Serie Unternehmenfamilien, Teil 1 Beziehungsaufbau mit Vermögensnachfolgeplanung

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Auf diese Weise lassen sich die Wünsche in konkrete Ziele übersetzen und dokumentieren. Der Familienstammbaum eröffnet auch den Blick nach vorn: Ist eine gesetzliche Erbfolge sinnvoll und gewünscht? Oder ist ein Testament vorhanden? In beiden Fällen gilt es zunächst, Wechselwirkungen zwischen den Vermögenswerten zu ermitteln.

Für den unternehmerischen Bereich gilt: Handelsrecht bricht Erbrecht. Für jede Gesellschaft gibt es einen Gesellschaftsvertrag, der Nachfolgeregelungen enthalten kann. Diese Vereinbarungen gehen einer gesetzlichen oder willkürlichen Erbregelung vor.

Um welche Form von Gesellschaften handelt es sich? Bei gewerblich geprägten Gesellschaften ist eine steuerfreie Unternehmensnachfolge im Familienkreis mit einigen Voraussetzungen möglich. Bei vermögensverwaltenden Gesellschaften lassen sich mit lebzeitiger Anteilsübertragung einige Steuerfreibeträge nutzen.

Die eigenen geschaffenen Werte zu erhalten, ist vielen Unternehmern ein Grundbedürfnis. Mit der Ansprache auf strategische Zukunfts- und Generationenplanung gelingt es, sich als Vertrauensperson in Stellung zu bringen. Die Summe der Informationen entspricht einer Inventur. Die Dokumentation der Ziele schafft Klarheit und einen Ausgangspunkt für die Beratung. Die gemeinsame Umsetzung verringert Risiken, fördert neue Investitionsmöglichkeiten zu Tage und ermöglicht das steueroptimierte und harmonische Umsetzen eventueller Übertragungen.

An dieser Stelle entsteht ein Prozess, bei dem Unternehmer und Berater stets an den Ausgangspunkt zurückkehren. Denn bei jeder größeren Entscheidung gilt es, den Vermögenswert optimal in das vorhandene Portfolio einzubinden.

Beleg aus der Praxis

Ein Praxisbericht einer Unternehmerfamilie verdeutlicht die vielfältigen Möglichkeiten einer strategischen Beratung, die sich an deren Bedürfnissen orientiert. Eine langfristige Zusammenarbeit ist logisch und für alle Beteiligten lohnend.

Die Beratung der Familie begann hier mit dem Sohn. Im Gespräch berichtete er vom elterlichen Betrieb, von der Schwangerschaft seiner Freundin und den zwei Wünschen: für seine Familie zu sorgen und mit seinen Kenntnissen Unternehmer sein zu wollen. Es stellte sich heraus, dass er über eine Unternehmensnachfolge mit seinen Eltern nie gesprochen hatte und sie seine Ansprachen eher abwehrten.

Es folgte ein moderiertes gemeinsames Gespräch im Familienkreis. Die Vorstellung einer strategischen Vermögensplanung, um die vorhandenen Werte sinnvoll weiterzugeben, fand Zustimmung. So ließ sich der Stammbaum um die Eltern ergänzen. Auf Nachfrage stellte sich heraus, dass es noch ein uneheliches Kind eines Ehegatten gab, welches je nach zeitlicher Abfolge auch einen Pflichtteilsanspruch hat.

Nach Zuordnung der Vermögenswerte zeigte sich zudem, dass ein sehr alter Gesellschaftsvertrag vorlag. Demzufolge gehört das Unternehmen der Mutter allein. Zusätzlich stand in der Bilanz noch eine Pensionszusage zu ihren Gunsten. Nach Aufklärung über Umfang und Auswirkung waren wir in der Lage, die Ziele der Unternehmerin und des Sohnes darauf zu vereinen, die Gesellschaft fortzuführen.

Im Ergebnis erfüllte die Beratung viele Ziele und Bedürfnisse: Der Sohn konnte das Unternehmen von der Mutter direkt übernehmen, Investitionen tätigen und es so zukunftsfähig aufstellen. Das Bonuskind der Mutter wird durch lebzeitige Übertragungen ihrerseits auf den Sohn nur Werte vom Vater erben. In einem zweiten Schritt wurde der Unternehmenswert geklärt, inklusive Werten aus der Pensionszusage und Entwicklung eines eigenen strategischen Vermögenskonzepts.


Über den Autor:

Gordon Gifaldi ist Certified Foundation and Estate Planner (CFEP) und zertifizierter Testamentsvollstrecker. Als Erbschaftsplaner, zertifizierter Mediator und Stiftungsmanager betreut er Unternehmerfamilien in der strategischen Zukunfts- und Generationenplanung.

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