Ramin Gholami und Anthea Hohmann von Privatize „Depotbanken beginnen, Private-Markets-Fonds in bestehenden Depots zu verwahren“

Ramin Gholami und Anthea Hohmann von Privatize im Interview.

Ramin Gholami und Anthea Hohmann von Privatize im Interview. Foto: Jasmin Hartmann

private banking magazin: Hilft der Eltif dabei, Private Markets neuen Zielgruppen zugänglich zu machen?

Ramin Gholami: Solche Private-Markets-Fonds, egal ob Eltifs oder für semiprofessionelle und professionelle Anleger zugelassene Fonds, erfreuen sich stark wachsender Nachfrage. Die nächste Anleger-Generation akzeptiert keine Beschränkungen hinsichtlich vermeintlich exklusiver Anlageklassen. Daher passen Private-Markets-Fonds mit kleineren Losgrößen oder gar die Zulassung für den Vertrieb an Privatanleger, wie beim Eltif, sehr gut in die Zeit.

Das in Eltifs investierte Volumen ist im Vergleich zum europäischen Fondsmarkt aber dennoch sehr gering…

Gholami: Dafür gibt es im Wesentlichen drei Gründe. Erstens: Beraterwissen. Private-Markets-Strategien, auch der Eltif, sind beratungspflichtige Investmentprodukte. Die Manager der Gelder von Kirchen und Stiftungen, aber genauso die Berater vermögender Privatkunden, beginnen aktuell erst damit, ihr Wissen über diese Anlageklasse aufzubauen. Zweitens: Marktinfrastruktur. Für viele Investoren und Berater ist der Einsatz von Private-Markets-Fonds aktuell umständlich. Zum Teil ist ein Erwerb eines Produkts auch gar nicht möglich. Im Vergleich zu liquiden Ogaw-Strategien waren Private-Markets-Fonds nicht über die gängigen Infrastrukturen zugänglich und handelbar. Drittens: Produktangebot. Das ursprüngliche Konzept hielt diskretionäre Portfolio Manager und teilweise auch andere Anleger zurück. Schließlich waren sie mit einem Commitment viele Jahre in einen Private-Markets-Fonds „eingeloggt“ und hatten keine Möglichkeit, den Fonds veräußern zu können. Die festgestellten Hürden lassen sich durch Produktinnovation und neue digitale Infrastrukturen abbauen.

 

Was heißt das im Detail?

Anthea Hohmann: Dass das verwaltete Vermögen in Private-Markets-Fonds, sowohl in Eltifs als auch in Strukturen wie Raifs, Part II, SIF und Icav-Fonds, deutlich ansteigen wird – weil es eben diese Produktinnovationen und digitale Infrastrukturen gibt: Sowohl Asset Manager als auch Vermögensverwalter und Privatbanken geben Hilfestellung über edukative Programme. Zudem beginnen Depotbanken und Abwickler damit, Private-Markets-Fonds abzuwickeln und in bestehenden Depots zu verwahren. Perspektivisch sollten die Produkte Seite an Seite mit Aktien und liquiden Strategien im selben Depot liegen. Zudem weitet sich das Angebot semi-liquider und illiquider Produkte führender Asset Manager aktuell deutlich aus, sodass Anleger entscheiden können, ob sie regelmäßigen Zugang zum investierten Kapital wünschen oder eine längere Illiquidität zu ihrem Anlageprofil passt.

Wie werden Private-Markets-Investments von Vermögensverwaltern bislang für ihre Kunden implementiert?

Gholami: Vermögensverwalter haben wegen des fehlenden direkten Zugangs alternative Wege eingesetzt: Seien es Aktien von Private-Markets-Asset-Managern oder Club Deals, um institutionelle Losgrößen für direkte Zeichnungen von führenden Fonds zu ermöglichen. Ein Investment in Aktien eines solchen Asset Managers ist jedoch nicht mit einem Investment in einen Private-Markets-Fonds vergleichbar – sie weisen ein vollkommen anderes Risiko-Renditeprofil auf. Club Deals hingegen ermöglichen zwar, von Diversifikation und attraktiven Erträgen der Private-Markets-Fonds zu profitieren, sind jedoch ein komplexer und kostenaufwendiger Umsetzungsweg. Gleichzeitig sind sie nur einem sehr beschränkten Kundenkreis zugänglich.

 

Welche Anforderungen stellen die neuen Anlegergruppen, die Zugang zu Private-Markets-Fonds erhalten werden?

Gholami: Niedrigere Mindestanlagesummen werden generell begrüßt. Die Frage, ob Private-Markets-Fonds „sparplanfähig“ ab einer Losgröße von 100 Euro oder weniger angeboten werden sollten, hängt auch davon ab, wie lange die Produkte und die Investitionsphasen laufen. Bei einem semi-liquiden Infrastrukturfonds mit langer Laufzeit kann eine geringe Mindestanlagesumme sinnvoll erscheinen, bei einem geschlossenen Private-Equity-Fonds mit einer Laufzeit von zum Beispiel acht Jahren hingegen eher nicht. Generell wird die Ausweitung des Angebots an semi-liquiden Private-Markets-Fonds geschätzt. Intermediäre erhalten dadurch eine höhere Flexibilität, um die Produkte in den Portfolios ihrer Kunden einzusetzen. Auch die Aufsetzung eines solchen Fonds mit nur einem einzigen Kapitalabruf anstelle mehrerer Capital Calls wird als hilfreiche Vereinfachung bewertet – nicht nur von Anlegern, sondern auch von den Betreibern der Depot- und Abwicklungsinfrastrukturen. Schließlich ist auch die Kundenaufklärung und -beratung wichtig. Der Anleger muss im engsten Sinne für den Fonds geeignet sein.

Was erwarten Investoren von Private-Markets-Investments?

Gholami: Private-Markets-Fonds können als Baustein im Portfolio für erhöhte Diversifikation und damit stärkere Resilienz sorgen. Ein gutes Beispiel ist das Jahr 2022: Sieht man sich die Bilanzen institutioneller Portfolios an, so haben deren Anlagen in Private Markets die hochgradig korrelierten und im vergangenen Jahr negativen Wertentwicklungen von Aktien und Anleihen oft deutlich abmildern können.

Hohmann: Neben der Portfoliodiversifizierung erwarten Anleger höhere Renditen, da ihr Kapital häufig über mehrere Jahre gebunden ist – die Illiquiditätsprämie. Private-Markets-Fonds unterstützen die investierten Unternehmen aktiv und ermöglichen Infrastruktur- oder Umweltprojekte. Dadurch können sie soziale und ökologische Mehrwerte schaffen. Letzteres ist insbesondere für die jüngere Generation, von der sich viele aktuell zum ersten Mal mit dem Thema Kapitalanlage beschäftigen, ein sehr wichtiges Kriterium.


Über die Interviewten:

Ramin Gholami ist Leiter Kundenlösungen bei Privatize. Vor seinem Wechsel zu Privatize war er zunächst sieben Jahre bei Blackrock und später bei Natixis für die Zusammenarbeit mit Vermögensverwaltern, Multi-Family Offices und Privatbanken verantwortlich.

Anthea Hohmann ist Mitgründerin und Head of Product bei Privatize. Bevor sie Privatize mit aufbaute, war sie unter anderem für Citigroup und die Gruppe Deutsche Börse tätig.

 

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