Schwieriges Thema Themen- und Megatrendfonds und ihre erste Krise

Bunte Auswahl in einem Supermarkt

Bunte Auswahl in einem Supermarkt: Jahrelang griffen Anleger bei Themenfonds gerne zu, nun erlaubt die Produktgattung ihre erste Krise. Das verändert auch den Großhandel mit professionellen Käufern. Foto: Imago Images / ITAR-TASS

Themenfonds offenbarten sich in den vergangenen Jahren in teils kuriosen Ausprägungen: So schmückt sich Allianz Global Investors mit einem Fonds, dessen Manager in Profiteure des Haustier-Booms investieren – ein „Megatrend“ und ein „neuer Wirtschaftssektor“, schreibt der Asset Manager des Versicherungskonzerns. Der US-Anbieter Rize brachte im Zuge globaler Gras-Legalisierungswellen seinen ETF zu „Medical Cannabis and Life Sciences“ an den deutschen Markt – dessen Anteilswert sich erst vervielfachte und dann ins Bodenlose fiel.

Abgesehen von solch drolligen und eher unbedeutenderen Fonds-Anekdoten existieren aber durchaus etablierte und teilweise milliardenschwere Themenfonds von Pictet, Blackrock oder eben Allianz. Und: Die Mittelzuflüsse in Themenfonds sprachen zumindest bis Anfang 2021 eine recht deutliche Sprache, vervielfachten sich nach einer Delle zwischen 2018 und 2020 wieder regelmäßig. Interessant ist: Europa ist sowohl bei den Zuflüssen als auch bei den global größten Themenfonds oftmals Spitzenreiter. Regelmäßig floss hier deutlich mehr Vermögen in Themenfonds als in den USA oder dem Rest der Welt. Und auch viele der global größten Themenfonds sind in Europa domiziliert. Der hiesige Markt für Themenfonds überflügelt sein US-amerikanisches Äquivalent zudem recht deutlich und ist somit die mit Abstand wichtigste Region für den Absatz entsprechender Produkte.

 

„Die Zahl der Themenfonds und auch deren Anerkennung unter Investoren hat massiv zugenommen“, bestätigt Philipp von Königsmarck, der bei Legal & General Investment Management den deutschen Vertrieb entsprechender Produkte verantwortet. Aber: Im Rahmen der jüngsten Kapitalmarktverwerfungen verzeichneten Themenfonds auf breiter Front Nettoabflüsse. Zum anderen trennte sich bei den Produkten selbst die Spreu vom Weizen. Themen wie Batterietechnologie, Logistik oder die Energiewende reüssierten in den vergangenen drei Jahren, während das schon angesprochene Trendthema Cannabis kollabierte. Die Themenfonds-Branche erlebte ihre erste Krise.

Nicht jede Behauptung ist auch wirklich ein Thema für einen Fonds

Gefragt waren Themenprodukte in den vergangenen Jahren – das bestätigen neben Königsmarck weitere Themenfonds-Experten – ohnehin eher bei Privatinvestoren. Im Wholesale-Segment kämen die Themen als greifbare und leicht verständliche Investments gut an. „Institutionelle Anleger hingegen haben bei diesen Strategien nie eine hervorgehobene Rolle gespielt, denn für diese Investoren sind viele Themen viel zu volatil“, erklärt Walter Liebe, der sich als Mitglied der Geschäftsleitung von Pictet Asset Management in Deutschland seit Jahren mit Themenfonds beschäftigt.