Hauck & Aufhäuser Marktkommentar Was den Flash-Crash in den USA befeuerte

Burkhard Allgeier, Investmentchef bei Hauck & Aufhäuser:

Burkhard Allgeier, Investmentchef bei Hauck & Aufhäuser:

Gestern setzte sich in den USA die Abwärtsbewegung an den Aktienmärkten beschleunigt fort. Der Dow Jones etwa fiel im Tief bis auf 23.924 Punkte – das war der größte Tagesverlust seit langem. Herbe Verluste hagelte es auf vielen anderen Aktienmärkten rund um den Globus. Die üblichen „sicheren Häfen“ legten zu (USD, JPY, AAA-Anleihen).

Was sind die Gründe?

Immer wieder werden Zinsängste genannt. Gemeint sind damit die Befürchtungen, dass die amerikanische Notenbank in diesem und im nächsten Jahr insgesamt bis zu acht Zinserhöhungen vornimmt. Solche Erwartungen haben sich nach der Fed-Sitzung vom 31. Januar zunehmend durchgesetzt. Wir bezweifeln, ob es wirklich dazu kommen wird. Selbst die für März von der Fed erwartete Zinserhöhung ist nach den Kursrutschen der letzten Tage unwahrscheinlicher geworden – nach wie vor sollte man den „Notenbank-Put“ nicht unterschätzen. Gemeint ist damit die Bereitschaft der Notenbanken, Negativentwicklungen auf den Finanzmärkten nicht noch durch die eigene Politik zu verstärken.

Im Gegenteil, es ist sogar möglich, dass von Seiten der Notenbanken alsbald Entwarnungssignale gesendet werden, Zinssorgen könnten sich also wieder verflüchtigen. Die Märkte würden sich beruhigen und besinnen können, ihre Akteure eben-falls. Die Gewinnberichterstattung verläuft bislang ohne Enttäuschungen. In den USA haben etwas über 40 Prozent der Unternehmen berichtet, mehr als drei Viertel davon haben die Erwartungen (gemessen am Gewinn je Aktie, EPS, übertroffen),  auch die Ausblicke waren überwiegend positiv. Ähnlich verläuft die Earnings Season in Europa und Asien, allerdings ist hier die Berichtsquote noch geringer. 

In einigen Analysen wird davon gesprochen, dass das Sentiment zu euphorisch gewesen wäre. Solche Aussagen sind vage. Unsere eigenen Risiko- und Sentimentindikatoren zeigen, dass derartige Indikatoren momentan im neutralen Bereich liegen – zumindest bis gestern gelegen haben. Finanzmärkte neigen jedoch zu „überschießenden“ Reaktionen. Insbesondere nachdem im gestrigen Handelsverlauf technische Marken nach unten gerissen worden sind, war kaum noch Unterstützung vorhanden.

Dieses Muster ist wenig überraschend. Denn Trendfolgestrategien, Strategien mit Volatilitäts-Targeting oder Hedging-Strategien werden modellimmanent zu gezwungenen Verkäufern, was gestern Nachmittag den „Flash-Crash“ in den USA stark befeuerte und zum Absacken im Dow Jones unter 24.000 Punkte geführt hat.

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Es ist nicht auszuschließen, dass in den kommenden Tagen Manager solcher systematischer Strategien zu weiteren Portfolioanpassungen gezwungen sind und ihr Aktienexposure verringern, sofern es nicht zum (auch möglichen) Aussetzen von Verkäufen kommt („overruling“). Letztlich hat der Ausverkauf vom gestrigen Tage, der sich heute über Asien hinweggezogen hat, einen gewissen „Black-Box“-Charakter.