MLP-Treasurer im Gespräch „Wir würden Green Bonds kaufen“

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Inwieweit ist für Sie Nachhaltigkeit in der kurzfristigen Geldanlage wichtig? Oder geht es Ihnen vor allem um Rendite?

Eipl: Der wesentliche Punkt ist für uns die Bonität. Daher betrachten wir die Geschäftsmodelle sehr sorgfältig. Um Ausfälle zu vermeiden, analysieren wir unsere Partner, in die wir investieren und legen größten Wert auf hervorragende Bonität. 

Mit ihrem Aktionsplan „Sustainable Finance“ will die EU-Kommission die Kapitalmärkte grüner machen, Ressourcen schonen und Kapitalflüsse in nachhaltige Investitionen lenken. Investieren Sie schon in grüne Anleihen oder Schuldscheine?

Eipl: Uns werden regelmäßig Green-Bond-Emissionen angeboten. Wir würden Green Bonds kaufen, wenn wir den Schuldner bereits analysiert haben und ihn interessant finden. Es liegt aber in der Natur der Sache, dass ein neuer Emittent noch nicht auf der Liste unserer investierbaren Unternehmen steht. Da der Verkaufsprozess von Anleihen meist sehr schnell über die Bühne geht, halten wir uns zurück, wenn wir den Emittenten noch nicht kennen. Denn die Unternehmensanalyse kostet viel Zeit. Diese hat man bei Primärmarktemissionen nicht.

Bei Schuldscheinen ist das aber anders. Hier können Wochen ins Land gehen, bis die Finanzierung festgezurrt ist. 

Eipl: Stimmt, bei Schuldscheinen haben wir mehr Zeit. Hier müsste die Angebotsseite aber noch deutlich wachsen. Wichtig ist, dass das Emissionsvolumen eine gewisse Größe hat. Wir würden auch nicht in einzelne Schuldscheine investieren, wenn wir mit unserem Anteil bereits einen Großteil der Emission übernehmen würden.

Machen Sie das bitte an einem Beispiel fest.

Eipl: Wenn eine Emission 10 Millionen Euro groß wäre, würden wir nicht daran teilnehmen, da wir selbst bei einem überschaubaren Betrag von 5 Millionen Euro schon die Hälfte der Emission tragen würden. Dieses Klumpenrisiko wäre nichts für uns. Wir fühlen uns wohler, wenn mehrere Mitinvestoren beteiligt sind. 

Sie fühlen sich also in einem Club besser aufgehoben?

Eipl: Schuldscheindarlehen werden beispielsweise von Landesbanken als Intermediäre initiiert. Sie übernehmen dann auch einen Teil auf eigene Rechnung. Da fühlen wir uns deutlich wohler als in einem Anlageprodukt, das nur für uns aufgelegt würde.


Über den Interviewten:
Ralf Eipl leitet das Team „Eigenhandel und Liquiditätssteuerung“ bei MLP Banking, einer Tochtergesellschaft des Finanzvertriebs MLP. Der erfahrene Treasurer hat eine Weiterbildung an der Frankfurt School of Finance & Management absolviert und trägt das vom Verband Deutscher Treasurer (VDT) und der Frankfurt School vergebene Zertifikat „Certified Corporate Treasurer“.

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