Grundlagen & Handelstrategien, Teil 3 Diese Optionsstrategien sollte man kennen

Norbert Wolk vom Vermögensverwalter Albrech & Cie.: Seit 25 Jahren beschäftigt er sich mit Optionsstrategien.

Norbert Wolk vom Vermögensverwalter Albrech & Cie.: Seit 25 Jahren beschäftigt er sich mit Optionsstrategien.

Nachdem wir in den vorangegangenen zwei Teilen unserer Serie die Grundprinzipien von Optionen behandelt haben, soll es nun um die Frage gehen, welche Optionsstrategien aus dem großen Pool der Möglichkeiten die erfolgversprechendsten sind. Damit kommen wir zu einem entscheidenden Punkt beim Anlegen – der Markterwartung.

Kauft man Aktien, gibt es nur eine Markterwartung, und das sind steigende Kurse. Bei Optionen hingegen kann man vielfältiger und schlauer investieren, man kann bullische, neutrale oder auch bärische Strategien verfolgen. Je nach Markterwartung kann man Aktien auch mit Optionen kombinieren, so dass sich ein deutlich verändertes Risikoprofil ergibt.

Abhängig von der Markterwartung des Anlegers unterscheidet man folgende Strategien:

  • Bullische Optionsstrategien: Anleger erwartet steigende Märkte
  • Neutrale Optionsstrategien: Anleger erwartet Seitwärtsbewegung der Märkte
  • Bärische Optionsstrategien: Anleger erwartet fallende Kurse

Wir wollen die für die jeweilige Markterwartung in der Praxis erfolgreichen Strategien vorstellen, die für Investoren sinnvoll sind und nicht für Spekulanten. Ziel ist, den Mehrwert einer Option zu erkennen, statt sie als Spielzeug zu verdammen.


Bullische Optionsstrategie

Aktie long + short call = covered Call Writing (CCW)

Diese Strategie ist dann sinnvoll, wenn mit mäßig steigenden Kursen gerechnet wird, im Börsenjargon spricht man von „vorsichtigem Optimismus“. Sie ist letzten Endes vielen schon einmal über den Weg gelaufen, angewendet wird sie aber meiner Meinung nach zu wenig, sodass oft bares Geld verschenkt wird.

Man kombiniert die Aktie aus dem Bestand mit einem verkauften Call, der eine regelmäßige Zusatzeinnahme verspricht. Die Laufzeit des Calls sollte vier Wochen sein, der Strike circa 5 Prozent aus dem Geld, wobei man – je nach Volatilität der Aktie – hier auch variieren und sich anpassen sollte. 5 Prozent aus dem Geld sollte eine Richtschnur darstellen. Hiermit sind je nach Aktie Zusatzeinnahmen von bis zu 0,8 Prozent im Monat möglich.

Folgendes Schaubild soll das Risikoprofil beim CCW verdeutlichen:

Ein Nachteil entsteht dieser Strategie, wenn die Kurse zu schnell steigen und man die Aktie zum festgelegten Basispreis verkaufen muss. Dann spricht man von Opportunitätsverlusten. Geht man von circa 5 Prozent im Monat aus, sollten die meisten Aktien diese Hürde in der Regel aber nicht überschreiten.

Short Put

Der Short Put ist eine Strategie, um billiger als auf dem aktuellen Aktienniveau an eine Aktie zu kommen. Man verkauft, je nach Marktmeinung, unterhalb des aktuellen Aktienkurses einen Put und verpflichtet sich hiermit zum Kauf der Aktie innerhalb einer bestimmten Laufzeit. Auch hier wählt man sinnvollerweise vier Wochen Laufzeit, der Basispreis kann je nach Markterwartung variieren.

Verkauft man zum Beispiel Puts circa 5 Prozent unterhalb des aktuellen Aktienniveaus, sind auch hier Einnahmen von bis zu 1 Prozent pro Monat möglich. Das Risiko bei dieser Strategie ist natürlich, dass die Aktie nach 4 Wochen tiefer als die im Worst Case gedachten 5 Prozent fällt und die Aktie auf einem höheren Niveau gekauft werden muss.