Grundlagen & Handelstrategien, Teil 1 Optionen – Teufelszeug oder Allheilmittel?

Norbert Wolk vom Vermögensverwalter Albrech & Cie.: Seit 25 Jahren beschäftigt er sich mit Optionsstrategien.

Norbert Wolk vom Vermögensverwalter Albrech & Cie.: Seit 25 Jahren beschäftigt er sich mit Optionsstrategien.

Optionsgeschäfte bieten sehr viele Einsatzmöglichkeiten. Falls Anleger noch keine Erfahrung mit  normalen Optionskontrakten gemacht haben, dann aber sicherlich mit Zertifikaten, was ja nichts anderes als ein nett verpacktes Optionskonstrukt ist. Optionen, Teufelszeug oder Allheilmittel? Das ist hier die Frage und soll am Ende dann auch geklärt werden. In einer dreiteiligen Artikel-Serie wollen wir auf die Grundlagen von Optionshandel und -investments, den Einfluss von Optionen auf die Bildung von Marktpreisen sowie auf Optionstrategien, die je nach Markteinschätzung gehandelt werden können, eingehen.

Zunächst einmal gehören Optionen als ein weiterführendes Instrument für jeden Investor zur Pflichtübung, auch wenn oftmals Ressentiments damit verbunden sind. Warum das so ist, kann man sich nur damit erklären, dass jede Option ein etwas schwieriger zu verstehendes Innenleben hat, anders als eine Aktie, die entweder bei hoher Nachfrage steigt oder bei geringer Nachfrage fällt. Bei Optionen ist das etwas diffiziler.

Auch ich habe in meinen mehr als 25 Jahren Optionserfahrung, gerade am Anfang, Lehrgeld zahlen müssen, obwohl ich eine hervorragende Ausbildung, sowohl in Chicago als auch durch eine interne Ausbildung bei der Deutschen Bank, genießen durfte. Aber Theorie und Praxis sind halt zwei verscheiden Paar Schuhe. Nicht unbedingt Wissen (Theorie) ist Macht, sondern entscheidend ist, wie man dieses Wissen in der Praxis anwendet.

Alle Theorie, beispielsweise die Black-Scholes-Formel oder das Beugen der Binomialformel für die Bewertung einer Option, ist wichtig und gut, aber letztlich sind sie nicht allein entscheidend für einen Erfolg im Optionshandel. Vergessen Sie nicht, dass Sie, wenn Sie sich auf das Gebiet der Optionen wagen, in ein Haifischbecken springen und jeder kleinste Fehler ein Teurer werden kann.

Optionshandel ist einfach, aber nicht leicht: Damit soll  gemeint sein, dass Optionen nicht immer nur rein mathematisch angegangen werden dürfen, sondern dass ein Optionshändler vor allem wissen muss, wie sich seine Gesamtposition verändert, wenn sich die Einflussparameter verändern, wie zum Beispiel ein Aktienkurs, die Zeit oder vor allem auch die Volatilität. Dazu später mehr.

Am Anfang möchte ich die Grundprinzipien eines Optionsmarktes erklären. Fangen wir mit den Grundlagen und Begriffsbestimmungen an:

  • Basiswert (Underlying): Ist die Bezeichnung für das zugrunde liegende Handelsobjekt, auf den sich die Option bezieht. Dies kann zum Beispiel eine Aktie, ein Index oder auch ein Future sein.

  • Basispreis, Ausübungspreis (Strike): Ist der Preis, zu dem man am Verfalltag kaufen oder verkaufen kann, auch Andienungspreis genannt.

  • Call (Kaufoption): Ist eine Option, die dem Käufer das Recht einräumt, ihn aber nicht verpflichtet, ein bestimmtes Underlying  zu einem im Voraus vereinbarten Preis (Basispreis, Strike-Preis) zu kaufen.

  • Put (Verkaufsoption): Der Inhaber einer Put-Option hat das Recht, aber nicht die Pflicht, innerhalb eines bestimmten Zeitraums zu einem im Voraus festgelegten Basispreis zu verkaufen.

  • Laufzeit: Jede Option hat eine festgelegt Laufzeit, an deren Ende das Geschäft endet. Es gibt kurzlaufende Optionen (alles bis etwa vier Wochen) oder langlaufende Optionen (zum Beispiel zwei Jahre). Der letzte Handelstag nennt sich Verfallstag, an dem die Optionen abgerechnet werden.

  • Prämie: Ist der Preis für eine Option, der entweder zu zahlen ist oder den man erhält.

  • At the money:  Der Basispreis entspricht dem aktuellen Aktienkurs.

  • In the money: Der Basispreis bei Calls liegt unterhalb des aktuellen Aktienkurses, bei Puts liegt der Basispreis oberhalb des aktuellen Aktienkurses.

  • Out of the money: Der Basispreis bei Calls liegt oberhalb des aktuellen Aktienkurses, bei Puts liegt der Basispreis unterhalb des aktuellen Aktienkurses.

  • Amerikanische Optionen: Die Option kann während der gesamten Laufzeit ausgeübt werden.

  • Europäische Optionen: Die Option kann nur am Ende der Laufzeit der Option ausgeübt werden

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Beim Handel mit Optionen werden die Begriffe long und short häufig verwendet. Hierbei bedeutet long der generelle Kauf von Optionen, short der Verkauf von Optionen, egal ob bei Calls oder Puts. Dementsprechend gibt es vier grundlegende Positionen: