Inhaberkontrollverfahren, Haftungsdach & Co Diese Lizenz-Alternativen haben unabhängige Vermögensverwalter

Seite 3 / 3

Grundsätzlich ist für jeden Existenzgründer zu betrachten, ob er tatsächlich eine Lizenz nach Paragraf 32 KWG benötigt. Je nach Geschäftsmodell oder Volumen der Assets under Management beim Start kann es durchaus sinnvoll sein, sich stattdessen einem Haftungsdach anzuschließen. Dies lohnt sich für alle, die lediglich die Anlageberatung und keine Finanzportfolioverwaltung anbieten wollen. Aber auch für die Finanzportfolioverwaltung haben einige Haftungsdächer Angebote aufgebaut, die immer dann sinnvoll sein können, wenn der Existenzgründer die Strategie nicht alleine verantworten möchte. Existenzgründer, die keine Privatkunden betreuen, sondern einen Fonds auflegen möchten, sollten ebenso die Alternative Haftungsdach prüfen.

Auch unter einem Haftungsdach kann der Existenzgründer ohne Zeitverzug seine Tätigkeit aufnehmen. Die Dienstleistungen der Haftungsdächer haben sicherlich dazu beigetragen, dass Unternehmen, die lediglich eine Lizenz haben, nicht mehr so häufig verkauft werden. Niemand sollte allerdings davon ausgehen, dass er durch den Anschluss an ein Haftungsdach auch mit nicht ausreichender Qualifikation ans Ziel kommen könnte. Das Haftungsdach überprüft die Qualifikation der vertraglich gebundenen Vermittler, den sogenannten Tied Agents. Auch hat die Bafin in jüngster Zeit die Anforderungen verschärft. Diese sind mittlerweile fast so anspruchsvoll, wie die Qualifikationen, die für eine eigene Lizenzbeantragung benötigt werden.    

Immer wieder wird unter Kostengesichtspunkten die Frage gestellt, ab welcher Größenordnung der Assets sich die Partnerschaft mit einem Haftungsdach lohnt. Die Antwort auf diese Frage ist natürlich auch sehr individuell. Jeder, der mit einem Haftungsdach eine Partnerschaft eingeht, kann sich fast ausschließlich um seine Kunden und die Beratungsstrategie kümmern. Außerdem gibt es einige Haftungsdächer, die Zusatzdienstleistungen wie Vertriebsunterstützung, Partnertreffen und gemeinsame Messeauftritte zur Kundengewinnung anbieten.

Der unter dem Haftungsdach stehende Tied Agent kann die gesamte Administration abgeben. Diese auch zeitliche Freiheit ist sicherlich nicht ausschließlich in Geld zu bewerten. Je nach Preisgestaltung des Haftungsdachpartners rechnet sich eine eigene Lizenz finanziell aber erst ab einem Volumen von rund 100 Millionen Euro Assets under Management.

Fazit

Die Zahl der Lizenzkäufe ist in den vergangenen Jahren deutlich zurückgegangen. Einige wenige Transaktionen finden dennoch statt, allerdings zu deutlich niedrigeren Preisen als in der Vergangenheit. In jedem Falle sollte der Existenzgründer, der eine Lizenz oder ein Haftungsdach benötigt, und auch der Vermögensverwalter, der seine Firma verkaufen möchte, einen erfahrenen Berater zu Rate ziehen.



Über den Autor:
Michael Gillessen ist Mitgründer und Geschäftsführer der Consultinggesellschaft Pro Boutiquenfonds (PBF). Seit fast 20 Jahren unterstützt er unabhängige Vermögensverwalter und die Branche, darunter rund sieben Jahre als Leiter des Berenberg Vermögensverwalter-Office.

Wie hat Ihnen der Artikel gefallen?

Danke für Ihre Bewertung
Leser bewerteten diesen Artikel durchschnittlich mit 0 Sternen