Grundlagen & Handelstrategien, Teil 3 Diese Optionsstrategien sollte man kennen

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Folgende Abbildung zeigt das Risikoprofil des Short Puts. Wie zu erkennen ist, ist das Risikoprofil beider Strategien identisch, da eine Kombination aus Aktie plus verkauftem Call nichts anderes ist als ein synthetischer verkaufter Put.

Um große Verluste zu vermeiden, sollte man jedoch den Short Put mit einem Long Put kombinieren, beispielsweise einen verkauften 95er Put mit einem gekauften 90er Put (Bull Put Spread) bei einem aktuellen Aktienkurs von 100. Dies mindert natürlich die Prämieneinnahme, verringert jedoch das Risiko eines hohen Verlustes, sollte die Aktie in Extremsituationen stark fallen.

Neutrale Optionsstrategien

Die aus unserer Sicht eindeutig am sinnvollsten einzusetzende neutrale Optionsstrategie ist der sogenannte Condor:

Hier werden At-the-Money-Optionen (ATM) oder leicht Out-the-Money-Optionen (OTM) verkauft, um Prämieneinnahmen zu erwirtschaften. Damit das Risiko begrenzt ist, werden jedoch weitere, weit aus dem Geld liegende OTM-Optionen als Absicherung gekauft.

Bärische Optionsstrategien

Die einfachste und populärste, jedoch von uns eindeutig nicht favorisierte bärische Optionsstrategie ist der Long Put:

Hier werden meist unterhalb des aktuellen Aktienkurses Puts gekauft und auf fallende Kurse spekuliert. Sollten die Kurse tatsächlich stark fallen, verdient man natürlich gut, das Problem ist die Sache mit dem Timing. Geht es schief, verliert man die investierte Prämie. Aus diesem Grund favorisiere ich folgende, vielleicht etwas langweiligere, jedoch auf lange Sicht erfolgreichere Strategie:

Es werden OTM-Calls verkauft, als Absicherung nach oben jedoch gleichzeitig weiter oben liegende OTM-Calls als Hedge gekauft. Wie heißt es doch immer so schön an der Börse? Wer schreibt (Optionen verkauft), der bleibt.

Exkurs

Zum Schluss möchte ich noch eine Optionsstrategie vorstellen, die wir selbst anwenden, und dies völlig unabhängig von unserer Marktmeinung: Dabei kombinieren wir unsere Aktien mit einem Short Call, der den Long Put als Absicherung finanziert, und dies möglichst kostenneutral. Das hat den Vorteil, dass wir ständig gegen Extremrisiken abgesichert sind. Die Basispreise werden circa 5 Prozent OTM gehandelt. Die Laufzeit beträgt vier Wochen, sodass das komplette Portfolio monatlich neu abgesichert wird. Viel Arbeit, aber auf lange Sicht erfolgreich.

Hier das Schaubild eines sogenannten Zero Cos Collars:



Zur Artikelserie des Autors:
Teil 1: Optionen – Teufelszeug oder Allheilmittel?
Teil 2: Wie die Griechen den Preis einer Option beeinflussen

 

Über den Autor:
Norbert Wolk ist Portfoliomanager beim Kölner Vermögensverwalter Albrech & Cie. Zuvor war der 53-Jährige für das Beratungsunternehmen RC Banken-Consulting tätig. Sein Spezialgebiet ist die Vermeidung von Extremrisiken am Aktienmarkt.

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