Qualität, Ausfallraten und Co. Hochzinsanleihen unter der Lupe

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Der erzielte Ertrag lag also fast immer über dem Betrag, der zum Ausgleich von Ausfällen eingesetzt werden musste.

Abbildung 6 Erhaltene Kompensation versus Ausfallverlust - Anleihen mit B-Rating

Im Falle von BB-Anleihen ist die Überkompensation sogar noch größer. Selbst während der Corona-Pandemie im Jahr 2020 lagen die Ausfallraten für BB-Hochzinsanleihen näher bei 0 als bei 1.

Abbildung 7:Erhaltene Kompensation versus Ausfallverlust - Anleihen mit BB-Rating

These 5: Die Regulierung bremst den Markt aus

Wie kann eine solche Anlagechance in einem effizienten Markt überhaupt bestehen? Letztendlich liegt das an den Regulierungsbehörden mit ihren entsprechenden Vorschriften. Für Banken und Versicherungen beispielsweise sind die Kosten für das Eigenkapital, das für den Besitz von globalen Hochzinsanleihen hinterlegt werden muss, normalerweise zu hoch. Undifferenzierte Aussagen über hohe Ausfallraten oder unseriöse Marktteilnehmer bekräftigen zudem das regulatorische Narrativ.

 These 6: Drawdowns erholen sich schnell

Der Drawdown – der maximale Verlust in einem bestimmten Zeitraum – kann für institutionelle Investoren ein Problem darstellen. Im Vergleich zu Aktien sind die Drawdowns bei Hochzinsanleihen allerdings weniger häufig und von kürzerer Dauer. In der Regel erholen sich Hochzinsanleihen schnell wieder (siehe Abbildung 8). Nur in 1,6 Prozent der Fälle gab es über einen 3-Monats-Zeitraum einen Verlust von mehr als 10 Prozent. Die relativ schnelle Erholung der Anlageklasse sorgt für eine hohe Sharpe Ratio.

Abbildung 8: Einmonatiger kumulativer Drawdown (in Grafik Absenkung genannt) und Erholung des S & P 500 sowie US-High Yield

These 7: Kürzere Duration als Investment Grade

Die meisten festverzinslichen Anlageklassen erfordern eine lange Duration, um ein angemessenes Ertragsniveau zu erzielen. Dagegen haben Hochzinsanleihen in der Regel eine Duration von nur etwa vier Jahren, was im Vergleich zum breiten Anleihemarkt mit Investment-Grade-Rating deutlich kürzer ist.

Die niedrige Duration von globalen Hochzinsanleihen ist einer der Gründe dafür, dass sich die Anlageklasse nach einer Verkaufswelle am Markt schneller erholt. Unternehmen tilgen ihre Schulden so gut wie immer, außer im CCC-Segment. Bei Hochzinsanleihen ist der dominierende Faktor jedoch nicht der Nominalzinssatz, sondern das Kreditrisiko, das – wie oben festgestellt – relativ gering ist.

Zusammenfassung

Hochzinsanleihen sind aus unserer Sicht aufgrund ihrer besonderen Eigenschaften – niedrige Duration, hohes Sharpe Ratio –  einer verbesserten Unternehmensqualität und relativ sinkender Ausfallraten im historischen Zeitverlauf, die für eine Überkompensation des eingegangenen Risikos sorgen, ein wichtiger Baustein in einem institutionellen Portfolio – ob als Einzelmandat oder als Teil einer strategischen Portfolioallokation.

Über die Autoren:
Volker Kurr ist seit 2013 bei LGIM. Seit 2017 verantwortet er den institutionellen Vertrieb. Vor dieser Zeit arbeitete er in verantwortungsvollen Positionen bei Mars Asset Management, BNY Mellon, UBS, der Commerzbank und SEB Asset Management. Zudem ist Kurr Mitglied des Verwaltungsausschusses der Ärzteversorgung Brandenburg.

Martin Reeves ist seit 2017 bei LGIM und verantwortet die globalen High Yield-Strategien. Vor dieser Zeit war er unter anderem beim Dienstleister Marsh, der Royal Mail, dem nationalen Postdienst des Vereinigten Königreichs und dem Finanzunternehmen Barclays tätig.

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