Inhaberkontrollverfahren, Haftungsdach & Co Diese Lizenz-Alternativen haben unabhängige Vermögensverwalter

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Die Antwort fällt differenziert aus. Bis zum Jahr 2009 war es für einen Existenzgründer lukrativ, ein bestehendes Unternehmen zu kaufen. Er ersparte sich den Weg der Lizenzierung, die Kosten und natürlich auch die Wartezeit bis zur Geschäftsaufnahme. Nach Übernahme der Unternehmung war lediglich eine Anzeige zum Geschäftsführerwechsel erforderlich und die Aufnahme der Geschäftstätigkeit unverzüglich möglich. Natürlich musste der neue Geschäftsführer die entsprechende Qualifikation mitbringen, um von der Bundesanstalt für Finanzdienstaufsicht (Bafin) akzeptiert zu werden. Zu dieser Zeit wurde für die Unternehmen nur aufgrund der vorhandenen Lizenz ein Kaufpreis zwischen 30.000 und 50.000 Euro gezahlt.

Mit der Einführung des Inhaberkontrollverfahrens 2009 hat sich die Situation verändert. Übernimmt jemand einen Anteil von 10 Prozent oder mehr an einem lizenzierten Unternehmen, muss für den Übernehmenden ein Inhaberkontrollverfahren durchgeführt werden. Das Verfahren ist genau so aufwändig wie die Beantragung einer neuen Lizenz. Damit fallen einige Vorteile aus der Vergangenheit weg. Allerding gibt es auch heute noch Vorteile.

Eine Neu-Lizenzierung dauert heute etwa sechs bis neun Monate. Das Unternehmen darf seine Geschäftstätigkeit erst aufnehmen, wenn die Lizenz erteilt ist. Bei der Durchführung des Inhaberkontrollverfahrens dagegen hat die Bafin 60 Tage Zeit, die eingereichten Unterlagen zu prüfen. Allerdings startet die 60-Tage-Frist erst, wenn die Unterlagen vollständig eingereicht sind. Nach Ablauf dieser Frist ist das Inhaberkontrollverfahren auch ohne Rückäußerung der Bafin automatisch abgeschlossen.

Auch parallel zum Inhaberkontrollverfahren kann das Unternehmen unverändert weiterarbeiten. Dies ist je nach Situation des Existenzgründers ein echter Vorteil. Das Interesse am Kauf von Unternehmen, die lediglich eine Lizenz haben, ist trotzdem stark zurückgegangen. Die Übernahme einer Firma birgt natürlich Risiken, die betrachtet und bewertet werden müssen. Hierbei kann es sich um Reputationsrisiken aus Kundenbeziehungen handeln, die zum Zeitpunkt der Übernahme bereits beendet waren. Es können rechtliche Risiken bestehen, die mit Produkten in Zusammenhang stehen, die in den Portfolien der Kunden eingesetzt wurden. Dadurch könnte dann auch der Name der Firma belastet sein. Die Due Diligence um diese eventuell vorhandenen Risiken zu finden, zu analysieren und zu bewerten, ist ebenfalls zeitaufwändig und muss in der Planung berücksichtigt werden.

Ein wichtiger Punkt ist also der Zeitvorteil. Ein Kauf lohnt sich immer dann, wenn der Existenzgründer mit seiner Strategie zum Start ein Alleinstellungsmerkmal hat und befürchtet, dass dieses in der Zeit der Lizenzierung verlorengehen kann. Auch kann die Kundenbindung ein Argument für den Kauf einer Lizenz sein. Wenn etwa der Gründer befürchten muss, dass sich seine Kunden während der Wartezeit an seinen Nachfolger in der bisherigen Position gewöhnen und die Chancen kleiner werden, diese Kunden für das neue Unternehmen zu gewinnen.  Auch kann es sein, dass große Kunden des Existenzgründers eine nahtlos fortgesetzte Betreuung erwarten. Diesen Zeitvorteil muss natürlich jeder gemäß seiner persönlichen Situation bewerten und in ein Kaufpreisangebot übersetzen.