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Wie legt ein TV-Star an? „Ich bin techlastiger Langfristinvestor“

Malte Drehers Interview mit Hannes Jaenicke

Malte Dreher (rechts) im Interview mit Hannes Jaenicke und Michael Hepers (links) Foto: Sascha Mannel

private banking magazin: Herr Jaenicke, man kennt Sie als Schauspieler und als Umweltaktivist. Vom Kapitalmarktexperten Hannes Jaenicke weiß man bisher nur wenig. Jetzt sitzen wir hier zu dritt in Kassel. Bei der Evangelischen Bank. Wie kommts? Erzählen Sie uns Ihre Geschichte.

Hannes Jaenicke: Ich versuche es kurz zu machen. Ich engagiere mich seit meinen Teenagerjahren für Umweltschutz. Seit 2006 drehe ich Dokumentarfilme über Artensterben und Umweltzerstörung und habe 2021 eine Stiftung gegründet, um dem entgegenzuwirken.  Das Startkapital meiner ‚Pelorus Jack Foundation’ betrug 400.000 Euro.  Dieses Geld sollte sich sozio-ökologisch nachhaltig vermehren und muss die laufenden Projekte, etwa in Borneo und Costa Rica, aus den Erträgen finanzieren. Deshalb sitzen wir hier bei der Evangelischen Bank. 

Was brauchen Sie da pro Jahr? 

Jaenicke: 60.000 bis 70.000 Euro. Das kommt aber nicht alles aus der Kapitalanlage, ich habe zum Glück großzügige Sponsoren. Ich halte Vorträge und gehe auch mal auf ein Charity-Golftunier und sammle für die Stiftung 30.000 Euro ein. Ich würde die Projekte auch finanziert bekommen, wenn ich mit der EB-SIM jährlich nur 4 Prozent Rendite erzielen würde.

Wie sind Sie zusammengekommen?

Jaenicke: Über unseren gemeinsamen Freund, den Banker Ersin Soykandar. Er saß mal im Vorstand der Deutschen Umweltstiftung. Dort habe ich ihn kennengelernt. Einige Zeit war er Vorstand beim Investmenthaus Feri, jetzt ist er beim Family Office Finvia. Er hat mich mit der Evangelischen Bank bekannt gemacht: Die wüssten, wie man sauber anlegt, sagt er. 

 

Michael Hepers: Um das näher zu erläutern: Wir stehen mit Finvia in einem freundschaftlichen Austausch. Wenn es einen Spezialisten für nachhaltige Kapitalanlage braucht, stellen die den Kontakt zu uns her. So war es auch bei Hannes und seit der Gründung seiner Umweltstiftung vor knapp zwei Jahren übernehmen wir die Kapitalanlage. 

Jaenicke: Das ist ein perfekter Match. Wir denken ähnlich. Michael kann das gut erklären…

Hepers: Bei uns gibt es eine doppelte Rendite. Mit uns gibt es den klassischen Ertrag des Kapitalmarkts und zusätzlich auch eine ökologische und soziale Rendite. Diese Seite nennen wir „Investments für eine bessere Welt“, und diese Doppelrendite haben Sie eben nicht, wenn Sie Ihr Geld zu einer x-beliebigen Bank tragen.

Wie füllen Sie die Strategie „Investments für eine bessere Welt“ mit Leben?

Hepers: Hier sind wir stark spezialisiert. Neudeutsch gesagt, hier findet sich unser USP. Sie können sich fragen, warum eine kleine Bank einen eigenen Asset Manager braucht. Aus genau diesem Grund: Wir haben als Bank eine 30-jährige Historie und bereits Nachhaltigkeitsprinzipien erfüllt, als es das Buzz-Word „ESG“ noch nicht gab. Mit der EB – Sustainable Investment Management, kurz EB-SIM, haben wir nun seit fast fünf Jahren einen eigenen Asset Manager, der die Ansprüche der Bank und ihrer Kunden erfüllen kann. Somit zeichnen wir uns durch ein hohes Maß an Glaubwürdigkeit aus. Wir verfolgen einen sehr werteorientierten Ansatz, darin liegt auch die Zusammenarbeit mit Hannes begründet. 

Sind Sie auf einer Mission?

Hepers: Wir haben einen ethischen Mindestanspruch, den wir in unserem Nachhaltigkeitsleitfaden darlegen, und wir streben natürlich nach christlichen Zielen. Wir schließen aber a priori Unternehmen, die eine positive Transformation erkennen lassen, nicht aus. Das heißt, wir investieren nicht nur in „die Guten“, sondern eben auch in den Wandel. Wir wollen nicht missionieren. Wir nehmen aber nicht stumpf die gängigen ESG-Reports hin. Da schneiden die großen Unternehmen immer gut ab, weil das Thema sehr oft bei großen Marketing- und IR-Abteilungen angedockt ist. Diesen großen Aufschlag mit Schützenhilfe können sich kleine Unternehmen nicht leisten und die fallen oft zu Unrecht hinten über. Wir kaufen daher nicht auf Basis eines Reports ein Unternehmen, sondern nur, wenn wir mit dem Unternehmen direkt von Angesicht zu Angesicht gesprochen haben. 

Zunehmend spielen auch die Private Markets und eher illiquide Strukturen eine Rolle in der nachhaltigen Kapitalanlage. Wie hält es die Evangelische Bank mit diesem Thema?

Hepers: Wir haben eine ausgefeilte Expertise, wenn wir über Energie-Infrastruktur sprechen. Gerade hier sehen wir eine gestiegene Nachfrage. Wir sehen die Herausforderungen des Klimawandels und wir wollen mit unseren Investments für eine bessere Welt dagegen arbeiten. Bisher war unser Ansatz allerdings nur für professionelle Investoren geöffnet. Wir planen jedoch ein konservatives offenes Infrastruktur-Sondervermögen für den breiten Markt mit 5 bis 6 Prozent Rendite nach Kosten. 

 

Jaenicke: Die Nachfrage ist ganz klar da. Immer mehr Menschen machen sich Gedanken darüber, wie wir nachhaltiger leben und investieren können. Ich drehe regelmäßig  in den Niederlanden. Dort fällt mir auf, dass nahezu jede Großstadt eine Fahrradstadt ist. In Paris und in LA ist dieser Trend ebenfalls zu beobachten. Wir haben in Deutschland mit dem Potsdam-Institut für Klimafolgenforschung, eine der besten wissenschaftlichen Einrichtungen weltweit. Trotzdem sind wir scheinbar zu träge, um deren Forschungsergebnisse umzusetzen und vergleichbare Projekte anzugehen. 

Warum ist Klimaschutz kein Geschäftsmodell?

Jaenicke: Marken wie Tesla oder Patagonia führen uns täglich vor, dass sich mit nachhaltigen Produkten sehr wohl Geld verdienen lässt. Aber wir wehren uns nach wir vor gegen jede Neuerung und es fehlt uns scheinbar an schlagkräftigen Ideen. 

Hepers: Meiner Meinung nach ist der Blick verstellt, solange man keine direkten Probleme oder Einschränkungen erlebt. Die Bedrohung ist nicht real. Doch das ändert sich nun. Die Frage ist jedoch, ob wir nicht eine zu starke Verbotskultur haben und gute Ideen nicht sexy genug machen.

Gibt es den Privatanleger Hannes und den Stiftungsanleger? Unterscheiden die sich?

Jaenicke: Ja. Im Stiftungsbereich überlasse ich die Verantwortung sehr gern der Evangelischen Bank. Mein privates Aktiendepot mache ich allein. Da kann ich keinem die Schuld geben, wenn ich mich verzocke.

Welche Rolle spielen die Finanzmärkte bei Ihrer Mission?

Jaenicke: Geld regiert die Welt. Klingt platt, aber mit Geld kann man weitaus mehr steuern und bewirken als mit jeder Form der Politik. Wenn wir alle ökologisch anlegen würden, und auch in punkto Arbeitsbedingungen sauber investieren, wäre die Welt ein besserer Ort. Studien zufolge bringen ESG-Investments mehr Ertrag als herkömmliche Anlagen. Diese Message muss viel deutlicher kommuniziert werden.

Wie halten Sie es bei den eigenen Investitionen? Eher nach dem Motto rein und raus? 

Jaenicke: Nein, ich schaue zwar täglich nach den Kursen, suche aber eher Gelegenheiten zum Nachkaufen. Ich verkaufe so gut wie nie. Ich bin ein tech-lastiger Langfristinvestor. 

Welche Aktien würde Sie niemals anfassen?

Jaenicke: Coca-Cola, Pepsi, Nestlé. Das sind die größten Plastikvermüller weltweit. Sie versauen unsere Umwelt und die Weltmeere. Wer einmal die Berge an Plastik in Afrika oder in asiatischen Meeren gesehen hat, weiß wovon ich rede. Darunter leiden Menschen, Tiere und Natur. Auch von fossilen Energie-Konzernen lasse ich die Finger. Hoch fragstwürdig  ist auch Agrochemie, der Bereich, in dem Syngenta, Monsanto und Bayer tätig sind. 

Wahrscheinlich muss man bei jedem börsennotieren Unternehmen Abstriche machen. Auch bei Apple.

Jaenicke: Das stimmt leider. Aber wenn man 100 prozentig sauber anlegen will,  kann man gar nichts kaufen. 

Hepers: Gerade deshalb schließen wir eben Unternehmen, die einen positiven Wandel erkennen lassen, nicht aus. Wir wollen ermutigen, unterstützen und mit Investments für eine bessere Welt für unsere Kunden, wie Hannes, auch attraktive Renditen erzielen.


Über die Interviewten:

Michael Hepers begann 2019 als Managing Director Client Relationship Management Kirchliche Investoren und Geschäftsführer bei der EB-Sustainable Investment Management GmbH (EB-SIM), der Investmenttochter der Evangelischen Bank. Seit 2020 ist er Chief Customer Officer (CCO) und verantwortet die Bereiche Vertrieb und Kundenbetreuung, Produktmanagement sowie Kommunikation und Marketing. 

Hannes Jaenicke ist Schauspieler und Dokumentarfilmer und gründete 2021 die Pelorus Jack Foundation. Mit ihr unterstützt er aktiv Menschen, Vereine, Organisationen, Schulen bzw. Bildungseinrichtungen, die sich für den Umwelt- und Artenschutz einsetzen. Seit 2022 investiert die Stiftung auch einen Teil ihres Vermögens in wirkungsorientierte nachhaltige Anlagestrategien der EB-SIM. 

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