Unternehmen mit einer Konjunkturschwäche rechnen und Maßnahmen ergreifen würden, um Lagerbestände sowie Bilanzen zu bereinigen. Außerdem würden sich die US-Verbraucher, trotz Inflation, in einer relativ guten Verfassung befinden.

„Die Verschuldung der Verbraucher ist im Vergleich zur globalen Finanzkrise und anderen typischen Rezessionen niedrig“, befand Dickson. Dickson erwarte darüber hinaus, dass eine moderate Inflation die Stärke der Verbraucher unterstützen werde. „Es wird zwar einige Zeit dauern, bis die Fed die Inflation auf ihr Ziel von 2,0 Prozent gesenkt hat. Ich glaube allerdings, dass sich schon eine Senkung auf 3,0 Prozent wie ein echter Lohnanstieg anfühlen kann“, betont sie. Für aktive Investoren würden sich durch die steigenden Verbraucherausgaben eine Reihe von Chancen ergeben, unter anderem in der Reise- und Freizeitbranche.

Außerdem würden einige Anzeichen darauf hindeuten, dass sich der Wohnungsmarkt, der sich bereits in einer Rezession befunden hätte, erholen könnte, was den Ausgaben für das Baugewerbe und für langlebige Güter wie Haushaltsgeräte Rückenwind verleihen würde.

Verschiedene Möglichkeiten die Bargeldreserven zu nutzen

Da die Inflation jedoch allmählich beginne, sich zu normalisieren und die Fed eine Pause einlegen könne, könnte jetzt ein günstiger Zeitpunkt für Anleger sein, um die vorhandenen Bargeldreserven zu investieren. „Die Bewertungen für eine Reihe von Aktien sind attraktiver und Anleihen bieten jetzt mehr Erträge sowie ein höheres Renditepotenzial“, so die Expertin. „Einigen Investoren sind letztes Jahr eventuell Zweifel an ausgewogenen Strategien gekommen, weil alle Asset-Klassen verloren haben. Das ist aber zu kurzfristig. Auch in Zukunft können ausgewogene Portfolios – ob im Verhältnis 60/40 oder 65/35 – ein langfristig erfolgreicher Ansatz sein“, erwartet die Expertin. Ein Portfolio, das zu 60 Prozent aus Aktien und zu 40 Prozent aus Anleihen besteht, ziele darauf ab, attraktive Renditen zu vereinnahmen und gleichzeitig das Risiko zu verringern.

Multinationale Unternehmen in Europa besonders interessant

Auf Aktienseite erscheine besonders die europäische Wirtschaft attraktiv. Diese habe sich trotz des Ukrainekriegs, hoher Inflation und steigender Zinsen als widerstandsfähig erwiesen. „Einige der erfolgreichsten multinationalen Unternehmen in Europa sind sehr geschickt darin, externe Einnahmequellen von Asien über Lateinamerika bis hin zu den Vereinigten Staaten zu erschließen“, beobachtet Dickson. Das Medikament Wegovy von Novo Nordisk zur Gewichtsreduktion erfreue sich beispielsweise einer enormen weltweiten Nachfrage, was das dänische Unternehmen dazu veranlasst habe, seine Umsatzprognose im Vergleich zu 2019 fast zu verdoppeln. „In Europa können ausgewählte Unternehmen auch in einem schwierigen wirtschaftlichen Umfeld florieren“, stellt Dickson fest.

Auch in der Luxusgüterindustrie hätten viele der weltweit führenden Marken ihren Sitz in Europa. „Die Kunden finden sich jedoch weltweit“, betont Dickson. Der französische Luxusriese LVMH habe für 2022 einen Rekordumsatz von 86 Milliarden US-Dollar gemeldet, welcher vor allem auf die starke Nachfrage aus den USA und Japan zurückzuführen sei. „Ein Grund, warum diese Unternehmen das Potenzial haben, ihre einheimischen Konkurrenten zu überflügeln, ist, dass sie globalen Wettbewerbskräften ausgesetzt sind, die die Innovation vorantreiben können“, fügt Dickson hinzu. Das Know-how, das sie entwickeln, sei schwer zu kopieren.

Risikoscheuere Anleger könnten, nach den schmerzhaften Verlusten des Jahres 2022, in Erwägung ziehen, einen Teil ihrer Barmittel in dividendenstarke Aktien zu investieren, die Einkommen und Kapitalwertsteigerungspotenzial bieten, sowie in ausgewählte kurz- und mittelfristige Anleihen, die höhere Renditen als im Jahr 2022 bieten.

Festverzinsliche Wertpapiere

„Bei Anleihen sehen wir Chancen im US Investment Grade. Obwohl wir konservativ positioniert sind und einen starken Fokus auf die Fundamentaldaten legen, konzentriert sich unser Ausblick für IG auf das Zusammenspiel zwischen dem makroökonomischen Umfeld und den Bewertungen.“ Die Renditen seien immer noch hoch, was dazu beitrage, Phasen der Volatilität abzufedern. Auch US-Versorgungsunternehmen seien interessant. „Als regulierte Anbieter eines wichtigen Rohstoffs sind Versorgungsunternehmen in der Regel immun gegen viele der aktuellen Wirtschafts- und Marktrisiken“, resümiert Dickson. Aus Kreditsicht seien auch die US-Geldinstitute weiterhin in guter Verfassung, diese hätten von der Einlagenflucht profitiert.

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